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11/11/1998 00:00

Altteilenetzwerke schaffen Alternativen zu neuen Autoersatzteilen

Dipl.-Ing. Stefan Schmidt Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

    Für die Akteure im Umfeld des Kfz-Gewerbes verspricht die "zeitwertgerechte Reparatur" ein hohes ökonomisches Wachstumspotential. Das befanden einheitlich ca. 100 Fachleute von Kfz-Werkstätten, Autoverwertungen, Kfz-Sachverständigen-Organisationen, Versicherungen, Kfz-Innungen, Automobilherstellern und Wirtschaftsverbänden anläßlich eines Expertenworkshops in Dortmund.

    Auf dem Expertenworkshop in Dortmund, den das Fraunhofer-Institut für Materialfluß und Logistik IML, gemeinsam mit dem Landesverband der Automobilverwerter NRW e.V. (VAV), dem Landesverband NRW des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes e.V. (VDK) und dem Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen e.V. (BVSK) veranstaltet hat, stellten die ca. 100 Fachleute von Kfz-Werkstätten, Autoverwertungen, Kfz-Sachverständigen-Organisationen, Versicherungen, Kfz-Innungen, Automobilherstellern und Wirtschaftsverbänden einheitlich fest, daß "zeitwertgerechte Reparatur" ein hohes ökonomisches Wachstumspotential verspricht.

    Im Rahmen der zeitwertgerechten Reparatur werden gebrauchte Kfz-Teile anstelle von Neu- oder Identteilen eingesetzt. Voraussetzung für die Etablierung dieser Dienstleistung ist eine effektive Verknüpfung der Marktteilnehmer, d.h. der 'Produzenten' von Gebrauchtteilen, den Autoverwertern und der Kfz-Werkstätten durch leistungsstarke Altteilenetzwerke. Nur eingespielte Netzwerke stellen die Verfügbarkeit der Teile in geprüfter Qualität sicher. Darüber hinaus sind die Kostenminimierung und die Transparenz über Angebot und Preise wichtige Zielgrößen.

    Die Thematik der zeitwertgerechten Reparatur gewinnt derzeit vor dem Hintergrund immer stärker werdender Forderungen der Versicherungswirtschaft an Dynamik. Die Versicherer wollen dazu übergehen, die Regulierung versicherungsrelevanter Schäden zunehmend am Zeitwert des Fahrzeuges zu orientieren. Dr. Werner Dornwald, Leiter der Abteilung Kraftfahrt-Schaden der Gerling Versicherung, führte dazu aus, daß die Rechtslage schon heute eine Schadenregulierung durch zeitwertgerechte Reparatur zuläßt. Ein Geschädigter hat im Falle eines Unfalls den Anspruch auf die Wiederherstellung des 'ursprünglichen' Fahrzeugzustandes. Eine Schadenregulierung auf Basis des Zeitwertes scheitert derzeit jedoch an der Verfügbarkeit der Teile, insbesondere der von 'jüngeren' Gebrauchtteilen. Hier sind effiziente Lösungen gefragt, die verstärkt unfallbeschädigte Fahrzeuge in den Verwertungskreislauf führen.

    Das Einsparvolumen wird von den Versicherungen auf über 2 Mrd. DM geschätzt. Für den einzelnen Reparaturfall bedeutet dies eine Einsparung von ca. 500,- DM. Untersuchungen in den USA und Schweden zeigen, daß die Schadenaufwendungen um 6-8% reduziert werden konnten. In Sachverständigenkreisen, so Elmar Fuchs, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Kfz-Sachverständigen, wird eine Reduzierung der Schadenkosten in Deutschland von 10-15 % als realistisch bezeichnet. Aus technischer Sicht muß bedacht werden, daß sich nur ein beschränkter Teil von Gebrauchtteilen zur Wiederverwendung eignet.

