idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/25/2020 09:33

Akademikerkinder stehen stärker unter Stress

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Der Beginn eines Studiums ist für alle eine aufregende Phase. Kinder aus Akademikerhaushalten haben während dieser Zeit allerdings deutlich mehr Stress als solche aus Nicht-Akademikerfamilien. Das hat ein schweizerisch-deutsches Forschungsteam anhand einer Haaranalyse unter Studienanfängerinnen herausgefunden. Möglicherweise stresst sie die Befürchtung, durch ein Versagen im Studium den Sozialstatus der Familie zu gefährden, folgern der Autor Prof. Dr. Alex Bertrams von der Universität Bern und die Autorin Dr. Nina Minkley von der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Sie berichten in Frontiers of Psychiatry vom 5. Juni 2020.

    Stresshormon lagert sich im Haar ein

    In Stresssituationen schüttet der Körper vermehrt das Hormon Cortisol aus, das auch in die wachsenden Haare gelangt und sich dort – im Falle von über längere Zeit hohen Werten – einlagert. Untersucht man die Haare, kann man daran erkennen, in welchen Phasen eine Person vermehrt Stress hatte.

    Um herauszufinden, ob sich das Stresslevel bei jungen Menschen mit verschiedenen familiären Hintergründen zu Beginn eines Hochschulstudiums unterscheidet, gewann das Forschunsgsteam insgesamt 71 Testpersonen. „Die einzigen Einschlusskriterien waren, dass sie im ersten Semester sein mussten, und dass sie ausreichend langes Haar hatten“, erklärt Nina Minkley aus der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie der RUB. „Letzteres hat dazu geführt, dass wir fast nur Frauen rekrutieren konnten und die wenigen Männer schließlich nicht eingeschlossen haben, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen.“

    Haarsträhnen und Fragebögen

    Die Probandinnen stellten dem Forschungsteam je drei dünne Haarsträhnen zur Verfügung, die nahe der Kopfhaut abgeschnitten wurden. Da ein Haar etwa einen Zentimeter pro Monat wächst, untersuchten die Forscher die neuesten anderthalb Zentimeter, die in den sechs Wochen seit Studienbeginn gewachsen waren. Darüber hinaus füllten die Teilnehmerinnen Fragebögen aus, in denen sie unter anderem Auskunft über den Bildungsgrad ihrer Eltern gaben. Auch über den von ihnen selbst wahrgenommenen Stress wurden sie befragt.

    Es stellte sich heraus, dass Studienanfängerinnen aus Akademikerhaushalten, in denen mindestens ein Elternteil selbst über einen Hochschulabschluss verfügte, höhere Stresslevel aufwiesen als solche aus Nicht-Akademikerhaushalten, obwohl sie sich in anderen Punkten nicht unterschieden. Der selbst wahrgenommene Stresslevel unterschied sich zum Beispiel nicht.

    Drohender Statusverlust stresst

    Das Forschungsteam interpretiert dieses Ergebnis als Zeichen dafür, dass Studentinnen aus Akademikerhaushalten stärker unter Druck sind, weil ein Versagen im Studium einen Statusverlust für sie und ihre Familie bedeuten würde. Das passt zu den Ergebnissen soziologischer Studien, die gezeigt haben, dass Akademikerkinder selbst dann dazu neigen, ein Studium aufzunehmen, wenn ihre schulischen Leistungen eher nicht erwarten lassen, dass sie auch erfolgreich sein werden. „Nicht-Akademikerkinder können hingegen nur gewinnen und sind deswegen wahrscheinlich weniger gestresst“, so Minkley.

    Originalveröffentlichung

    Alex Bertrams, Nina Minkley: Preliminary indications that first semester students from academic households exhibit higher hair cortisol concentrations than their peers from non-academic households, in: Frontiers in Psychiatry 2020, DOI: 10.3389/fpsyt.2020.00580

    Pressekontakt

    Dr. Nina Minkley

    Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie
    
Fakultät für Biologie und Biotechnologie

    Ruhr-Universität Bochum

    Tel.: +49 234 32 29020

    E-Mail: nina.minkley@rub.de


    Contact for scientific information:

    Dr. Nina Minkley

    Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie und Didaktik der Biologie
    
Fakultät für Biologie und Biotechnologie

    Ruhr-Universität Bochum

    Tel.: +49 234 32 29020

    E-Mail: nina.minkley@rub.de


    Original publication:

    Alex Bertrams, Nina Minkley: Preliminary indications that first semester students from academic households exhibit higher hair cortisol concentrations than their peers from non-academic households, in: Frontiers in Psychiatry 2020, DOI: 10.3389/fpsyt.2020.00580


    More information:

    https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2020.00580/full?&utm_sour... - Originalpaper


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Psychology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).