idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/21/2020 10:46

Fransenschildkröte: Neue Art entdeckt

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Senckenberg-Wissenschaftler Uwe Fritz hat mit einem internationalen Team anhand von genetischen Untersuchungen eine neue Fransenschildkröten-Art beschrieben. Bislang war man davon ausgegangen, dass es nur eine einzige Art der Gattung Chelus gibt. Mit der Neubeschreibung muss auch der Schutzstatus der Arten, die häufig illegal in den Tierhandel geraten, überdacht werden. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal „Molecular Phylogenetics and Evolution“.

    Die Fransenschildkröte, auch als Matamata bekannt, hat ihr außergewöhnliches Aussehen nicht ohne Grund: Im Schlamm verborgen wirken die bis zu 53 Zentimeter großen Tiere unter Wasser wie mit Algen bewachsene Steine. Nähert sich aber ein Beutetier wird dieses durch plötzliches Öffnen des großen Mauls eingesaugt und im Ganzen verschluckt. „Obwohl diese Schildkröten aufgrund ihres skurrilen Aussehens und ihres ungewöhnlichen Fressverhaltens weit bekannt sind, ist erstaunlich wenig über ihre Variabilität und Genetik bekannt“, erklärt Professor Dr. Uwe Fritz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden und fährt fort: „Bislang nahm man an, dass es nur eine einzige, weit in Südamerika verbreitete Art dieser Panzerträger gibt.“

    Doch gerade solche, vermeintlich weit verbreitete und als nicht bedroht eingestufte Tierarten habe es oft „in sich“ – nicht selten werden sie anhand von genetischen Untersuchungen in mehrere eigenständige Arten aufgeteilt. „In verschiedenen Studien wurde darauf hingewiesen, dass sich die Matamatas optisch stark unterscheiden können. Dies haben wir zum Anlass genommen und die Fransenschildkröten genetisch unter die Lupe genommen“, ergänzt der Dresdner Wissenschaftler.
    Anhand von 75 DNA-Proben konnten die Forschenden zeigen, dass es entgegen bisheriger Annahmen zwei genetisch und morphologisch klar voneinander unterscheidbare Arten der Fransenschildkröte gibt. Die neu beschriebene Art Chelus orinocensis ist im Orinoco- und Río Negro-Becken verbreitet, die als Chelus fimbriata bekannte Art lebt ausschließlich im Amazonas-Becken.
    Die Trennung der beiden Arten erfolgte laut der Studie im späten Miozän, vor etwa 13 Millionen Jahren. In diesem Zeitraum trennten sich das damalige Amazonas-Orinoco-Becken in die beiden heutigen Flussgebiete. Zahlreiche aquatische Tierarten wurden so räumlich separiert und entwickelten sich genetisch auseinander.

    Mit der Beschreibung der neuen Art muss auch der Gefährdungsstatus der Fransenschildkröte überdacht werden. „Bislang galt die Art aufgrund ihrer Verbreitung als nicht bedroht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Bestände durch die Aufspaltung in zwei Arten geringer sind, als bisher angenommen. Zusätzlich werden jedes Jahr tausende dieser skurril anmutenden Schildkröten von den Behörden beschlagnahmt, die illegal in den Tierhandel gelangten. Wir müssen diese faszinierenden Tiere schützen, bevor es zu spät ist“, schließt Erstautor der Studie Professor Mario Vargas-Ramírez, früher ebenfalls bei Senckenberg in Dresden tätig und nun an der kolumbianischen Nationaluniversität in Bogotá.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Uwe Fritz
    Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
    Tel. 0351 7958414328
    uwe.fritz@senckenberg.de


    Original publication:

    Mario Vargas-Ramírez, Susana Caballero, Mónica A. Morales-Betancourt, Carlos A. Lasso, Laura Amaya, José Gregorio Martínez, Maria das Neves Silva Viana, Richard C. Vogt, Izeni Pires Farias, Tomas Hrbek, Patrick D. Campbell, Uwe Fritz (2020): Genomic analyses reveal two species of the matamata (Testudines: Chelidae: Chelus spp.) and clarify their phylogeography,
    Molecular Phylogenetics and Evolution,
    https://doi.org/10.1016/j.ympev.2020.106823


    Images

    Anhand von genetischen Untersuchungen wurde eine zweite Art der Fransenschildkröte entdeckt.
    Anhand von genetischen Untersuchungen wurde eine zweite Art der Fransenschildkröte entdeckt.
    Henrik Bringsøe
    None

    Die neu beschriebene Art Chelus orinocensis ist im Orinoco- und Río Negro-Becken verbreitet.
    Die neu beschriebene Art Chelus orinocensis ist im Orinoco- und Río Negro-Becken verbreitet.
    Mónica A. Morales-Betancourt
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Anhand von genetischen Untersuchungen wurde eine zweite Art der Fransenschildkröte entdeckt.


    For download

    x

    Die neu beschriebene Art Chelus orinocensis ist im Orinoco- und Río Negro-Becken verbreitet.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).