idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/17/2020 10:13

Darf man angesichts des Klimawandels noch in den Urlaub fliegen?

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    „Der Klimawandel ist die größte Herausforderung, vor der die Menschheit je stand, und es gibt keine Möglichkeit, die Bedrohung in letzter Sekunde abzuwenden, wie zum Beispiel bei diplomatischen Krisen“, macht Dr. Anna Luisa Lippold deutlich. Sie hat sich in ihrer Dissertation im Arbeitsbereich Angewandte Ethik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) bei Prof. Dr. Klaus Steigleder mit einer Frage befasst, die viele umtreibt: Welche individuellen moralischen Pflichten haben wir angesichts des Klimawandels? Anders ausgedrückt: Darf man noch in den Urlaub fliegen? Fleisch essen? Milch im Kaffee trinken? Ihre Antwort darauf gibt sie in der aktuellen Ausgabe von Rubin, dem Wissenschaftsmagazin der RUB.

    Einen pragmatischen Weg aufzeigen

    Anna Luisa Lippold ging es darum, einen pragmatischen Weg aufzuzeigen, der frei von Ideologien prüft, was und in welchem Zeitrahmen aus welchen rationalen Gründen zu tun ist, um den Klimawandel zu begrenzen. Das gängige Narrativ, dass jeder Einzelne seine Emissionen herunterschrauben müsse, stellt sie infrage: Da der Beitrag jedes einzelnen den Klimawandel weder verursacht, noch ihn aufhält, sieht sie die moralische Pflicht nicht in erster Linie und vor allem nicht ausschließlich in der Verringerung des CO2-Ausstoßes des Individuums.

    Individuelle Pflicht, das kollektive Handeln voranzubringen

    Dennoch gibt es eine moralische Pflicht, die Rechte zukünftiger Generationen zu wahren. Es sind deshalb die Eltern, die Vorsorge für das Leben der Kinder treffen müssen. Aber was unternehmen gegen den Klimawandel, wenn die Veränderung des eigenen Konsumverhaltens nicht ausreicht? Sind wir dann nicht hilf- und machtlos? Sind wir nicht, meint die Forscherin. Sie verficht die individuelle Pflicht, das kollektive Handeln voranzubringen. Zum kollektiven Handeln gehören zum einen die politischen Akteure. Zum anderen aber auch wir als Gesellschaft. „Demonstrationen organisieren oder daran teilnehmen, seinen politischen Vertreter anschreiben, Politiker nicht an der Wahlurne für klimaschützende Maßnahmen abstrafen und vor allem sein soziales Umfeld sensibilisieren und alles in allem für ein gesellschaftliches Klima sorgen, in dem ambitionierter Klimaschutz über parteiliche Grenzen hinweg möglich ist, das liegt in der Macht eines jeden“, sagt sie.

    Nicht Wasser predigen und Wein trinken

    So gut wie niemand sei von dieser moralischen Verpflichtung zur Einmischung frei, legt sie dar, und begründet das mit der Zugehörigkeit der Menschen zu sogenannten schwachen Kollektiven, die moralisch zum Handeln verpflichtet sind. Wenn man sich nun aber seiner Pflicht zur Einmischung bewusst ist und sie wahrnimmt, macht man sich dann nicht unglaubwürdig, wenn man den dicken SUV fährt und Fernreisen bucht? „Ja, man sollte nicht Wasser predigen und Wein trinken. Deswegen sehe ich – wenn auch eindeutig nachgelagert – auch die Pflicht, sich selbst zu beschränken“, so Anna Luisa Lippold.

    Ausführlicher Beitrag in Rubin

    Einen ausführlichen Beitrag zu dem Thema finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke honorarfrei verwendet werden. - https://news.rub.de/wissenschaft/2020-08-28-moralphilosophie-darf-man-angesichts...

    Originalveröffentlichung

    Anna Luisa Lippold: Climate change and individual moral duties. A plea for the promotion of a collective solution, Mentis Verlag, Paderborn 2020, 294 Seiten, ISBN 9783957431851

    Pressekontakt
    Dr. Anna Luisa Lippold


    Contact for scientific information:

    Dr. Anna Luisa Lippold


    Original publication:

    Anna Luisa Lippold: Climate change and individual moral duties. A plea for the promotion of a collective solution, Mentis Verlag, Paderborn 2020, 294 Seiten, ISBN 9783957431851


    More information:

    https://news.rub.de/wissenschaft/2020-08-28-moralphilosophie-darf-man-angesichts... - ausführlicher Beitrag mit Bildern


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Environment / ecology, Oceanology / climate, Philosophy / ethics, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).