idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/08/2021 09:00

Weyl-Punkten auf der Spur: Publikation von Kaiserslauterer Physikern als „editors‘ suggestion“ veröffentlicht

TU Kaiserslautern Universitätskommunikation
Technische Universität Kaiserslautern

    Ein Material, das leitet und isoliert – gibt es das? Ja, Forschende haben erstmals 2005 sogenannte topologische Isolatoren beschrieben, die im Inneren Stromdurchfluss verhindern, dafür aber an der Oberfläche äußerst leitfähig sind. Die Zustände, die in dreidimensionalen Festkörpern um die Störstellen herumführen, sind wiederum an sogenannten Weyl-Punkten aufgehängt. Einem Team von WissenschaftlerInnen an der Pennsylvania State University (PSU) und der TU Kaiserslautern (TUK) ist es kürzlich erstmals gelungen, diese Punkte mit Infrarotlicht sichtbar zu machen. Das Fachmagazin Physical Review Letters hat ihre zugehörige Publikation als „editors‘ suggestion“ veröffentlicht.

    Eigentlich hätte die Kaiserslauterer Physikerin Dr. Christina Jörg im März gerne ihre Postdoc-Stelle an der Pennsylvania State University in persona angetreten. Doch COVID-19 bremste die Humboldt-Stipendiatin aus. Stattdessen erhielt sie die Möglichkeit, den Postdoc im „Homeoffice“ zu starten und ihre Experimente an der TUK in der Arbeitsgruppe „Optische Technologien und Photonik“ von Prof. Dr. Georg von Freymann durchzuführen. Ein Glücksfall, wie sich schnell herausstellte. „Ich setze die bereits von meinen Kollegen in den USA begonnene Forschung fort, Oberflächenzustände und damit verbunden die optischen Weyl-Punkte in topologischen photonischen Kristallen zu charakterisieren“, erklärt die Physikerin. „Angesichts der Pandemie-Situation in den USA ist die Laborarbeit an der Pennsylvania State University eingeschränkt. In Kaiserslautern habe ich jedoch vollen Zugriff auf die erforderlichen Geräte und Messtechnik.“

    Was topologische Isolatoren ausmacht, beschreibt Jörg an einem Beispiel: „In elektronischen oder optischen Bauteilen passiert beim Leiten von Strom bzw. Licht genau das, was wir kennen, wenn wir bei Nebel das Fernlicht einschalten: Das Licht wird gestreut bzw. Lichtteilchen prallen an den Nebeltröpfchen ab und werden zurückgeworfen. Übertragen auf das Bauteil, kommt das zu leitende Signal nicht verlustfrei durch und schwächt sich auf seinem Weg ab.“

    Bei topologischen Isolatoren verhält es sich anders. Hier können die Signale über die Oberfläche verlustfrei um die innenliegenden Störstellen herum fließen. „Die besonderen Zustände, die die Umleitung ermöglichen, sind immer an ganz bestimmten Punkten in der Bandstruktur – der Straßenkarte, die beschreibt wie die Signale fließen können – aufgehängt“, erläutert Jörg weiter. „Es handelt sich dabei um Stellen, an denen sich zwei Bänder berühren. Diese Stellen heißen Weyl-Punkte. Topologische Weyl-Punkte sind äußerst robust und unempfindlich gegen äußerliche Einflüsse. In optischen Materialien waren Weyl-Punkte bislang nur schwer experimentell zugänglich, weil es, um diese frei zu beobachten, einen möglichst hohen Materialkontrast braucht.“

    Das Team nutzte daher einen speziellen 3D-Drucker, um für die Forschung geeignete photonische Kristalle in einer Gesamtgröße von einem Quadratmillimeter herzustellen. Darin konnten sie erstmals quadratische optische Weyl-Punkte anhand von Infrarot-Lichtwellen nachweisen. Ein wichtiger Meilenstein: „Auch wenn wir noch nicht in den sichtbaren Bereich kommen, sind wir mit diesen Erkenntnissen deutlich näher an eine künftige Anwendung herangerückt“, fasst Jörg zusammen.

    Die renommierte Fachzeitschrift Physical Review Letters ist ebenso überzeugt vom Potenzial der Forschungsarbeit der Kaiserslauterer und amerikanischen Physiker und gab dem Paper eine prominente Platzierung in der aktuellen Ausgabe.

    Informationen zur Originalpublikation:
    Observation of a Charge-2 Photonic Weyl Point in the Infrared
    Sachin Vaidya, Jiho Noh, Alexander Cerjan, Christina Jörg, Georg von Freymann, und Mikael C. Rechtsman
    Phys. Rev. Lett. 125, 253902
    DOI: 10.1103/PhysRevLett.125.253902
    https://journals.aps.org/prl/abstract/10.1103/PhysRevLett.125.253902

    Fragen beantwortet:
    Dr. Christina Jörg
    Tel.: 0631 205-5230
    E-Mail: cjoerg@rhrk.uni-kl.de


    Images

    Mithilfe des Fourier-Transform-Infrarotspektrometers experimentell nachgewiesener Weyl-Punkt. Deutlich zu erkennen ist, wie sich die zwei Bänder berühren.
    Mithilfe des Fourier-Transform-Infrarotspektrometers experimentell nachgewiesener Weyl-Punkt. Deutli ...

    C. Jörg / S. Vaidya / J. Noh

    Per Feldemissions-Raster-Elektronenmikroskopie wird die chirale, Holzstapel-artige Strukur der photonischen Kristalle sichtbar, die die Forscher mittels Zwei-Photonen-Polymerisation hergestellt und für ihre Untersuchungen verwendet haben.
    Per Feldemissions-Raster-Elektronenmikroskopie wird die chirale, Holzstapel-artige Strukur der photo ...

    C. Jörg


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Mithilfe des Fourier-Transform-Infrarotspektrometers experimentell nachgewiesener Weyl-Punkt. Deutlich zu erkennen ist, wie sich die zwei Bänder berühren.


    For download

    x

    Per Feldemissions-Raster-Elektronenmikroskopie wird die chirale, Holzstapel-artige Strukur der photonischen Kristalle sichtbar, die die Forscher mittels Zwei-Photonen-Polymerisation hergestellt und für ihre Untersuchungen verwendet haben.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).