Mit dem Kongressthema „Neurologie und technologische Innovationen“ richten Prof. Dr. Matthias Endres, Kongresspräsident, und Prof. Dr. Carsten Finke, Kongresssekretär, Charité Universitätsmedizin Berlin, die Aufmerksamkeit der Kongressteilnehmer des 93. DGN-Kongresses auf vielversprechende innovative Technologien. Die Neurologie und Neurowissenschaften gelten schon lange als Innovationsfach – auf dem Präsidentensymposium am 4. November 2020, 19:00–20:30 Uhr, werden international anerkannte Expertinnen und Experten über neueste Entwicklungen in ihrem Fachgebiet berichten, die für Außenstehende oft noch wie Science-Fiction anmuten und zur „Faszination Neurologie“ beitragen.
Willkommen in der Zukunft! Auf dem Präsidentensymposium des Online-Kongresses der DGN werden innovative Technologien präsentiert, durch die maßgebliche Verbesserungen der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen erreicht werden und die vielleicht schon in wenigen Jahren Eingang in die Standardtherapie finden werden.
„Lazarus-Effekte“ durch Rückenmarkstimulation
Was den Neurowissenschaftler Prof. Grégoire Courtine und seine Kollegin, die Neurochirurgin Prof. Jocelyne Bloch, antreibt, ist das Ziel, die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit schweren Rückenmarkverletzungen zu verbessern. Sie entwickeln am „NeuroRestore“-Zentrum in Lausanne neurostimulative Ansätze zur Wiederherstellung neurologischer Funktionen. Besondere internationale Beachtung fanden ihre Arbeiten zur Rückenmarkstimulation: In der STIMO-Studie („Stimulation Movement Overground“), die beide Wissenschaftler 2018 im hoch renommierten Journal „Nature“ publiziert haben, wurde ein neuer Therapierahmen für eine bessere neurologische Erholung nach einem Rückenmarktrauma entwickelt. Die revolutionäre Neurotechnologie kombiniert präzise elektrische, von einem Schrittmacher gesteuerte Stimulationen des Rückenmarks mit einem intelligenten System zur Unterstützung des Körpers. Dank dieser Innovationen waren acht Patienten, die länger als drei Jahre querschnittsgelähmt waren, in der Lage, ohne fremde Hilfe einige Schritte zu machen. Derzeit läuft die multizentrische Folgestudie (STIMO-2) in der Schweiz, den Niederlanden und in Deutschland. Hier werden Patienten, die kürzlich eine Rückenmarksverletzung erlitten haben, mit der gezielten epiduralen Wirbelsäulenstimulation behandelt. Untersucht werden Sicherheit und Machbarkeit des Verfahrens sowie die Wirksamkeit im Hinblick auf die Genesungserwartungen der Patienten.
Tiefe Hirnstimulation bei M. Parkinson oder Dystonie: In Echtzeit bedarfsgerecht anpassbar!
Ähnlich revolutionär ist das Potenzial der Tiefen Hirnstimulation, über das Prof. Andrea Kühn, Leiterin der Sektion Bewegungsstörungen und Neuromodulation an der Klinik für Neurologie der Charité, berichten wird. Das Verfahren wird bereits erfolgreich bei Morbus Parkinson, Dystonie und Tremor angewendet, weitere Indikationen im Bereich der Bewegungsstörungen werden erforscht.
Die Erkenntnisse der Arbeitsgruppe von Prof. Kühn über krankhafte Veränderungen in neuronalen Netzwerken als Grundlage von vielen Bewegungsstörungen haben in den letzten Jahren zu neuen Behandlungskonzepten wie der sogenannten adaptiven, bedarfsgerechten Tiefen Hirnstimulation geführt. Technische Innovationen ermöglichen nun die erste Testung am Patienten. Ganz aktuell steht ein neuer Stimulator zur Verfügung, der ein langfristiges Auslesen des neuronalen Signals beim Patienten ermöglicht. Erste Untersuchungen zeigen, dass die sogenannte Beta-Aktivität als Biomarker in guter technischer Qualität unter Stimulation nutzbar ist. Sie kann zum einen den optimalen Stimulationskontakt identifizieren und zum anderen die optimale Stimulationsamplitude anhand des Ausmaßes der Beta-Suppression beim Patienten definieren.
