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02/23/2021 10:41

Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1: Frühzeitiger Einsatz einer Insulinpumpe verbessert die Behandlungsergebnisse

Michaela Richter Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

    Wird bei Kindern und Jugendlichen ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert, stellt sich die Frage nach der Therapieform: Neben der Insulininjektion mit Spritze oder Pen gibt es auch die Möglichkeit, eine Insulinpumpe einzusetzen. Doch wann sollte die Pumpe zur Anwendung kommen? Dass der frühzeitige Start einer Insulinpumpentherapie vorteilhaft ist, belegt nun eine Multicenter-Studie, an der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) beteiligt waren. Sie erschien jüngst im Fachjournal Lancet.

    Demnach kommt es bei Kindern und Jugendlichen, die rasch nach der Diagnose ihres Typ-1-Diabetes mit einer Insulinpumpe therapiert werden, seltener zu lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen und weniger Krankhausaufenthalten als bei einem verzögerten Pumpeneinsatz. Auch der Langzeitblutzuckerwert HbA1c ist deutlich günstiger bei Kindern, die frühzeitig eine Insulinpumpe erhalten.

    Allein in Deutschland leiden insgesamt 32.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an einem Typ-1-Diabetes. Hierbei handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Zellen der Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren. Eine Insulinpumpe ahmt die Arbeitsweise einer Bauchspeicheldrüse nach und gibt über einen kleinen Schlauch und eine Nadel, die am Bauch unter der Haut steckt, in regelmäßigen Zeitabständen automatisiert Insulin in den Körper ab. „So kann die Insulinzufuhr insbesondere bei jungen Kindern besser und komfortabler gesteuert werden als mit mehrfach täglichen Injektionen, die häufig mit einer Hemmschwelle verbunden sind“, erklärt Studienautor und Privatdozent Dr. med. Clemens Kamrath, Kinder-Endokrinologe und Kinder-Diabetologe am Universitätsklinikum Gießen.

    Kurz nach der Diagnose oder eher später?

    Doch bisher lagen keine eindeutigen Hinweise vor, wann der beste Zeitpunkt nach einer Diagnose ist, um mit einer Insulininfusionstherapie über eine Pumpe zu starten. Die aktuelle Studie, die im „Lancet Child & Adolescent Health“ veröffentlicht wurde, verglich dafür die Ergebnisse zwischen einem frühen Einsatz der Insulinpumpentherapie innerhalb der ersten sechs Monate nach der Erstdiagnose mit einem verzögerten Pumpenbeginn im zweiten oder dritten Jahr nach Diagnosestellung. Insgesamt wurden die Daten von 8332 Patienten aus 311 Diabeteszentren in Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg analysiert. „Die Patienten waren zwischen sechs Monate und 15 Jahre alt, als die Diagnose gestellt wurde“, erläutert Studienautor Professor Dr. med. Reinhard Holl, Kinder-Endokrinologe und Diabetologe an der Universität Ulm. „Die Erkrankungsdauer betrug im Schnitt 6,7 Jahre, und alle Patienten wurden mindestens ein Jahr lang mit einer Insulinpumpe therapiert.“

    Positive Effekte auf Blutzucker-, Blutdruck- und Cholesterinwerte

    Wie die Daten belegen, zeigte sich ein signifikanter Unterschied bei den Blutzuckerwerten. Der durchschnittliche HbA1c-Wert betrug in der frühen Pumpengruppe 7,9 Prozent gegenüber 8,0 Prozent in der späten Pumpengruppe – und lag damit günstiger. Kinder, die frühzeitig eine Insulinpumpe bekommen hatten, erlitten zudem seltener ein gefährliches Koma aufgrund starker Unterzuckerung, sie mussten insgesamt weniger häufig mit Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden. Darüber hinaus konnten bei einer frühzeitigen Insulinpumpentherapie positive Effekte auf Blutdruck- und Cholesterinwerte festgestellt werden. Der Body-Mass-Index war bei beiden Gruppen annähernd gleich. „Der frühe Einsatz einer Insulinpumpe ist also mit keiner Gewichtszunahme verbunden“, so Kamrath. „Insgesamt liefern unsere Ergebnisse klare Hinweise, dass ein früher Insulinpumpen-Einsatz bei Kindern mit Typ-1-Diabetes zu besseren Behandlungsergebnissen führt“, resümiert Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen. Weitere Hintergründe müsse man näher erforschen, fügt der Vorsitzende der AGPD hinzu.

    Studie unterstützt bei der Entscheidungsfindung

    Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter „Jedes Jahr stellen wir rund 3100 Neudiagnosen, und bei jedem einzelnen Fall müssen wir entscheiden, wann eine Insulinpumpentherapie sinnvoll ist“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Neu aus Tübingen. „Jede neue wissenschaftliche Erkenntnis hilft uns bei der Entscheidungsfindung“, ergänzt der Vizepräsident der DDG.

    Link zur Veröffentlichung der Studie im Lancet Child & Adolescent Health: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33253630/
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    Terminhinweis:

    Jahrespressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
    Thema: „Die stille Diabetes-Pandemie – wie Politik und Gesellschaft im Wahljahr die Perspektive für mehr Prävention verändern könnten“

    Termin: Dienstag, 02. März 2021, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Online, Anmeldung unter: https://attendee.gotowebinar.com/register/3782309417170438416

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    Jetzt bewerben für die DDG Medienpreise 2021!
    Diabetes in Corona-Zeiten: Risiken und Versorgungslage für chronisch Kranke in der Pandemie – so lautet das Motto der diesjährigen DDG-Medienpreisausschreibung. Die DDG vergibt im Jahr 2021 bereits zum achten Mal ihre Medienpreise – und zwar in vier Kategorien, die mit insgesamt 6.000 Euro dotiert sind. Es können Print-, Fernseh- und Hörfunk sowie Online-Beiträge (Websites, Blogs oder Online-Videos) eingereicht werden, die zwischen dem 1. August 2020 und dem 31. Juli 2021 publiziert wurden. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2021. Weitere Informationen finden Sie auf der DDG Webseite.
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    Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
    Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9200 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der rund sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.
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    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle DDG
    Michaela Richter, Bettina Rackow-Freitag
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-516/-640, Fax: 0711 8931-167
    freitag@medizinkommunikation.org
    richter@medizinkommunikation.org


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

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