idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/10/2020 12:40

Expert*innen plädieren für höhere Priorisierung krebskranker Menschen bei der COVID-Impfung

Katrin Mugele Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Krebsgesellschaft e. V.

    Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) begrüßt die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, u.a. Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe und Tod durch COVID-19 bevorzugt bei der Impfung zu berücksichtigen. Bei der Einschätzung der Risikofaktoren für einen schweren Verlauf stuft die STIKO das Risiko durch eine Krebsvorerkrankung als moderat im Vergleich zum altersbedingten Risiko ein. Expert*innen der DKG plädieren stattdessen dafür, dass allen Krebspatient*innen mit bestehender Erkrankung und einem oder mehreren der folgenden Risikofaktoren bevorzugt eine Impfung gegen COVID-19 angeboten wird, sofern sie aus medizinischer Sicht sinnvoll ist:

    • Schlechter Allgemeinzustand (Höherer ECOG-Status)
    • Komorbidität
    • Rauchen
    • Maligne Erkrankung in der Vorgeschichte
    • Hämatologische Neoplasien und Lungenkarzinom
    • Aktive Krebserkrankung
    • Therapie in den Wochen unmittelbar vor der COVID-19-Erkrankung
    • Metastasierung
    • Lymphozytopenie
    • Neutrophilie

    Zu berücksichtigen ist auch ein erhöhtes Ansteckungsrisiko bei unvermeidbaren Kontakten.

    „Das Risiko für einen schwerwiegenden Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 steigt mit höherem Alter deutlich an. Wir verstehen daher, dass angesichts begrenzter Impfstoffmengen zuerst Hochbetagte und Betagte sowie Personengruppen berücksichtigt werden, die zur Aufrechterhaltung des Gesundheitswesens und des öffentlichen Lebens nötig sind. Auf diese Weise können möglicherweise auch viele ältere Krebspatienten und -patientinnen vor dem schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion geschützt werden“, sagt Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. „Allerdings können auch Krebserkrankte unter 65 Jahren aufgrund individueller Risikofaktoren ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion aufweisen. Da Krebs aber nach der jetzigen Einschätzung der STIKO ein eher moderates Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf darstellt, würden diese Betroffenen nach der aktuellen Planung frühestens in der vierten Impfwelle berücksichtigt.“

    Derzeit erkranken mehr als 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. Laut Robert Koch-Institut waren 2016 ca. 320.000 der Betroffenen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose 65 Jahre und älter, 180.000 jünger als 65 Jahre. In einer Anfang November 2020 im Journal of the National Cancer Institute erschienenen Metaanalyse sterben 22,4 von 100 an COVID erkrankten Krebspatient*innen, im Vergleich zu knapp 5,9 von 100 COVID-Kranken ohne Krebs [1]. In der genannten Metaanalyse ist das Risiko von Lungenkrebs- und Blutkrebspatient*innen, mit COVID-19 zu sterben, sogar noch höher. „Die Entscheidung, ob und wann eine Impfung sinnvoll ist, sollten Krebspatientinnen und -patienten mit ihrem behandelnden Arzt gemeinsam treffen – unter Berücksichtigung individueller Risikofaktoren, dem aktuellen Stadium der Erkrankung und dem Therapieverlauf“, erklärt Seufferlein. „Darüber hinaus brauchen wir weitere Forschungsdaten, um in den verschiedenen Stadien einer Krebserkrankung den Einfluss von Risikofaktoren auf den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion noch genauer zu verstehen.“

    Referenzen
    [1] Zhang, H., Han, H., He, T., Labbe, K. E., Hernandez, A. V., Chen, H., Velcheti, V., Stebbing, J., & Wong, K. K. (2020). Clinical Characteristics and Outcomes of COVID-19-Infected Cancer Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of the National Cancer Institute, djaa168. Advance online publication. https://academic.oup.com/jnci/advance-article/doi/10.1093/jnci/djaa168/5951181

    Die Deutsche Krebsgesellschaft
    Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der DKG vertreten sind rund 8.000 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 35 Fördermitglieder. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs". Mehr: https://www.krebsgesellschaft.de/


    Contact for scientific information:

    Pressekontakte Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
    Dr. Katrin Mugele
    Kuno-Fischer-Straße 8
    14057 Berlin
    Tel: 030 3229329-60
    E-Mail: presse@krebsgesellschaft.de

    Angelina Gromes
    Tel: 030 3229329-82
    E-Mail: presse@krebsgesellschaft.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Science policy, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).