idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/30/2020 12:50

Projekt CAROLL: Rhetorik-geschulte Algorithmen gegen Hass im Netz

Katrina Jordan Abteilung Kommunikation
Universität Passau

Algorithmen, wie sie Aristoteles gefallen hätten: Ein Team der Universität Passau trainiert Künstliche Intelligenz mit Erkenntnissen aus der Jahrtausende alten Kunst der Rhetorik. Dieses KI-System könnte sowohl versteckte beleidigende Sprache im Netz erkennen, als auch das juristisch bessere Argument.

In dem BMBF-Projekt „CAROLL – Computergestützte Rhetorik in Social Media und Recht“ wählt ein Passauer Forschungsteam einen neuartigen Ansatz, um fundamentale Probleme bisheriger Systeme Künstlicher Intelligenz (KI) anzugehen: „Wir sollten zu den Grundlagen zurückkehren, um wirklich zu verstehen, wie Intelligenz funktioniert, damit wir Systeme der KI aufbauen können, die nachhaltig, nutzbar und ethisch vertretbar sind“, sagt Jelena Mitrović, Juniorprofessorin für Computational Rhetoric and Natural Language Processing an der Universität Passau.

In dem Projekt CAROLL kombinieren die Informatikerinnen und Informatiker um Prof. Dr. Mitrović numerische Ansätze wie maschinelles Lernen mit Erkenntnissen aus der Jahrtausende alten Kunst der Rhetorik. „Wir wollen herausfinden, warum eine bestimmte Äußerung überzeugender ist als eine andere, abhängig von den zugrundeliegenden rhetorischen Strukturen. Wir wollen sehen, wie Überzeugungskraft entsteht und wie wir sie automatisch erkennen können“, erklärt Prof. Dr. Mitrović.

Computergestützte Rhetorik ist ein Ansatz zur Verarbeitung natürlicher Sprache, dem Natural Language Processing (NLP). Das Passauer Team verknüpft diesen Ansatz mit dem Argumentation Mining, ebenfalls ein Forschungsbereich innerhalb des NLP. Argumentation Mining kommt bereits in Sozialen Medien zum Einsatz, um beleidigende Sprache zu erkennen. Allerdings stößt die Technologie bislang an Grenzen. Ironie oder nicht offensichtliche Beleidigungen erkennt sie nicht. Ob der Passauer Ansatz dazu imstande ist, wird das Team an aufgeheizten Debatten zu den Themen Klimakrise und Impfkritik testen.

Denkbar sind noch andere Anwendungsfälle für das in Rhetorik geschulte KI-System: So erforscht das Passauer Team den Einsatz bei juristischen Texten, um das aus rechtlicher Sicht bessere Argument zu erkennen. Daraus entwickelt es Werkzeuge, die in der Lehre zum Einsatz kommen könnten: Beispielsweise könnte das KI-System Studierenden bei der Vorbereitung auf juristische Prüfungen helfen. Umgekehrt könnte es die Professorinnen und Professoren bei der Korrektur der Prüfungen unterstützen.

Das Projekt baut auf vorhandene Arbeiten von Prof. Dr. Mitrović auf: Die Forscherin hat eine Ontologie rhetorischer Figuren entwickelt. Ontologien sind in der Informatik systematische Beschreibungen von Begriffen und deren Beziehungen zueinander, also eine Art Lexikon für Künstliche Intelligenz. Prof. Dr. Mitrović ist sowohl Expertin für Computersprache als auch für natürliche Sprache: Die Informatikerin hat einen Master-Abschluss in Neugriechisch mit Nebenfächern in Altgriechisch und Englisch.

Unterstützung erhält sie in dem Projekt zudem von Forscherinnen und Forschern der Universität Passau aus anderen Disziplinen: Hannah Schmid-Petri, Professorin für Wissenschaftskommunikation, berät im Bereich Social Media. Die Juristen Prof. Dr. Urs Kramer und Prof. Dr. Kai von Lewinski unterstützen bei möglichen Anwendungen im rechtlichen Bereich.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt über eine Laufzeit von vier Jahren.

Text: Kathrin Haimerl
Bildhinweis: Prof. Dr. Jelena Mitrović. Foto: Schwarz/Universität Passau


More information:

https://www.digital.uni-passau.de/beitraege/2020/jelena-mitrovic/ - Interview mit Prof. Dr. Jelena Mitrović im Digitalen Forschungsmagazin der Universität Passau.


Images

Prof. Dr. Jelena Mitrović.
Prof. Dr. Jelena Mitrović.

Schwarz/Universität Passau


Addendum from 12/08/2020

Bildhinweis (korrigiert): Universität Passau


Criteria of this press release:
Journalists
Information technology, Language / literature, Media and communication sciences, Social studies
transregional, national
Research projects, Transfer of Science or Research
German


 

Prof. Dr. Jelena Mitrović.


For download

x

Help

Search / advanced search of the idw archives
Combination of search terms

You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

Brackets

You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

Phrases

Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

Selection criteria

You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).