In einer explorativen Studie der Pädagogischen Hochschulen in Heidelberg und Ludwigsburg wurden Schülerinnen und Schüler zu ihren Erfahrungen im ersten Abschnitt der neuen Schule zu Hause befragt. Die Studie bietet mit ihren Einblicken in das häusliche Lernen sowohl Anhaltspunkte für die Lehrkräfte und die Schulen als auch für die Lehrerbildung.
Bedingt durch die Ausbreitung des Coronavirus und die Maßnahmen zu seiner Eindämmung wurden am 17. März 2020 die Schulen in Baden-Württemberg geschlossen und die Schülerinnen und Schüler – mit Ausnahme von wenigen Notregelungen – in das häusliche Lernen entlassen. Eine solche verordnete häusliche Beschulung, mit der die gesellschaftliche Bildungsfunktion und Schulpflicht aufrechterhalten werden soll, ist beispiellos in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Konkrete Handlungsempfehlungen lagen zum Zeitpunkt der Schulschließungen nicht vor und waren von den Schulen und Lehrpersonen in kürzester Zeit zu entwickeln. Aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus, bleiben bislang viele Fragen zur Schule zu Hause unbeantwortet, die nicht nur inhaltlich bedeutsam für die Weiterentwicklung der Hochschullehre sind, sondern darüber hinaus auch den Schulen und Lehrkräften Anhaltspunkte zum Handeln geben könnten.
Eine gerade veröffentlichte Studie der Pädagogischen Hochschulen Ludwigsburg und Heidelberg, in der Schülerinnen und Schüler zur neuen Situation befragt wurden, versucht diese Lücke mit ersten explorativen Ergebnissen zu füllen. Sie wurde von Valentin Unger, Doktorand im „Projekt Effektive Kompetenzdiagnose in der Lehrerbildung (EKoL)“ an der PH Heidelberg, Professor Dr. Albrecht Wacker von der PH Ludwigsburg, und Dipl.-Päd. Thomas Rey, ebenfalls Doktorand im EKoL-Projekt an der PH Heidelberg und Mitarbeiter der Universität Bamberg, durchgeführt.
In dieser Studie wurden Schülerinnen und Schüler nach den (digitalen) Verfahren der Schule zu Hause, nach ihrer täglich aufgewendeten Arbeitszeit, nach erfolgten Kontrollen und Rückmeldungen sowie nach Vor- und Nachteilen befragt. Von Interesse war ebenfalls, was aus ihren Erfahrungen heraus förderlich erscheint, wenn die Schulen weiterhin (teilweise) geschlossen bleiben würden.
Zum Zeitpunkt der Befragung hatten die Probandinnen und Probanden den ersten Arbeitsblock von der Schulschließung bis zu den Osterferien bewältigt. Insgesamt liegen die Antworten von 169 Personen vor, wobei die Stichprobe ein deutliches Übergewicht von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums aufweist.
Insgesamt verweist die Studie auf eine große Varianz der Schülereinschätzungen bezüglich der Schule zu Hause, die zwar auch positive Beurteilungen enthält („…eigentlich war alles gut so.“), aber mehrheitlich unzureichende Aspekte andeutet („Ich kann das nicht alleine, es ist keiner da, der mir es erklärt.“). Mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler gibt ferner an, weniger als im Präsenzunterricht für die Schule zu arbeiten; jeweils ein knappes Viertel verweist darauf, eben so viel oder sogar mehr zu arbeiten.
Die Studie zeigt, dass die verschiedenen Wege und Verfahren, über die häusliche Beschulung erfolgt, noch vielfältiger sind als bisher angenommen: Die Angaben der befragten Schülerinnen und Schüler lassen den Schluss zu, dass sich der digitale Unterricht nicht nur von Schule zu Schule unterscheidet. Vielmehr bestehen auch innerhalb einer Schule häufig differente Wege und die Lehrkräfte machen unterschiedliche Vorgaben, wie etwa Aufgaben einzureichen sind. Für die Schülerinnen und Schüler erschwert sich hierdurch nach eigener Angabe die Strukturierung ihrer Arbeit und sie wünschen sich in Folge, dass die Vorgaben innerhalb einer Schule abgestimmt und besser koordiniert werden. Die Ergebnisse verdeutlichen darüber hinaus den Wunsch der Lernenden nach einer engmaschigeren Kommunikation mit den Lehrpersonen, die ungeachtet der vielfältigen und engagierten Bemühungen der Lehrkräfte über das häufig aufzufindende „Aufgabe-Lösung“-Schema des Heimunterrichts hinausweist.
Die Autoren der Studie stellen den Datensatz gerne allen interessierten Personen zur Verfügung und laden zu weiteren Forschungen ein. Die Ergebnisse wurden online in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Lehren und Lernen“ veröffentlicht und in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift b & w auch den Lehrkräften in einer Kurzfassung zur Verfügung gestellt.
Prof. Dr. Albrecht Wacker, Professur für Schulpädagogik der Sekundarstufe I,
Reutealle 46, 71141 Ludwigsburg,
Tel. 07141/140-221, E-Mail albrecht.wacker(at)ph-ludwigsburg.de
https://neckar-verlag.de/media/pdf/e4/d0/ac/11-2020-05G.pdf
Criteria of this press release:
Journalists, Teachers and pupils
Media and communication sciences, Psychology, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research results, Schools and science
German
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