Mit 8,4 Mio. Euro unterstützt das Ministerium für Wissenschaft und Kultur den Aufbau des COVID-19 Forschungsnetzwerkes Niedersachsen (COFONI). Damit sollen die niedersächsischen Kompetenzen in der Corona-Forschung gebündelt und Strategien für den Umgang mit künftigen Pandemien entwickelt werden. Die Koordination des Netzwerkes übernimmt Prof. Jürgen Wienands, Forschungsdekan der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Die zunächst bis 2022 bereit stehenden Mittel sollen für den Aufbau einer zentralen Technologie-Plattform und Forschungsvorhaben in vier Schlüsselbereichen eingesetzt werden, für die sich niedersächsische Universitäten und Forschungseinrichtungen bewerben können.
(umg) Auf Initiative von Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Georg-August-Universität Göttingen, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Medizinischer Hochschule Hannover und Tierärztlicher Hochschule Hannover fördert das Land Niedersachsen die standort-übergreifende Verbundforschung im COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI) mit 8,4 Millionen Euro.
Das Verbundvorhaben startete am Donnerstag, dem 22. Oktober 2020, mit einer „Kick-Off“-Veranstaltung in der Aula am Wilhelmsplatz in die entscheidende Aufbauphase. Unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln referierten in Präsenz- sowie videounterstützten Vorträgen Expert*innen der einzelnen beteiligten Universitäten, Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen. Grußworte sprachen die Staatssekretärin des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, Dr. Sabine Johannsen, der Sprecher des Vorstandes der UMG, Prof. Dr. Wolfgang Brück, und die Vizepräsidentin der Georg-August-Universität, Dr. Valérie Schüller. Prof. Dr. Jürgen Wienands, Forschungsdekan der UMG, leitete die Veranstaltung als zentraler Koordinator von COFONI ein. Aus Berlin war Prof. Dr. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), zugeschaltet. Er hielt die Key-Note-Lecture zum Thema „COVID-19. Das Robert-Koch Institut und eine Pandemie – wo stehen wir?“ Ebenfalls vor Ort in der Aula am Wilhelmsplatz waren Prof. Dr. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), und Dr. Dr. h.c. Gerhard Greif, Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).
„Der bisherige Verlauf der COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass eine koordinierte Bündelung von interdisziplinären und komplementären Expertisen notwendig ist, um die vielfältigen Aspekte der Biologie, der Pathologie und der Epidemiologie von SARS-CoV-2 zu entschlüsseln. Die so gewonnenen Erkenntnisse können wir dann sowohl klinisch für die Behandlung von Patienten*innen als auch für die Modellierung von Infektionsverläufen in der Bevölkerung einsetzen“, sagt Netzwerk-Koordinator Prof. Dr. Jürgen Wienands. Die niedersächsische Verbundforschung in COFONI ergänze, so Wienands, die Forschungen des nationalen Forschungsverbundes „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM).
„Impfstoffentwicklung ist ein Mannschaftssport. Denn ein Impfstoff muss nicht nur entwickelt, sondern auch produziert werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir heute gemeinsam den Startschuss für das neue Forschungsnetzwerk geben. Ziel ist es, verschiedene Forschungsvorhaben zu bündeln und zu koordinieren, sowie die Translation der Forschungsergebnisse zu beschleunigen und zu erleichtern“, sagt Dr. Sabine Johannsen, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. „Diese Bemühungen fördert das Land mit 8,4 Mio. Euro aus dem 2. Nachtragshaushalt. Erst nach einer flächendeckenden Bereitstellung eines geeigneten Impfstoffes können wir wieder in eine Art von Normalität zurückkehren. Darüber hinaus bringen wir mit 19,1 Millionen Euro für 18 Projekte in Niedersachsen die Impfstoffentwicklung voran.“
COFONI (COVID-19 Forschungsnetzwerk Niedersachsen)
Ziel des Verbundforschungsvorhabens COFONI ist es, über einen längeren Zeitraum grundlegende und wichtige Fragen zum Virus, zu molekularen Grundlagen für die Wirk- und Impfstoffentwicklung sowie zur Vorhersage und Beeinflussung des Pandemiegeschehens zu erforschen. Neue Erkenntnisse sollen helfen, neue Therapieformen zu entwickeln und dem Land Niedersachsen weitere Instrumente an die Hand geben, um die Bevölkerung vor Infektionen mit SARS-CoV-2 zu schützen.
Zentral koordiniert wird die standortübergreifende Vernetzung im Forschungsnetzwerk COFONI durch die Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Prof. Dr. Jürgen Wienands, Forschungsdekan der UMG, leitet die zentrale Koordinierungsstelle zusammen mit Prof. Dr. Maren von Köckritz-Blickwede von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo). Beginnen sollen die Forschungen im Netzwerk voraussichtlich Anfang 2021.
Das Forschungsnetzwerk COFONI führt die in der Metropolregionen Göttingen, Hannover und Braunschweig vorhandenen wissenschaftlichen Kernkompetenzen in vier Schlüsselbereichen zusammen, die von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der Corona-Pandemie sind:
1. Epidemiologische Modellierung zur Pandemiebewältigung,
2. Antivirale Strategien über Wirk- und Impfstoffe,
3. Digitale Infektionsmedizin für eine individualisierte Versorgung von Patient*innen sowie
4. Pathophysiologie zur Immunmodulation und -kontrolle.
Eine zentrale Technologie-Plattform stellt allen Netzwerk-Beteiligten übergreifende Methoden und Tiermodelle sowie Daten- und Biobanken mit größtmöglicher Effizienz zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung.
