idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/16/2020 13:58

Können Autohersteller Beatmungsgeräte bauen? HHN-Experte spricht Klartext

Vanessa Offermann Abteilung Hochschulkommunikation
Hochschule Heilbronn

    Interview mit Professor Patrick Balve. Er ist Professor für Logistikplanung und Organisation im HHN-Studiengang Produktion und Prozessmanagement (PPM).

    Professor Balve, dass statt dem Pkw nun das Beatmungsgerät am Fließband gebaut wird, ist das denkbar?

    Die Idee, dass jetzt Automobilhersteller binnen weniger Tage von der Montage eines Pkw auf Beatmungsgeräte umstellen könnten, ist völlig unrealistisch. Von der Geometrie und Größe sowie vom Fertigungsprinzip her, haben solche Geräte nichts mit Pkw zu tun.
    Möchte man einen Montagebereich auf ein grundlegend neues Erzeugnis umstellen, so gehen locker mehrere Monate ins Land. Und dann muss natürlich auch ein hohes, der Medizintechnik angemessenes Qualitätsniveau sichergestellt werden.
    Das braucht genauso viel Erfahrung wie bei der Herstellung eines Pkw – und damit Zeit. Sicherlich sinnvoll ist das Angebot der Automobilhersteller, oder auch der Zulieferindustrie, qualifiziertes Personal bereit zu stellen.

    Sie lehren im Studiengang Produktion und Prozessmanagement – sind also ein wahrer Fachmann, wenn es ums Thema Produzieren geht.
    Warum können etablierte Hersteller solcher Geräte nicht einfach mehr herstellen?

    Selbst führende Unternehmen mit einer beherrschten und eingeschwungenen Fertigung von Beatmungsgeräten können ihre Fertigungskapazität nicht ohne weiteres verdoppeln oder gar verdreifachen. Kurzfristig ginge das natürlich mit der Stammmannschaft durch Einführen zusätzlicher Schichten unter Ausnutzung der jeweiligen Arbeitszeitregelungen. Nicht jede Fertigungsstruktur ist aber geeignet, gleichzeitig auch höhere
    Stückzahlen zu verkraften. Damit wären wir wieder bei dem Problem, dass man Vorlaufzeit braucht, um die Montage und angrenzende Bereiche neu auszurichten. Und schließlich darf man nicht vergessen, dass wir ganze Zulieferketten auf die dann sprunghaft angestiegenen Bedarfe an Rohmaterialien, Teile und Vorkomponenten anpassen müssten. Als Ausweg könnte man zwar die Fertigung von Teilen im 3-D-Druck-Verfahren sehen – und auch dazu gibt es ja in der Region entsprechende Hilfsangebote – aber das betrifft nur ausgewählte Teile eines durchaus komplexen Beatmungsgeräts.

    Stichwort Schutzausrüstung. Käme hier eine Produktion in Frage?

    Was Firmen der Region anbieten, ist ja zunächst einmal die Bereitstellung von Atemschutz und Schutzkleidung; beides wird aufgrund der häufig runtergefahrenen Produktion in den entsprechenden Betriebsbereichen vorübergehend nicht benötigt. Hier wird man aber nur die Mengen zu Verfügung stellen, die man in Übermaß auf Lager hat ohne dabei seine Möglichkeiten einzuschränken, in ein paar Wochen die Produktion wieder hochfahren zu können. Was die echte Herstellung von Filtermasken und Schutzkleidungen anbetrifft, da bin ich sicherlich kein Experte für, aber ganz ohne Nähmaschine,
    Betriebsmittel und entsprechende Textilien und Fasermaterialien wird es wohl nicht gehen, womit wir leider wieder bei der Beschaffungsproblematik wären.

    --
    Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
    Mit ca. 8.400 Studierenden ist die Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Ihr Kompetenz-Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. An vier Standorten in Heilbronn,
    Heilbronn-Sontheim, Künzelsau und Schwäbisch Hall bietet die Hochschule mehr als 50 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Hochschule pflegt enge Kooperationen mit Unternehmen aus der Region und ist dadurch in Lehre, Forschung und Praxis sehr stark vernetzt.

    Ansprechpartner: Prof. Dr.-Ing. Patrick Balve, Fakultät Technische Prozesse (TP),
    Produktion und Prozessmanagement (PPM),
    Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 07131-504-602
    E-Mail: patrick.balve@hs-heilbronn.de, Internet: http://www.hs-heilbronn.de/ppm

    Pressekontakt Hochschule Heilbronn: Vanessa Offermann
    Bildungscampus 14, 74076 Heilbronn, Telefon: 07131-504-553,
    E-Mail: vanessa.offermann@hs-heilbronn.de, Internet: http://www.hs-heilbronn.de


    Images

    Professor Patrick Balve lehrt im HHN-Studiengang Produktion und Prozessmanagement (PPM).
    Professor Patrick Balve lehrt im HHN-Studiengang Produktion und Prozessmanagement (PPM).

    None


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, all interested persons
    Economics / business administration, Materials sciences, Mechanical engineering, Traffic / transport
    regional
    Organisational matters, Studies and teaching
    German


     

    Professor Patrick Balve lehrt im HHN-Studiengang Produktion und Prozessmanagement (PPM).


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).