Die diesjährigen Sommersitzungen des Wissenschaftsrats fanden aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie sowohl virtuell als auch in einem schriftlichen Abstimmungsverfahren statt. Gegenstand der Sitzungen waren vor allem die Strukturempfehlungen zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Außerdem wurden Evaluierungen zum Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, dem Deutschen Jugendinstitut und dem Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt a. M. verabschiedet. Ein weiteres Thema war die Reakkreditierung der Munich Business School.
In seinen Strukturempfehlungen zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Berlin, spricht sich der Wissenschaftsrat dafür aus, die Dachstruktur der SPK aufzulösen und den Verbund der Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und das Ibero-Amerikanische Institut jeweils organisatorisch zu verselbstständigen. Für das Staatliche Institut für Musikforschung mit seinem Musikinstrumenten-Museum empfiehlt er eine Eingliederung in die Staatlichen Museen. „Die Sammlungen der SPK sind von immenser internationaler Bedeutung. Entsprechend hoch sind die Erwartungen von Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft an Ausstellungen, Vermittlungsformate und Forschung in den Einrichtungen der Stiftung“, betont Dorothea Wagner, Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Mit seinen Empfehlungen zielt der Wissenschaftsrat darauf, die Handlungsspielräume der Einrichtungen zu erweitern und eine klarere Profilbildung zu ermöglichen. Auf diese Weise sollen die Einrichtungen in die Lage versetzt werden, maßgebliche Impulse in internationalen Diskussionen zur Rolle von Museen, Bibliotheken und Archiven in Wissenschaft und Gesellschaft zu setzen.
Das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München, bewertet der Wissenschaftsrat in seiner Stellungnahme als leistungsstarke Einrichtung. „Mit seiner angewandten Forschung trägt das Institut maßgeblich zur Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Gesundheitsstörungen von Soldatinnen und Soldaten bei, die auf eine Kontamination mit chemischen Kampfstoffen und ähnlichen gesundheitsschädlichen Stoffen zurückgehen könnten,“ so die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner. Positiv bewertet wurde auch, dass das Institut den zivilen Bereich dabei unterstützt, die Verwendung chemischer Substanzen bei Terroranschlägen aufzuklären und Chemieunfall-Opfer zu behandeln. Allerdings kritisiert das Beratungsgremium, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus auch administrative, organisatorische und IT-Betreuungsaufgaben erfüllen müssen.
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI), München, überzeugt mit praxisnaher Forschung und wissenschaftsbasierter Beratung und schlägt somit eine wichtige Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Der Wissenschaftsrat würdigt seine sozialwissenschaftliche Forschung und hebt hervor, dass das DJI damit wichtige Beiträge zu Fragen der Kinder-, Jugend- und Familienpolitik ebenso wie zur Sozial- und Bildungspolitik leistet. „Das Engagement des DJI ist bemerkenswert“, sagt Dorothea Wagner. „Es gelingt dem Institut, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu bauen und auf der Grundlage überzeugender Forschungsarbeiten als anerkannter Ratgeber für Politik und Fachpraxis zu agieren.“ Angesichts des großen Entwicklungspotenzials des DJI empfiehlt der Wissenschaftsrat, die Einbindung des Instituts in wissenschaftliche Kommunikations- und Forschungskontexte weiter zu verstärken.
Einen engagierten Neubeginn würdigt der Wissenschaftsrat in seiner Evaluierung des Sigmund-Freud-Instituts (SFI), Frankfurt a. M., den eine überwiegend neu besetzte Institutsleitung seit 2016 mit großem Engagement auf den Weg gebracht hat. „Wir begrüßen sowohl die Weiterentwicklung der Forschung als auch die Maßnahmen, die zur finanziellen und strukturellen Konsolidierung des Instituts unternommen wurden,“ erläutert Dorothea Wagner. Als einziges außeruniversitäres Institut für psychoanalytische Forschung in Deutschland, das mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, kommt dem SFI besondere Bedeutung für die Weiterentwicklung psychoanalytischer Methoden und darauf basierender Forschung zu. Um dieser Bedeutung künftig noch besser gerecht zu werden, muss das SFI in den kommenden Jahren eine Schärfung seines Forschungsprofils vornehmen.
Außerdem hat der Wissenschaftsrat eine Entscheidung im Verfahren der Institutionellen Akkreditierung getroffen: Die Munich Business School wird für die Dauer von fünf Jahren unter Auflagen reakkreditiert.
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