Ende Mai hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Förderung eines neuen SFB/Transregio zur Behandlung motorischer Netzwerkstörungen mittels Neuromodulation bekanntgegeben, dessen Sprecherin Prof. Kühn ist. „Basierend auf den Erkenntnissen zur Tiefen Hirnstimulation bei Patienten mit M. Parkinson, wollen wir die Neuromodulation als ein vielversprechendes Werkzeug zur individualisierten Therapie von anderen Bewegungsstörungen weiterentwickeln. Grundlegende Idee ist, bedarfsgerecht pathologische Netzwerkaktivität zu unterdrücken und physiologische zu verstärken, um so Krankheitssymptome zu mildern und Nebenwirkungen zu vermeiden“, erklärt die Expertin. Ziel ist zunächst die effektive Behandlung von Bewegungsstörungen, wobei das grundlegende Prinzip der Neuromodulation auf andere Hirnerkrankungen wie Schlaganfall, Trauma oder sonstige neurodegenerative Erkrankungen übertragen werden soll.
Teleneurologie: rund um die Uhr und an sieben Tagen pro Woche Echtzeitzugriff auf Schlaganfall-Experten
Eine weitere technologische Innovation, die zunehmend Einzug in die neurologische Versorgung erhält, sind telemedizinische Verfahren. Ein Pionier der Teleneurologie ist Prof. Lee H. Schwamm von der Harvard Medical School. Er wird auf dem Präsidentensymposium über den Einsatz teleneurologischer Verfahren bei der Schlaganfall-Behandlung berichten. Solche Projekte gewinnen vor dem Diktum „time is brain“ eine besondere Bedeutung, gerade in strukturschwachen Regionen.
Bereits im Jahr 1996 hatte Lee H. Schwamm das Projekt „TeleStroke“ im US-amerikanischen Boston initiiert: Schlaganfall-Experten schalten sich per Video und Telefon mit Ärzten an Regionalkrankenhäusern im Nordosten der USA zusammen, um diese in Echtzeit bei der Behandlung des akuten Schlaganfalls zu unterstützen. Heute haben mehr als 60 Notaufnahmen im Nordosten der USA rund um die Uhr und an sieben Tagen pro Woche Echtzeitzugriff auf Schlaganfall-Expertinnen und -Experten des TeleStroke-Netzwerks. Das Videokonferenzsystem bringt das Expertenwissen jederzeit und überall in die Notaufnahme. „Wir sind das größte kontinuierlich betriebene akademische TeleStroke-Zentrum des Landes, möglicherweise der Welt“, sagt er stolz.
Doch die Arbeit sei noch nicht erledigt, sagt Schwamm, der als Direktor des TeleHealth Center ständig daran feilt, Algorithmen, Abläufe und Schulungen zu verbessern. Telemedizinischer Versorgungsbedarf bestehe schließlich auch bei anderen neurologischen Erkrankungen. Auch darauf wird Prof. Schwamm im Präsidentensymposium einen Ausblick geben.
Das Präsidentensymposium findet am 4. November 2020, 19:00–20:30 Uhr, statt.
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Einladung zum DGN-Kongress 2020: live, interaktiv und digital: 4.–7. November 2020
Freuen Sie sich mit uns auf ein einmaliges virtuelles Kongresserlebnis! Neben über 300 Vorträgen, die Ihnen als Webcasts zur Verfügung stehen, bietet der Kongress ein Live-Programm auf drei (am Freitag sogar auf vier!) parallelen Kanälen. Ein besonderes Event, das Highlight-Themen auf den Punkt für Sie aufbereitet: Jeden Abend diskutieren neurologische Top-Experten die wichtigsten Inhalte des Tages.
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