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02/17/2004 16:43

Wenn Computer verstehen lernen - Informatiker erforschen das Semantic Web

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    München, 17. Februar 2004 - Mit dem so genannte Semantic Web beschäftigt sich REWERSE, ein Informatik-Forschungsprojekt, das die Europäische Union innerhalb ihres 6. Rahmenprogramms mit fünf Millionen Euro fördert. Koordiniert wird es durch Professor François Bry und Professor Hans Jürgen Ohlbach von der Lehr- und Forschungseinheit Programmier- und Modellierungssprachen an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), München. Insgesamt sind an dem Projekt REWERSE (REasoning on the WEb with Rules and SEmantics) etwa 100 Wissenschaftler und Forscher aus 27 Einrichtungen beteiligt.

    REWERSE beschäftigt sich mit dem Semantic Web, einer Vision für das Web der Zukunft, in dem es auch Computern möglich sein soll, mit Informationen "intelligent" umzugehen. Hinter dem Semantic Web steht die Idee, Informationen, die bisher ausschließlich für den Menschen zugänglich sind, auch für Maschinen verstehbar zu machen. Dem bestehenden Internet soll dabei eine Semantikschicht eingezogen werden, welche die logisch verknüpfte Verarbeitung von Daten durch Maschinen ermöglicht.

    Ziel von REWERSE ist die Entwicklung von Regelsprachen für das Semantic Web und deren Anwendung auf Beispielszenarien. Die Forscher wollen Prototypen und theoretische Ergebnisse erarbeiten, die zu "Bausteinen" für eine anschließende industrielle Nutzung dienen können.

    Wenn man zum Beispiel in die Internet-Suchmaschine "Google" den Suchbegriff "Koch" eingibt, weiß die Suchmaschine derzeit noch nicht, ob der Beruf Koch gemeint ist, ob eine Person oder ein Unternehmen namens "Koch" gesucht wird. Der Rechner weiß auch nicht notwendigerweise, dass Zahlen in einer Tabelle Preise darstellen sollen. Im Semantic Web hingegen soll es möglich sein, Dokumente ganz oder teilweise mit semantischen Informationen zu versehen, zum Beispiel könnte man einen Preis als "Preis in USD" kennzeichnen. Der Rechner könnte dann wissen, dass "USD" eine Währung ist, die sich in einem bestimmten Verhältnis in "Euro" umwandeln lässt und dann entsprechend darstellbar ist.

    Nutzanwendung könnte das Semantic Web darüber hinaus in Zukunft etwa bei Personal Digital Assistents (PDAs) finden. Nutzer könnten ihrem Organizer die Anweisung geben, einen Termin für ein Essen mit einigen Geschäftspartnern zu vereinbaren. Der PDA handelt mit den Organizern der betreffenden Personen automatisch eine passende Uhrzeit aus, die Daten werden ohne weiteres Zutun des Nutzers im Terminkalender gespeichert. Der PDA könnte aber auch dazu eingesetzt werden, seinen Nutzer darüber zu informieren, in welchen Kinos ein bestimmter Film an einem bestimmten Tag läuft und welches Restaurant anschließend um die Ecke besucht werden kann.

    Konkret wird sich das Projekt REWERSE mit einem Teilaspekt des Semantic Web beschäftigen. Es geht dabei insbesondere um das so genannte Schließen, also das selbstständige Erschließen von (noch nicht existierenden) Informationen aus vorhandenem Wissen. Im Semantic Web kommunizieren Maschinen miteinander, die im Auftrag von Menschen teilweise autonom handeln. Sie operieren auf Basis der von einem Nutzer eingegebenen Daten und sind bedingt fähig, logisch zu denken. Beim "Schließen" befasst sich REWERSE in diesem Zusammenhang mit regelbasierten Systemen (also stark vereinfacht "WENN-DANN" Beziehungen), die alle Arten von Regeln umfassen können, beispielsweise Anfragen, Business Rules (etwa Workflow), Zugriffsregeln usw.

    REWERSE ist auf vier Jahre angelegt und wird von der EU mit fünf Millionen Euro ausgestattet. Insgesamt arbeiten 27 europäische Forschungseinrichtungen und Unternehmen gemeinsam mit drei außereuropäischen Einrichtungen an REWERSE. Neben der LMU sind unter anderem die Linköpings Universitet in Linköping (Schweden), die Universidade Nova de Lisboa in Lissabon (Portugal), die Technische Universität Wien (Österreich), die Universität Eindhoven (Niederlande) sowie die französischen Forschungseinrichtungen Institut National de Recherche en Informatique et en Automatique (INRIA) und Laboratoire Lorrain de Recherche en Informatique et ses Applications (LORIA) die Universität Hannover, die Foundation of Research and Technology - Hellas in Heraklion (Griechenland), die Università di Napoli (Italien), die Università Ca' Forscari in Venedig (Italien) und die Universität Zürich, sowie mehrere europäische Unternehmen beteiligt. Das Projekt beginnt offiziell am 1. März 2004. (ms)

    Ansprechpartner:
    Professor François Bry
    Lehr- und Forschungseinheit Programmier- und Modellierungssprachen
    Institut für Informatik
    Oettingenstraße 67
    80538München
    Tel.: 089/2180-9310
    E-Mail: francois.bry@informatik.uni-muenchen.de


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    Criteria of this press release:
    Information technology
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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