    In diesem Zusammenhang forderte Henrik Hauser, Projektleiter Automobilrecycling im Fraunhofer IML, die Beteiligten auf, die zeitwertgerechte Reparatur nicht nur vor dem Hintergrund der Unfallreparatur im Haftpflicht- oder Kaskoschadenfall zu beurteilen. Ein deutlich größeres Potential liegt für die Werkstätten und Verwerter in der 'normalen' Verschleiß- und Wartungsreparatur. Für diese Reparaturen werden in Deutschland jährlich über 13 Mrd. DM an Ersatzteilkosten aufgewendet. Befragungen zeigen, daß etwa 40 % der Fahrzeugbesitzer bereit wären, ihr Fahrzeug mit gebrauchten Ersatzteilen reparieren zu lassen. Aber nur ca. 630 Mio. DM an gebrauchten Ersatzteilen werden von den Autoverwerter in den Markt gesteuert. Daran partizipieren die Kfz-Werkstätten aber nur ungenügend, der mit Abstand größte Teil wird bei 'Do-it-yourself-Reparaturen' verbaut. Für die Werkstätten gilt es daher neue Kunden zu gewinnen bzw. alte Kunden zurückzugewinnen, die sich in der Vergangenheit aufgrund hoher Kosten anders orientiert haben.

    Für den Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes NRW des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (VDK) Wilhelm Winter stehen die Gründe für die momentane Situation fest. "Die zeitwertgerechte Reparatur ist an sich nichts Neues. Sie wird seit Jahren überwiegend in freien Werkstätten praktiziert, wird aber nicht offensiv angeboten. Die Grenzen der zeitwertgerechten Reparatur liegen momentan in der geringen Teileverfügbarkeit und den hohen Logistikkosten. Darüber hinaus sind Fragen der Gewährleistung für die Teile und des Haftungsrisikos der Werkstätten für die Reparaturkosten und Folgeschäden noch zu klären und müssen Eingang in die Gestaltung von Netzwerken finden."
    Altteilenetzwerke werden den Werkstätten helfen, das brachliegende Potential für Reparaturen an älteren Fahrzeugen zu nutzen, so Gerhard Witte, Geschäftführer der AutoOnline GmbH. Betreiber von Altteilenetzwerken werden als zentraler Ansprechpartner für die gesamte Auftragsabwicklung der zeitwertgerechten Reparatur von den Autoverwertern hin zu den Werkstätten fungieren. Doch bis dahin sind noch gemeinsame Anstrengungen aller Akteure notwendig. Für die Werkstätten muß schnell und einfach ersichtlich sein, ob, wo und zu welchem Preis die für die zeitwertgerechte Reparatur benötigten Teile überhaupt verfügbar sind. Diese Anforderungen können nur erfüllt werden, wenn die Angebote der Teileverwerter in einem oder mehreren Altteilenetzwerken nach einem einheitlichen Kennziffernsystem archiviert und abrufbar sind. Es müssen einheitliche Garantiebedingungen mit vergleichbaren Preisen, z.B. abgestuft in verschiedenen Qualitäten angeboten werden, die es den Werkstätten erlauben, ihren Kunden attraktive Angebote zu unterbreiten.

    "Wir haben viel getan die Qualität der Gebrauchtteile auf ein Niveau zu heben, das den Vergleich mit neuen Ersatzteilen standhält. Reklamationsquoten von unter einem Prozent werden jetzt schon erreicht", so Dr. Christian Jacobi, Bereichsleiter der RAG UmweltRohstoffe GmbH und Betriebsleiter der Autoverwertung WERTAUTO.

    Die zeitwertgerechte Reparatur wird zum Regelfall werden, so die einhellige Meinung der Experten. Hierzu sind noch vielfältige technische, logistische und auch rechtliche Anforderungen zu lösen und auch mentale Hemmnisse bei den Werkstätten auszuräumen. Dann werden die gebrauchten Ersatzteile zu einer attraktiven Alternative und es ist eine Frage der Zeit, wann der Kunde die zeitwertgerechte Reparatur in seinem Autohaus einfordert.

    Ansprechpartner:
    Dipl.-Ing. Henrik Hauser
    Tel. 0231 / 9743-363
    Email: hauser@iml.fhg.de
    Fraunhofer IML
    Joseph-von-Fraunhofer-Straße 2-4
    44227 Dortmund


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Environment / ecology, Information technology, Mechanical engineering, Oceanology / climate
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research projects, Scientific conferences
    German


     

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