In der Corona-Pandemie ist die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft deutlich gestiegen. Diesen Schluss zieht Prof. Dr. Martin Lohse, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte aus dem Wissenschaftsbarometer 2020. Unterstützt wird die Aussage durch eine Studie von Allensbach. Es besteht aber bei der Vermittlung von Wissenschaft großer Nachholbedarf, wie das Technikradar 2020 zeigt.
„In der Corona-Pandemie sind Einschätzungen aus der Wissenschaft sehr gefragt. Das Wissenschaftsbarometer 2020 zeigt, dass die Bevölkerung den Aussagen in hohem Maße vertraut und sich noch mehr Informationen wünscht“ stellt Prof. Lohse, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) fest. Nach der repräsentativen Umfrage für das Wissenschaftsbarometer 2020 haben 66 Prozent der Befragten diese Einstellung vertreten. Bei ähnlichen Befragungen der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ in den Jahren 2017 bis 2019 waren das nur rund 50 Prozent.
Auch das Institut für Demoskopie Allensbach ermittelte laut Bericht der Zeitschrift Forschung & Lehre vom 18.06. 2020 einen klaren Vertrauenszuwachs für die Forschung. Demnach verlassen sich 43 Prozent der Befragten bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern darauf, dass sie die Wahrheit sagen. Im Jahr 2015 lag dieser Wert in der Allensbach-Umfrage nur bei 30 Prozent. Die Berufsgruppe der Forscher liegt damit in punkto Glaubwürdigkeit auf Rang drei. Nur die langjährigen Spitzenreiter, Ärzte und Richter, schneiden besser ab.
„Die Zahlen zeigen, dass der Großteil der Bevölkerung gerade in kritischen Zeiten der Wissenschaft vertraut“, sagt Martin Lohse. Die Wissenschaft dürfe dieses Vertrauen jedoch nicht als selbstverständlich betrachten. Die GDNÄ sehe sich daher in der Verantwortung, den konstruktiven Dialog zwischen Forschung und Gesellschaft zu fördern, ergänzt Lohse.
Es bestehe aber bei der Vermittlung von Wissenschaft großer Nachholbedarf. Das belegen andere repräsentative Umfragen, wie zum Beispiel das Technikradar 2020. In dieser Erhebung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und der Körber-Stiftung zeigen sich lediglich 15 Prozent der rund zweitausend Befragten zufrieden mit der Art und Weise, wie die Politik über Technikfolgen informiert. Immerhin 70 Prozent fordern eine stärkere Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern bei der Einführung neuer Techniken.
Viele dieser Entwicklungen bergen großes Potenzial in einer Welt, die vor drängenden Fragen steht: Wie bewältigen wir globale Krisen? Wie bleiben wir gesund? Wie werden wir wohnen, uns fortbewegen und miteinander kommunizieren? „Diese Fragen können nicht allein von Klimaforschern, Medizinern, Sozial- und Naturwissenschaftlern beantwortet werden“, sagt Martin Lohse. „Auch deshalb werden Plattformen wie die GDNÄ für einen vernunftgeleiteten und interdisziplinären Dialog der Wissenschaft mit der Gesellschaft und für den Austausch zwischen Jung und Alt immer wichtiger.“
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