Am 24. Juli 2020 hätten die 32. Olympischen Spiele im neuen Olympiastadion von Tokyo eröffnet werden sollen. Was für Japan ein glorreiches Jahr 2020 hätte werden sollen, katapultierte die Welt stattdessen in eine Pandemie und führte zur Verschiebung der Olympischen Spiele. Auch die Zukunft für Tokyo als Olympiastadt bleibt ungewiss. Die Buchpublikation "Japan Through the Lens of the Tokyo Olympics" erklärt den facettenreichen Einfluss von Tokyo 2020 auf die Stadt, das Land und die Menschen in Tokyo und Japan – ungeachtet der Verschiebung und potentiellen Absage der Spiele.
Im Juli 2020 befindet sich die Welt noch immer im Ausnahmezustand. Die Pandemie hat bis Anfang Juli bereits mehr als 500.000 Menschen das Leben gekostet; mehr als zehn Millionen Menschen sind erkrankt; viele Länder haben Ausgangssperren verhängt und ihre Grenzen geschlossen; die wirtschaftlichen Auswirkungen sind kaum kalkulierbar. Hinzu kommen wachsende soziale Unruhen und Proteste in den USA, Hong Kong und anderenorts. Dabei hätte 2020 ein Jahr des Triumphes und der Völkerverständigung werden sollen. Die seit vielen Jahren laufenden Vorbereitungen für die Olympischen und Paralympischen Spiele sollten Touristenzahlenrekorde sprengen und dazu dienen, Japan neu zu erfinden.
Tokyo hatte bereits zweimal Olympische Geschichte geschrieben: Tokyo 1940 wurde kriegsbedingt abgesagt, 1964 endlich wurde Tokyo dann die erste asiatische Olympiastadt. Japan katapultierte sich damit aus dem Schatten der Nachkriegszeit; dieser Erfolg sollte mit den Spielen Tokyo 2020 wiederholt werden. Durch die erste Verschiebung der Olympischen Spiele schreibt Tokyo bereits jetzt abermals Geschichte.
Das Buch "Japan Through the Lens of the Tokyo Olympics" erklärt den Einfluss, den die Spiele, noch bevor sie überhaupt begonnen haben, bereits auf Bevölkerung, Wirtschaft und Selbstidentität des Landes haben. Geschrieben von Wissenschaftlern des Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo und dessen Kooperationspartnern versammelt es 34 kurze, leicht lesbare Kapitel zu allen relevanten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen, und politischen Aspekten, wie Technologie, Sicherheit, Arbeitsstrukturen, Geschichte, Film, Sprache, Freiwilligenarbeit, Architektur und Stadtplanung, Werbung, Kondom-, Sex- und Fischindustrie, die Anti-Olympia-Bewegung, Medien – und natürlich auch Sport!
Unabhängig davon, dass Tokyo 2020 nun um ein Jahr verschoben wurde oder möglicherweise ganz abgesagt wird, die Träume vieler für 2020 sind bereits jetzt zerstört: nicht nur die der Tausenden von Athleten, die im Sommer 2020 ihre Fähigkeiten nicht unter Beweis stellen können; auch die der Zuschauer sowie der 110.000 Freiwilligen, die ihre Vorfreude schließlich noch mindestens ein Jahr lang zügeln müssen; und die von Sponsoren, Organisatoren, Stadt und Land, die sich nun einem finanziellen und logistischen Alptraum gegenübersehen.
Ob und wie die Olympischen Spiele für Tokyo gerettet werden können, steht zurzeit noch in den Sternen. Tokyo 2020 im Jahr 2021 ähnelt mittlerweile einem doppelten Marathonlauf: der Spurt hin nicht nur zur weltgrößten Sportveranstaltung, sondern auch ein Rennen, die Spiele zu einem globalen Symbol des Sieges über die Pandemie zu machen. In gut zwölf Monate, am 23. Juli 2021, sollen die Spiele von Tokyo 2020 eröffnet werden: der Countdown läuft.
Link zum kostenfreien Download des Buches (Open Access):
https://taylorfrancis.com/books/e/9781003033905
Mehr zum Forschungs- und Publikationsprojekt:
https://dij.tokyo/t2020
Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS) fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Das DIJ Tokyo ist eines von weltweit zehn Instituten sowie weitere Forschungsgruppen und Büros der MWS.
Dr. Torsten Weber
Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Japanstudien, DIJ Tokyo
weber@dijtokyo.org
www.dijtokyo.org
Twitter @dij_tokyo @dij_Tokyo2020
Japan Through the Lens of the Tokyo Olympics
hg. von Barbara Holthus, Isaac Gagné, Wolfram Manzenreiter, Franz Waldenberger
London und New York: Routledge, 2020
146 Seiten mit 23 Illustrationen
ISBN 9780367471682 (Taschenbuch)
ISBN 9780367469573 (gebundene Ausgabe)
ISBN 9781003033905 (E-Book)
Logo des Deutschen Instituts für Japanstudien
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
Cultural sciences, Economics / business administration, Politics, Social studies, Sport science
transregional, national
Scientific Publications
German
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