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02/13/2004 06:56

UNIK: Georg-Forster-Preis 2003 verliehen "Der Bauer spricht, der Bauer hört"

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    "Der Bauer spricht, der Bauer hört", so der Titel der umfangreichen Doktorarbeit, mit der Florian Cebulla im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel zum Dr. phil. promovierte. Für seine mit summa cum laude ausgezeichnete Arbeit über die Rolle des Landfunks wird Florian Cebulla am 13. Februar im Rahmen des Kasseler Universitätstages mit dem Georg-Forster-Preis 2003 ausgezeichnet.

    Kassel. "Der Bauer spricht, der Bauer hört", so der Titel der umfangreichen Doktorarbeit, mit der Florian Cebulla im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel zum Dr. phil. promovierte. Für seine mit summa cum laude ausgezeichnete Arbeit über die Rolle des Landfunks wird Florian Cebulla am 13. Februar im Rahmen des Kasseler Universitätstages mit dem Georg-Forster-Preis 2003 ausgezeichnet. Laudator ist Dr. Karsten Heuchert, der Vorsitzende des Kasseler Hochschulbundes. Der Georg-Forster-Preis wird alle zwei Jahre vom Kasseler Hochschulbund e.V., der Freundesgesellschaft der Kasseler Universität, vergeben. Er ist mit 3.100 Euro dotiert und wird für herausragende wissenschaftliche und künstlerische Leistungen an der Universität gestiftet und kann für Promotionen, Habilitationen oder wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten gleichen Rangs verliehen werden.

    Gutachter der mit dem Georg-Forster-Preis 2003 ausgezeichneten Arbeit waren Prof. Dr. Jens Flemming und Prof. Dr. Hans-Joachim Bieber, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften. Dr. Florian Cebulla (31) hatte ein Magisterstudium an der Universität Kassel mit den Fächern Mittlere und Neuere Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeografie sowie Politikwissenschaften abgeschlossen. In seiner Magisterarbeit hatte er sich mit dem Thema Rundfunk befasst und über freie und organisierte konservative und nationalsozialistische Agitation gegen den Systemfunk am Ende der Weimarer Republik geschrieben. Von 1999 bis 2001 wurde er durch den Otto-Braun-Stipendien-Fonds gefördert. Cebulla arbeitet derzeit im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an einem wissenschaftlichen Projekt mit und wird sich um eine Habilitation bemühen.

    Mit seiner rund 500 Seiten starken und mit ausgezeichnet bewerteten Dissertation hat er einen interdisziplinären Beitrag geleistet und Agrar-, Kultur-, Sozial- und Rundfunkgeschichte mitein-ander verknüpft. Ebenso hat er aktuelle Forschungstendenzen aufgenommen und sowohl zu der Agrarhistorie als auch zu dem Thema Mediengeschichte als Sozialgeschichte einen interessanten Beitrag geleistet. Cebulla verfolgte die Fragestellung, welche Wechselbeziehungen von Land und Rundfunk bestanden haben und was das Medium zur Modernisierung des Landes sowie zur Vernetzung von Stadt und Land beigetragen hat.
    Nach Cebullas Arbeitsergebnissen war der Landfunk in der Weimarer Republik kein Hebel für eine volkswirtschaftlich sinnvolle agrarische Strukturanpassung. Zwar wurde technische Beratung geleistet, aber bildungsbürgerliche Inhalte festigten eher kulturkonservative und agrarromanti-sche Vorstellungen und dienten dem Verbandslobbyismus mit ihrem sozialen Sonderbewusstsein des Agrarismus auch im Rundfunk. Der Landfunk vermittelte - entgegen den Postulaten - nicht zwischen Stadt und Land, sondern polarisierte zwischen städtischen Verbraucherinteressen und landwirtschaftlichen Erzeugerinteressen. Auch leistete er keine Orientierungshilfe bei der Bewältigung der Wandlungsprozesse, die im Verlauf der Modernisierung auftraten.

    Zwischen Agrarromantik und Blut- und Bodenideologie
    Im Nationssozialismus diente der Landfunk der Herrschaftssicherung und zielte auf eine ernährungs- und bevölkerungspolitische reibungslose Funktionsfähigkeit der Gesellschaft und auf die Verschleierung der sozialen Spannungen ab. Das Programm wurde attraktiver und mit Reporta-gen und Interviews den Erfordernissen der Hörer angepasst. Inhaltlich flankierte es die Erzeu-gungsschlachten und die Verbrauchslenkung, diente der Blut- und Boden-Propaganda, vermittelte aber auch moderne Agrartechnik. Mit verstärkter Unterhaltung und folklorisierter ländlicher Volkskultur versuchte das Regime, Stadt und Land bei Laune zu halten.
    Cebulla arbeitete dabei heraus, dass der agrartechnische Spartenfunk ein Werbemittel für die Modernisierung, Innovation und Rationalisierung war, zugleich natürlich als Instrument für Politisierung und Mobilisierung benutzt wurde. Eine entscheidende Rolle spielten die ländlichen Eli-ten wie die Gutsherren, Großbauern, Funktionäre bis hin zu den Pfarrern und Lehrern, aber auch die Wirtschafts- und die Agrarverbände waren dabei, das Medium Landfunk in der Landbevölkerung zu verbreiten.
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    4.196 Zeichen

    Info
    Universität Kassel
    Dr. Florian Cebulla
    Goethestraße 14
    34119 Kassel
    tel (0561) 18454
    mail florian.cebulla@uni.kassel.de


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    Criteria of this press release:
    Media and communication sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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