Die Ruhr-Universität Bochum trauert um den Filmwissenschaftler und Filmemacher Prof. Dr. Gunther Salje, der am 2. November 1998 verstorben ist.
Bochum, 04.11.1998
Nr. 242
Von der "Liebe zum filmischen Film"
RUB trauert um Prof. Dr. Gunther Salje
Filmwissenschaftler und Filmmacher verstorben
Die Ruhr-Universität Bochum trauert um den Filmwissenschaftler und Filmemacher Prof. Dr. Gunther Salje, der am 2. November 1998 verstorben ist. Er lehrte seit dem Wintersemester 1991 am Institut für Film- und Fernsehwissenschaft der RUB und war derzeit im Begriff, an die Universität - Gesamthochschule - Paderborn zu wechseln, wo er in der Kunstwissenschaft und in dem neu gegründeten Diplom-Studiengang Medienwissen-schaft einen Schwerpunkt im Bereich Film aufbauen wollte. Die RUB wird ihm stets ein ehrendes Andenken erhalten.
Biographisches
Gunther Salje wurde am 26.3.1950 in Sulingen geboren. Nach dem Abitur 1969 in seiner Heimatstadt studierte er zunächst Kunstpädagogik und Theatergeschichte an der Universität München, ab Wintersemester 1970/71 Regie, Dramaturgie und Medienwissenschaft an der Hochschule für Fernsehen und Film, wo er 1973 sein Abschlußexamen als Film- und Fernsehregisseur erfolgreich absolvierte. 1974 wechselte er an die Uni Bremen, wo er 1976 mit einer Dissertation "Psychoanalyse und Film" zum Dr. phil promoviert wurde. 1979 habilitierte er sich an der Universität Oldenburg mit einer Arbeit über "Film, Fernsehen, Psychoanalyse" (Frankfurt/New York 1980). 1982 wurde er Professor an der Fachhochschule Lüneburg, von 1984 bis 1990 lehrte er an der Universität - Gesamthochschule - Duisburg im Studiengang "Praxis und Theo-rie audiovisueller Kommunikation".
Praxis und Theorie
In seine wissenschaftliche Befassung mit dem Film brachte Gunther Salje gleichzeitig eine umfängliche Praxiserfahrung ein, die er nach dem Abschluß an der Hochschule für Film und Fernsehen in München, eine der beiden ersten Filmhochschulen der damaligen BRD, durch mehrere Produktionen in den 70er Jahren für deutsche Fernsehanstalten gewonnen hatte. Diese doppelte Ausrichtung auf Fragestellungen der Theorie und konkrete Anforderungen der Praxis stellte für die Studierenden des RUB- Studiengangs "Film- und Fernsehwissenschaft" einen großen Gewinn dar. Bereichernd wirkte sich hierfür auch der weitergreifende Interessenhorizont von Gunther Salje aus, der Literatur gleichermaßen erfaßte wie Architektur oder Malerei, und den Gunther Salje immer wieder gerade auch im Zusammenhang seiner Exkursionen den Studierenden eröffnete.
Zuletzt auf Hitchcock, Antonioni und Truffaut konzentriert
Nach einer anfänglichen Konzentration auf psychoanalytische Fragestellungen, auf die, wie es in einer späteren Publikation noch einmal verdeutlicht wird, "Regie des Unbewußten", verfolgte Gunther Salje in seinen Schriften gleichermaßen Fragestellungen der Ästhetik wie sozialwissenschaftliche Problemstellungen einer "Empirie des Alltagsbewußtseins". In den letzten Jahren konzentrierten sich die Publikationen von Gunther Salje auf die Möglichkeit, zu Klassikern des Film wie Hitchcock, Antonioni oder Truffaut einen eigenen Zugang zu finden und in Schriftform auch zu vermitteln. Wenn Salje in einer seiner "Vom Hundertsten ins Tausendste" überschriebenen Filmskizzen von seiner "Liebe zum filmischen Film" spricht, so zeigen zweifellos gerade diese Schriften am klarsten den dieser "Liebe" eigenen Blick in Gestalt einer Verbindung von analytischer Erschließung der ästhetischen und philosophischen Problemstellungen und einer daran ansetzenden didaktischen Weiterführung in Form von Fragestellungen, die der Leser für sich, oder die Studierenden in der Gruppe beantworten und in eigene Drehbuchentwürfe weiterführen sollten. Diese eng am historischen Material gewonnene Sensibilisierung und die damit einhergehende Öffnung für eigene gegenwärtige Problemstellungen vermittelte Gunther Salje den Studierenden, die ihn als Lehrer und Ratgeber hoch schätzten, in überzeugender Weise.
Criteria of this press release:
Art / design, Language / literature, Media and communication sciences, Music / theatre
transregional, national
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German
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