An der Universität Rostock und der Technischen Universität Hanoi entsteht ein deutsch-vietnamesisches Forschungszentrum auf dem Gebiet der Chemie. Dafür bündeln die Universität Rostock, das Leibniz-Institut für Katalyse der Hanse- und Universitätsstadt sowie die Technische Universität Hanoi und die Nationale Universität Hanoi ihre Stärken in einem Graduiertenkolleg, das sich mit der Schlüsseltechnologie Katalyse befasst. Für beide Seiten entsteht eine gewinnbringende Kooperation. Der Rostocker Projektkoordinator Dr. Dirk Hollmann spricht von einem „Leuchtturm-Projekt“, das weit über Deutschland und Vietnam strahlt.
Das Programm trägt den Namen „RoHan“ und steht für die Verbindung von Rostock und Hanoi im Bereich Chemie und Katalyse. Leiter ist Professor Udo Kragl von der Universität Rostock. Es ist eines von sieben vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Graduiertenkollegs, allerdings das einzige im asiatischen Raum. „RoHan“ wird auch in der zweiten Phase mit 2,2 Millionen Euro gefördert. „Gerade in diesen schwierigen Corona-Zeiten ist wichtig für uns, ein positives Signal in die Welt zu senden. Daher sind wir dem DAAD sehr dankbar für die weitere Förderung dieses Vorhabens“, sagt Dr. Hollmann.
Le Minh Thang, Professorin an der Technischen Universität Hanoi, betreut die Kooperation von vietnamesischer Seite und sagt „Die Etablierung eines deutsch-vietnamesischen Forschungszentrums basierend auf „RoHan“ ermöglicht uns, zusammen Forschung gleichberechtigt mit großen nationalen und internationalen Universitäten durchzuführen. Diese starke Kooperation mit dem Fokus Chemie/Katalyse ist einmalig im asiatischen Raum.“
„Vietnam ist ein aufstrebendes Land und die zunehmende Unabhängigkeit der Universitäten öffnet die Chance für internationale Kooperationen“, sagt Dr. Hollmann. „In den Projekten geht es um Katalyse, eine Technologie, die den Alltag entwickelter Gesellschaften prägt. „Die gemeinsamen Forschungen gelten globalen Problemen wie der Wasser- und Abgasreinigung, die gerade in den Großstädten von Vietnam ein Problem sind“, unterstreicht Hollmann. Flüsse in dem südöstlich gelegenen asiatischen Land seien durch Abwässer aus der Industrie stark verunreinigt, so dass nur Wasser aus Flaschen trinkbar sei, sagt Hollmann. „Zudem gibt es Smog, der durch Verkehr und Industrie verursacht wird.“ Diese Probleme durch neueste Erkenntnisse der Forschung zu verändern, sei eine Aufgabe des Programms und insbesondere der Katalyseforschung.
„Angestrebt wird auf weite Sicht eine strategische Partnerschaft zwischen den Universitäten Rostock und Hanoi“, hebt Hollmann hervor. Gestartet ist die Kooperation bereits vor vier Jahren. Seitdem sind etwa 60 Studierende, Promovierende, Postdocs sowie Professorinnen und Professoren aus beiden Ländern in Vietnam und Deutschland ausgebildet worden. Wissenstransfer und ein intensiver Studierendenaustausch sind Markenzeichen dieses Programms. „Wir forschen gemeinsam auf Augenhöhe“, betont Dr. Hollmann. Mit Hilfe der Universität Rostock seien in Hanoi zwei Labore mit neuester Labortechnik eingerichtet worden.
Die beteiligten Partner haben eine Kooperation zur Entwicklung eines Double Degree, eines in beiden Ländern anerkannten Studien-Abschlusses, unterzeichnet und dafür die Weichen gestellt. Die jungen Forscher können somit ein Studienjahr im Gastland verbringen. Der Masterabschluss wird dann von beiden Universitäten ausgestellt und anerkannt.
Bereits im Juni 2019 haben der Rektor der Universität Rostock, ProfessorWolfgang Schareck, und der Direktor der Technischen Universität Hanoi, Professor Hoang Minh Son, die langfristige Wirkung der Kooperation besiegelt. Professor Wolfgang Schareck verweist auf die lange Tradition zwischen beiden Ländern. Bereits vor der politischen Wende hätten Vietnamesen in Rostock gearbeitet, studiert oder eine Ausbildung absolviert. Der Kontakt bekomme jetzt über die Universitäten neuen Schwung und fuße auf der Kooperation mit der Rostocker Chemie, die weltweit Ansehen genieße. „Die Themen, die gemeinsam von beiden Universitäten bearbeitet werden, haben globale Bedeutung, die auch in neue Produkten münden“, betont der Rektor.
Die 34-jährige Vietnamesin Nguyen Ngoc Mai forscht bereits seit drei Jahren im Bereich der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen an der Universität Rostock. Die Mutter einer Tochter ist maßgeblich daran beteiligt, dass es dem Team um Dr. Hollmann gelungen ist, einen Prozess zur Herstellung von bioabbaubarer Folie aus Zellulose zu entwickeln, unter umweltfreundlichen Bedingungen und mit umweltfreundlichen Substanzen. „Ich habe an der Uni Rostock die einzigartige Möglichkeit, Forschung auf dem aktuellsten Stand hautnah zu erleben“, sagt die lebensfrohe Vietnamesin. Das ermögliche ihr die einmalige Chance, sich in der Heimat zu habilitieren.
Text: Wolfgang Thiel
Dr. Dirk Hollmann
Universität Rostock
Interdisziplinäre Fakultät
Institut für Chemie
Tel.: +49 381 498-8994
dirk.hollmann@uni-rostock.de
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Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Chemistry
transregional, national
Research projects
German
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