Dem Verhältnis von Gesundheit und Ökonomie im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert widmet sich die neue Ausgabe der Fachzeitschrift „Zeithistorische Forschungen“. Die Corona-Pandemie hat die Brisanz dieses Themas noch einmal unterstrichen; viele Grundfragen sind aber deutlich älter. Die Autorinnen und Autoren des Hefts belegen unter anderem, wie eng Privatisierung und Vermarktlichung des Gesundheitswesens mit neuen Praktiken staatlicher Regulierung verbunden waren. Die „Zeithistorischen Forschungen“ erscheinen gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht und zugleich im Open Access (http://www.zeithistorische-forschungen.de).
Der Gesundheitsmarkt steht im Spannungsfeld von Patientenwohl, Allgemeinwohl und ökonomischen Interessen. In Krisenzeiten wird dies besonders gut sichtbar. So wirft die Corona-Pandemie seit dem Frühjahr 2020 fundamentale Fragen auf, wer eigentlich die Daseinsfürsorge leistet, ja in welcher Gesellschaft wir überhaupt leben wollen. Die Aktualität solcher Debatten lässt schnell vergessen, wie lange schon – nicht nur in Deutschland – über den Konnex von Gesundheit und Ökonomie diskutiert wird. Politiker, Mediziner und Unternehmer streiten seit mehr als 150 Jahren darüber, wer für die Gesundheit des Einzelnen und für die „Volksgesundheit“ verantwortlich sei. Wie viel Wettbewerb vertragen – oder erfordern – Gesundheitspolitik und öffentliches Gesundheitswesen? Wie lässt sich der Gesundheitsmarkt kontrollieren? Wie eng dürfen Politik und Ökonomie, wie eng auch medizinische Wissenschaft und Wirtschaft miteinander verflochten sein? Diesen und weiteren Fragen spürt das Themenheft nach, um neue Einblicke in die jüngere und jüngste Zeitgeschichte zu gewinnen.
Ausführliche Fallstudien betrachten die Ökonomisierung der Altenpflege in der Bundesrepublik Deutschland und in England, die komplementären Logiken von „Plan“ und „Markt“ in der Gegenwartsgeschichte des bundesdeutschen Krankenhauses, die gewachsene Bedeutung von Patentrechten für die Großunternehmen der Pharmawirtschaft sowie den Aushandlungsprozess über das technisch Machbare und das ethisch Vertretbare in der westdeutschen Reproduktionsmedizin. Natürlich waren und sind derartige Debatten keineswegs auf die Bundesrepublik Deutschland oder auf die westlichen Industriegesellschaften beschränkt. So geht es in einem Essay zur Fachentwicklung der Gesundheitsökonomie etwa auch um Initiativen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bei denen die Staaten des Globalen Südens stärker im Fokus standen.
Die „Zeithistorischen Forschungen“ werden am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (https://zzf-potsdam.de) herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow. Die Zeitschrift erscheint dreimal jährlich gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht (https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com) und zugleich im Open Access (https://zeithistorische-forschungen.de).
Die Herausgeber des aktuellen Themenhefts sind Hartmut Berghoff (Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte) und Malte Thießen (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster).
Prof. Dr. Hartmut Berghoff
Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Wirtschafts- und Sozi-algeschichte
E-Mail: berghoff@uni-goettingen.de
Prof. Dr. Malte Thießen
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster
E-Mail: malte.thiessen@lwl.org
Bei redaktionellen Fragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Jan-Holger Kirsch
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Am Neuen Markt 1
D-14467 Potsdam
E-Mail: kirsch@zzf-potsdam.de
Themenheft „Gesundheitsökonomien“
https://zeithistorische-forschungen.de/2-2020
https://zeithistorische-forschungen.de – Zeithistorische Forschungen im Open Access
https://zzf-potsdam.de – Website des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com – Website der Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Cover der neuen Ausgabe der "Zeithistorischen Forschungen"
ZZF
Cover der neuen Ausgabe der "Zeithistorischen Forschungen"
ZZF
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
transregional, national
Scientific Publications
German
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