Das Institut für Digitale Ethik (IDE) der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart hat gemeinsam mit Studierenden eine Value Map für die Corona-App erarbeitet. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern damit die Umsetzung eines "Ethics by Design"-Ansatzes für die gesamte Prozesskette rund um die App. Nur so könne letztlich eine gesellschaftlich breit akzeptierte Anwendung gewährleistet sein.
Die App schlägt Alarm: Ich hatte Kontakt mit einer infizierten Person. Was jetzt? Muss ich mir Sorgen machen? Wo finde ich Informationen, wie ich mich verhalten soll? Soll ich beim Gesundheitsamt anrufen? Wie lange hänge ich in der Warteschleife? Bekomme ich schnell einen Test? Begebe ich mich in Quarantäne? Wer sagt mir, wann ich wieder raus darf? Was ist mit meiner Familie und meinen Freunden? Wo bekomme ich psychologische Hilfe?
So ähnlich könnte ein Anwendungsszenario für die geplante Corona-App aussehen, mit der die Bundesregierung die Hoffnung verbindet, Infektionsketten möglichst schnell zu erkennen und zu stoppen. Menschen, die Kontakt zu infizierten Personen hatten, sollen somit nicht Gefahr laufen, unbewusst das Virus weiterzuverbreiten.
Datenschutz und technische Funktionen wurden schon vielfach thematisiert. Aber kaum jemand hat sich darüber Gedanken gemacht, wie die App in einem funktionierenden Gesamtprozess eingebettet ist und die darin relevanten Werte berücksichtigt werden: Welche konkreten Folgen entstehen bei einem Alarm für App-Nutzende, Familie, Angehörige, Ärzte, Gesundheitsämter, Arbeitgeber und Kommunalpolitik?
Um Vertrauen in eine App zu schaffen, sollte sie nicht nur als technisches Werkzeug betrachtet werden, sondern auch als ein Eingriff in das Leben jedes Individuums. Deshalb ist ein Blick durch die "ethische Brille“ unabdingbar. Dabei hilft der Ethics by Design-Ansatz. Das bedeutet: Bereits bei der Konzeption und Entwicklung eines Produkts müssen Werte und ethische Fragestellungen eine entscheidende Rolle spielen.
Studierende der Masterstudiengänge Unternehmenskommunikation und Medienmanagement haben sich in einem Think-Tank zusammen mit dem Institut für Digitale Ethik der Hochschule der Medien mit diesem ethischen Ansatz zur Corona-App beschäftigt. Als Impuls für eine Debatte halten sie die folgenden fünf Fragen zur Verantwortlichkeit und Fürsorgepflicht von Entwicklern und öffentlicher Hand für wichtig:
- Sind die Prozesse im Gesamtsystem so gestaltet, dass sie Vertrauen, Wertschätzung und Verantwortungsgefühl implizieren?
- Ist die Kommunikation rund um die App auf Transparenz und Offenheit hin angelegt?
- Sind genügend Ressourcen vorhanden, um vor allem bei einem positiven Alarm medizinische und psychosoziale Unterstützung für Betroffene zu leisten?
- Wie gelingt die Inklusion möglichst vieler Gesellschaftsgruppen und eine Barrierefreiheit im Gesamtsystem (etwa bei Sprachbarrieren, technischer Unerfahrenheit, nicht vorhandener Technik)?
- Wie können und sollen Minderjährige mit der App umgehen?
Wenn die Corona-App auf der Basis von Ethics by Design, also werteorientiert, gestaltet wird, kann sie auch als Chance verstanden werden. Sie kann zu einer Sensibilisierung für gesellschaftliches Miteinander und die Relevanz eines ethischen Fokus bei technischen Innovationen führen. Angesichts der aktuellen Lockerungen kann die App einen Beitrag zu mehr Sicherheit für den Einzelnen und die Gemeinschaft liefern.
Grundlage dieser Überlegungen ist eine Value Map (https://www.hdm-stuttgart.de/digitale-ethik).
Kontakt:
Prof. Dr. Petra Grimm
Institut für Digitale Ethik
E-Mail: grimm@hdm-stuttgart.de
Telefon: 0711 8923 2202
http://www.hdm-stuttgart.de/digitale-ethik
http://www.hdm-stuttgart.de
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HdM Stuttgart
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Criteria of this press release:
Journalists
Information technology, Media and communication sciences, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Studies and teaching
German
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HdM Stuttgart
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