idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/21/2020 16:13

Schwebstoffe in Bundeswasserstraßen: Neue Erkenntnisse zu Herkunft und Zusammensetzung

Martin Labadz Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

    Schwebstoffe sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gewässer. Wissenschaftler der Bundesanstalt für Gewässerkunde und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn haben jetzt mit langjährigen Datenreihen die Dynamik und Quellen der Schwebstoffe in den Bundeswasserstraßen untersucht und sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen.

    In einer kürzlich in der Fachzeitschrift Earth Surface Dynamics erschienenen Publikation untersuchen Wissenschaftler der BfG und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mögliche Quellen und Transportwege von Schwebstoffen in den Bundeswasserstraßen. Die BfG verfügt durch die fachliche Begleitung und Auswertung des WSV-Schwebstoffdauermessnetzes über einen einzigarten Datensatz, der bis in die 1960er Jahre zurückreicht. Mehr als 750 000 Datenpunkte von 62 Messstellen im gesamten Bundesgebiet haben die Forscher analysiert. Zusätzlich flossen die seit 1997 durchgeführten Messungen zum organischen Anteil der Schwebstoffe an zwei Messtellen an Mosel und Rhein in die statistischen Analysen ein. Die Ergebnisse zeigen: Wie zunächst erwartet nimmt mit steigendem Durchfluss – also der Wassermenge, die in einer bestimmten Zeit an einer Stelle im Fluss vorbeifließt – die Schwebstoffkonzentration zu, und bei sinkendem Durchfluss wieder ab. In einigen Fällen ist diese Abnahme aber nicht eindeutig zu beobachten, was bislang als Ausnahme angesehen wurde. Die Daten zeigen jedoch, dass dieser Effekt häufiger auftritt als bislang angenommen. Und an einigen Stellen nahm die Schwebstoffkonzentration mit Abnahme der Wassermenge sogar zu. Verantwortlich hierfür sind Algen.

    Thomas Hoffmann, einer der Autoren der Studie: „Der Anteil an organischem Material in den Schwebstoffen spielt hierbei eine zentrale Rolle. Bei geringen Abflüssen, wenn diese zum Beispiel im Sommer bei hohen Wassertemperaturen auftreten, steigt die Algenkonzentration und somit auch der Anteil an organischen Schwebstoffen. Bei hohen Abflüssen ist dagegen der mineralische Anteil größer.“ Denn: Ergiebige Niederschläge oder auch Starkregenereignisse führen zu einem hohen Eintrag von ausgewaschenen Böden und somit mineralischem Material in das Gewässer.

    Mit diesen neuen Erkenntnissen könne man nun die Quellen der Schwebstoffe besser bestimmen und unterscheiden, so Hoffmann. Und das hilft auch der WSV, der für die Baggermaßnahmen zuständigen Behörde. Durch gezielte Maßnahmen bereits an der Quelle könnten die Schwebstoffmengen reduziert werden, bevor diese im Gewässer für die WSV zum Problem werden.

    Da das Klima in Deutschland immer wärmer wird, nehmen auch die Trockenphasen und somit das Auftreten von Niedrigwasser zu. Auch Starkniederschläge dürften zukünftig vermehrt auftreten. Und beide Effekte können zu erheblichen Schwebstoffeinträgen direkt aus dem Fluss oder aus dessen Einzugsgebiet führen. Wie sich die Abflussverhältnisse in den Bundeswasserstraßen genau entwickeln, lässt sich jedoch derzeit nicht eindeutig vorhersagen.

    Die Veröffentlichung ist zum freien Download ab sofort auf der Internetseite der Fachzeitschrift Earth Surface Dynamics verfügbar.


    Contact for scientific information:

    Thomas Hoffmann, BfG (thomas.hoffmann@bafg.de)


    Original publication:

    Hoffmann, T. O., Y. Baulig, H. Fischer and J. Blöthe (2020). "Scale breaks of suspended sediment rating in large rivers in Germany induced by organic matter." Earth Surf. Dynam. 8(3): 661-678.DOI: 10.5194/esurf-8-661-2020.


    More information:

    https://www.bafg.de/DE/07_Nachrichten/20200921_Schwebstoffe.html auf der BfG Nachrichtenseite


    Images

    Zusammenfluss von Rhein und Mosel am Deutschen Eck. Deutlich sichtbar sind hier die hohen Schwebstoffkonzentrationen im Rhein als Folge von Starkniederschlägen im Einzugsgebiet.
    Zusammenfluss von Rhein und Mosel am Deutschen Eck. Deutlich sichtbar sind hier die hohen Schwebstof ...
    BfG

    Blick von der Brücke bei Bruttig-Fankel auf die Mosel am 3.9.2020. Das durch die Blaualgen grün gefärbte Wasser unterscheidet sich farblich wenig von den Weinreben entlang der Mosel.
    Blick von der Brücke bei Bruttig-Fankel auf die Mosel am 3.9.2020. Das durch die Blaualgen grün gefä ...
    Marieke Frassl, BfG


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Environment / ecology, Geosciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Zusammenfluss von Rhein und Mosel am Deutschen Eck. Deutlich sichtbar sind hier die hohen Schwebstoffkonzentrationen im Rhein als Folge von Starkniederschlägen im Einzugsgebiet.


    For download

    x

    Blick von der Brücke bei Bruttig-Fankel auf die Mosel am 3.9.2020. Das durch die Blaualgen grün gefärbte Wasser unterscheidet sich farblich wenig von den Weinreben entlang der Mosel.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).