Anfang November wird in den USA gewählt. Donald Trump schlägt als amtierendem Präsidenten deutlich Gegenwind entgegen. Dennoch zeigen die landesweiten Umfragewerte, dass er in den vergangenen Monaten auf seinen demokratischen Konkurrenten Joe Biden aufholen konnte. Für eine Einschätzung zur aktuellen politischen Lage in den USA und die jetzt anlaufende heiße Phase des Wahlkampfs stehen Experten der Universität Bonn gerne Journalisten Rede und Antwort.
Für Prof. Dr. Sabine Sielke, Leiterin des Nordamerikastudienprogramms, ist die Entscheidung der Demokraten, Kamela Harris für die Vizepräsidentschaft zu nominieren, strategisch klug, wenn auch nicht sonderlich mutig:
„Offensichtlich will man auf 'Nummer sicher' gehen: Ziel ist, eine breite demokratische Wählerschaft zu mobilisieren und mit Harris Schwarze, Frauen, insbesondere schwarze Frauen und andere Minderheiten anzusprechen. Bemerkenswert bleibt, dass demokratische Wähler im November praktisch über zwei Präsidentschaftskandidaten entscheiden: Biden für 2020 und Harris für 2024, wenn nicht gar früher. Dies unterstreicht die beachtliche Aufwertung des Amts der Vizepräsidentschaft in diesem Wahljahr.“
Prof. Dr. Christian Hacke (emeritiert) vom Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie meldet Zweifel an der Wiederwahl Trumps an:
„Die Corona- und Wirtschaftskrise, aber auch die Rassismus-Debatte, spielen Joe Biden und den Demokraten deutlich in die Karten. Jedoch ist Joe Biden selbst ein Unsicherheitsfaktor. Amerikaner lieben die Personalisierung der Auseinandersetzung. Sollte Biden bei den Schlagabtäuschen zaghaft und womöglich etwas hilflos wirken, Donald Trump gleichzeitig aber in Spitzenform sein, kann das Spiel anders ausgehen als erwartet. Die Wahl einer schwarzen oder progressiven Vizepräsidentschaftskandidatin könnte Joe Biden ebenfalls zum Nachteil werden.“
Für Dr. Philipp Adorf vom Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie hat Joe Biden klar die Nase vorn:
„Joe Biden ruft seinerseits keinen sonderlich großen Enthusiasmus im eigenen Lager hervor, jedoch wird dieser Faktor eher sekundär sein. In der Wahl dreht sich alles um Trump, da sie ein Referendum seiner Amtszeit ist. Die Unpopularität des Präsidenten ist stabil und vergleichsweise hoch – größere Schwankungen in den Umfragen sind nicht zu erwarten. Die Chancen auf einen Sieg Bidens stehen damit sehr gut.“
Prof. Dr. Ulrich Schlie, Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung, blickt auf die Zukunft der transatlantischen Beziehungen:
„Die amerikanischen Wahlen 2020 sind gleich in mehrfacher Hinsicht Schicksalswahlen. Wie auch immer sie ausgehen: es wird in den transatlantischen Beziehungen nicht bei ,Alles wie gehabt‘ bleiben. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir in unserem Verhältnis zu den Vereinigten Staaten mit weiteren unangenehmen Fragen konfrontiert werden und gerade in der Sicherheitspolitik deutlich mehr auf den Tisch legen müssen.“
Medienkontakt:
Svenja Ronge (Universität Bonn, Hochschulkommunikation)
Telefon: ++49 (0) 228 / 73-4747
svenja.ronge@uni-bonn.de
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