Fördermittel aus dem COFONI-Topf für Projektvorhaben in den vier Schlüsselbereichen können alle Forschungseinrichtungen aus Niedersachsen beantragen. An den zukünftigen Forschungsprojekten können sich auch die jeweils ortsansässigen Institutionen der Leibniz-Gemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft beteiligen. Zur wissenschaftlichen Qualitätssicherung der Projekte sollen zu den Anträgen externe Gutachten von fachlich ausgewiesenen Personen eingeholt werden.
Vier Schlüsselbereiche und koordinierende Einrichtungen
Schlüsselbereich 1: Epidemiologische Modellierung: Pandemie-Intervention
Koordination: Universitätsmedizin Göttingen (UMG)
In dem Schlüsselbereich „Epidemiologische Modellierung: Pandemie-Intervention“ sollen weiterführende und neue Modellierungsansätze entwickelt werden, die entscheidende Erkenntnisse über Infektionsverläufe für die Medizin und Epidemiologie, aber auch für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften liefern. Gezielte epidemiologische Modelle, u.a. zur Infektionsdynamik unter verschiedenen Bedingungen sollen helfen, das Geschehen in Hotspots und stark lokalisierten Ausbruchsherden besser zu verstehen. Ziel ist eine effiziente und effektive Infektionskontrolle.
Schlüsselbereich 2: Antivirale Strategien: Wirk- und Impfstoffe
Koordination: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
Der Schlüsselbereich „Antivirale Strategien: Wirk- und Impfstoffe“ bündelt die Forschung zu vielfältigen wissenschaftlichen Ansätzen, um das Corona-Virus wirksam zu bekämpfen. Es sollen virale Schlüssel-Faktoren identifiziert werden, die als therapeutische Zielstrukturen für die Entwicklung von Medikamenten geeignet sein könnten. Neben niedermolekularen Wirkstoffen stehen auch therapeutische Antikörper und neuartige Impfstoffe im Fokus der Forschung.
Schlüsselbereich 3: Digitale Infektionsmedizin: Individualisierte Patientenversorgung
Koordination: Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
Der Schwerpunkt des Schlüsselbereichs „Digitale Infektionsmedizin: Individualisierte Patientenversorgung“ liegt auf der Entwicklung und praktischen Erprobung neuer Informatik-Methoden für eine individualisierte Patientenversorgung. Diagnostische und prognostische Modelle sollen entwickelt werden, mit denen sich bisher unbekannte Zusammenhänge zur Entstehung und dem Verlauf von Corona-Erkrankungen aufdecken lassen. Ziel ist unter anderem, dadurch die rasche und präzise Diagnose zu ermöglichen, aber auch Prognosen zum Verlauf für individuelle Patient*innen. Dafür kommen Verfahren aus dem Bereich Maschinenlernen und Künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Schlüsselbereich 4: Pathophysiologie: Immunmodulation und -kontrolle
Koordination: Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)
Der Fokus der in dem Schlüsselbereich „Pathophysiologie: Immunmodulation und -kontrolle“ angesiedelten Forschungsprojekte liegt auf den mit einer SARS-CoV-2-Infektion verbundenen krankmachenden Mechanismen sowie der Entschlüsselung immunologischer Prozesse. Untersucht werden u.a. die angeborenen und erworbenen Immunantworten nach einer mild- oder schwer-verlaufenden SARS-CoV-2-Infektion im Tiermodell und auch im Menschen. Zwei wichtige pathophysiologische Faktoren stehen dabei im Mittelpunkt: der Einfluss von Alter und Vorerkrankung auf die klinische Manifestation der COVID-19 Erkrankung.
Zentrale COFONI-Technologieplattform
Eine zentrale Technologie-Plattform stellt allen Netzwerk-Beteiligten übergreifende Methoden und Tiermodelle sowie Daten- und Biobanken mit maximaler Effizienz zur gemein-samen Nutzung zur Verfügung. Beteiligt sind dabei: die Tierärztliche Hochschule Hannover und TWINCORE, das Deutsche Primatenzentrum – Leibniz Institut für Primatenforschung (DPZ), die Hannover Unified Biobank (HUB) als die zentrale Biobank der Medizinischen Hochschule Hannover sowie die Zentrale Biobank der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).
Bildunterschrift:
Kick-Off Forschungsnetzwerk COFONI (v. l.): Dr. Dr. h.c. Gerhard Greif (Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover), Dr. Valérie Schüller (Vizepräsidentin der Georg-August-Universität), Prof. Dr. Wolfgang Brück (Sprecher des Vorstandes der UMG), Prof. Dr. Jürgen Wienands (Netzwerkkoordinator COFONI und Forschungsdekan der UMG), Dr. Sabine Johannsen (Staatssekretärin des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur), Prof. Dr. Michael P. Manns (Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover), und Prof. Dr. Maren von Köckritz-Blickwede (stellv. Netzwerkkoordinatorin, Tierärztliche Hochschule Hannover). Foto: umg/spförtner
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Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
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Stefan Weller
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Kick-Off Forschungsnetzwerk COFONI: (4.v.l.) Prof. Dr. Jürgen Wienands (Netzwerkkoordinator COFONI). ...
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Kick-Off Forschungsnetzwerk COFONI: (4.v.l.) Prof. Dr. Jürgen Wienands (Netzwerkkoordinator COFONI). ...
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