Bei einkommensschwachen Haushalten in Deutschland sind die Schadenssummen bei Hochwasser zwar absolut geringer als bei wohlhabenderen Haushalten, sie müssen aber einen relativ zum Einkommen größeren Betrag ausgeben, um die Schäden zu beheben. Dies zeigt eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim von Dr. Daniel Osberghaus.
Absolut gesehen sind die Schäden in Euro bei Haushalten mit niedrigem Einkommen vergleichsweise gering. Das liegt unter anderem daran, dass ärmere Haushalte kleinere Wohnungen oder Häuser besitzen oder bewohnen. Gleichzeitig haben diese Haushalte auch kaum finanzielle Mittel für technische Schutzmaßnahmen wie etwa Rückstauklappen oder Wasserbarrieren an Türen und Fenstern oder um eine Versicherung gegen Hochwasserschäden abzuschließen. „Haushalte mit niedrigem Einkommen haben zwar absolut gesehen nicht viel zu verlieren, sind aber auch schlecht auf Hochwasser vorbereitet“, fasst Osberghaus seine Befunde zusammen.
Relativ gesehen – also im Verhältnis zum Einkommen – ist der Schaden bei ärmeren Haushalten dagegen sehr viel höher als bei reicheren Haushalten: Im Schadensfall müssen sie einen deutlich größeren Teil ihres Einkommens aufbringen, um solche Schäden zu beheben – trotz der kleineren absoluten Schadenssumme. Grund hierfür ist die fehlende Vorsorge.
Staat könnte Vorsorgezuschuss an ärmere Haushalte zahlen
Aus diesen Erkenntnissen leitet Ökonom Osberghaus einige Empfehlungen an politische Entscheidungsträger/innen ab: Falls der Staat nach einem Hochwasser Fluthilfen zahlt, sollte er hierbei das Einkommen bzw. Vermögen der Empfänger berücksichtigen. „Bisher werden Finanzhilfen an alle vom Hochwasser Betroffenen pauschal, also in gleicher Höhe, gezahlt. Dabei profitieren reichere Haushalte stärker als einkommensschwache“, erklärt Osberghaus. Zudem fehlten einkommensschwachen Haushalten häufig die Mittel, um selbst gegen Hochwasser vorzusorgen. „Der Staat sollte überlegen, einkommensschwachen Haushalten gezielt finanzielle Zuschüsse für eine private Hochwasservorsorge zu zahlen. Ansonsten können es sich diese Menschen einfach gar nicht leisten, technische Maßnahmen am Haus durchzuführen, geschweige denn eine Versicherung abzuschließen“, so Osberghaus weiter.
Klimawandel verschärft Hochwasser-Risiko
Hochwasserschäden haben in den vergangenen Jahren in Deutschland und Europa immer wieder zu erheblichen Verlusten bei privaten Haushalten geführt. Durch den Klimawandel wird sich dies in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich noch verschärfen. So erwarten Wissenschaftler auf Basis eines Szenarios mit starkem Klimawandel, dass die jährlichen Schäden in Europa von derzeit 5,3 Milliarden Euro auf 20 bis 40 Milliarden Euro im Jahr 2050 steigen könnten. Vor diesem Hintergrund analysiert die vorliegende ZEW-Studie, wie erwartete Hochwasserschäden mit der sozialen Stellung der Betroffenen zusammenhängen. „Die aktuelle ZEW-Studie ist die erste, die diese Fragen für ganz Deutschland auf Haushaltsebene untersucht“, sagt Osberghaus.
Dr. Daniel Osberghaus
Wissenschaftler des ZEW-Forschungsbereichs
„Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“
Tel: +49 (0)621 1235-205
daniel.osberghaus@zew.de
Download der Studie:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2212096320300589
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
Environment / ecology, Social studies
transregional, national
Transfer of Science or Research
German
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