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03/01/2021 15:07

Erste Covid-19-Welle bedeutete mehr Stress für Pflegepersonal

Nathalie Matter Media Relations, Universität Bern
Universität Bern

    Das Pflegepersonal in Schweizer Spitälern erlebte während der ersten Covid-19-Welle deutlich mehr Stress und eine höhere Arbeitsbelastung als im Jahr 2019. Zudem sank die Zufriedenheit mit der Bezahlung stark, während die Arbeitszufriedenheit leicht anstieg. Das zeigt eine Umfrage des Instituts für Unternehmensrechnung und Controlling der Universität Bern zur Arbeitssituation bei mehr als 4'100 Pflegefachkräften in 19 Spitälern.

    Um Einblicke in die Auswirkungen der ersten Covid-19-Welle auf Pflegefachkräfte in Schweizer Spitälern zu gewinnen, führten Markus Arnold und Arthur Posch, Professoren am Institut für Unternehmensrechnung und Controlling der Universität Bern, im Herbst 2020 eine Umfrage bei 4'116 Pflegefachkräften aus 19 Schweizer Spitälern durch. Die Ergebnisse stellten sie vergleichbaren Umfragedaten aus dem Jahr 2019 gegenüber, um entsprechende Unterschiede in der Arbeitssituation aufzuzeigen. Diese Daten zur Arbeitssituation von Pflegefachkräften werden jährlich im Rahmen des «Spitalpflegereport Schweiz» in einem Forschungsprogramm in enger Kooperation mit Schweizer Spitälern erhoben.

    Stress- und Arbeitsbelastung sind deutlich angestiegen

    «Die Stressbelastung der Pflegefachkräfte hat sich während der ersten Covid-19-Welle im Vergleich zum Vorjahr erhöht, was klar auf Covid-19-bedingten Stress als zusätzliche Stressquelle zurückzuführen ist», erklärt Markus Arnold. Besondere Stressfaktoren für das Pflegepersonal waren vor allem die Gefahr der Übertragung von Covid-19 auf Familienangehörige und das notwendige Social Distancing zu Familienangehörigen. «Die Studie zeigt zudem, dass sich die Arbeitsbelastung von Pflegefachkräften im Vergleich zu 2019 stark erhöht hat», sagt Arnold. Besonders betroffen davon waren vor allem Mitarbeitende von Not- und Intensivabteilungen, bei denen die Arbeitsbelastung um 31 Prozent zunahm.

    Zufriedenheit mit der Bezahlung sinkt stark

    Die Zufriedenheit des Pflegepersonals mit seiner Bezahlung ist während der ersten Covid-19-Welle stark gesunken (-9.4%). Trotzdem sind die allgemeine Arbeitszufriedenheit der Pflegefachkräfte sowie ihre Bindung an ihr Spital trotz erhöhter Arbeits- und Stressbelastung unverändert geblieben oder sogar teilweise leicht angestiegen. «Dass trotz des höheren Stresses und der gesunkenen Zufriedenheit mit der Bezahlung die allgemeine Arbeitszufriedenheit sogar leicht angestiegen ist, ist bemerkenswert. Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen, dass die öffentliche Anerkennung der Arbeit von Pflegefachkräften angestiegen ist», erklärt Arthur Posch. Die Resultate zeigen auch, dass Pflegefachkräfte während der ersten Covid-19-Welle eine noch höhere Motivation und einen grösseren Einsatz für ihre Abteilung gezeigt haben als 2019. So waren sie etwa bereit, bei akuter Personalknappheit die Ferien zu verschieben.

    Covid-19-Massnahmen der Spitäler für ihre Pflegefachkräfte zahlen sich aus

    Schweizer Spitäler haben während der ersten Covid-19-Welle verschiedene Covid-19-Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation für das Personal ergriffen: Vor allem haben sie auf die Kommunikation klarer Richtlinien im Hinblick auf den Umgang mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten sowie auf die Bereitstellung ausreichender Covid-19-Testkapazitäten gesetzt. In geringerem Masse haben Krankenhäuser etwa auch professionelle psychologische Betreuung und Trainings für den Umgang mit Covid-19 angeboten. Die Zufriedenheit der Pflegefachkräfte mit diesen Covid-19-Massnahmen der Spitäler ist insgesamt zufriedenstellend. «Sinnvolle Covid-19-Massnahmen der Spitäler erhöhen die Zufriedenheit und senken den Stress sowie die emotionale Arbeitsbelastung von Pflegefachkräften», so Arnold. «Es kann sich also durchaus für die Spitäler lohnen, in diese Massnahmen zu investieren», führt er weiter aus.

    Minderheit erhielt Belohnung

    Nur eine Minderheit der teilnehmenden Pflegefachkräfte, nämlich 38%, hat für ihre Arbeit während der ersten Covid-19-Welle eine Belohnung erhalten. Eine solche Belohnung hat die Zufriedenheit des Pflegefachpersonals jedoch sehr stark erhöht. «Bei Pflegefachkräften, die eine Belohnung erhalten haben, ist die Zufriedenheit mit den Covid-19-Massnahmen des Spitals um 37% sowie die allgemeine Arbeitszufriedenheit um 8% angestiegen, gegenüber Angestellten, die keine Belohnung erhalten haben», erklärt Posch. Wichtig ist dabei an erster Stelle, ob sich das Spital erkenntlich gezeigt und es eine Belohnung gegeben hat. Deutlich weniger bedeutend für die Zufriedenheit der Pflegefachkräfte ist hingegen die Art – beispielsweise ein Geschenkkorb, Gutscheine oder Anerkennung – und der Wert der jeweiligen Belohnung.

    Pflegepersonal hat grosse Widerstandsfähigkeit bewiesen

    Pflegefachkräfte in Schweizer Spitälern haben sich während der ersten Covid-19-Welle als überaus belastbar und motiviert gezeigt. «Inwieweit dieser Befund auch für die deutlich längere und teilweise intensivere zweite Covid-19-Welle gilt, untersuchen wir aktuell in einem Folgeprojekt», erklärt Posch das weitere Forschungsprogramm.

    Spitalpflegereport Schweiz

    Der Spitalpflegreport Schweiz wurde 2019 ins Leben gerufen und ist ein Forschungsprogramm, bei dem Markus Arnold und Arthur Posch in enger Kooperation mit Schweizer Spitälern regelmässig die Arbeitssituation von Pflegefachkräften untersuchen. Der Spitalpflegereport Schweiz ist Teil des grösseren mehrjährigen Forschungsprojektes «An Integrated Perspective on the Role of Nursing in Knowledge Translation». Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert.

    Detaillierte Ergebnisse des Spitalpflegereports Schweiz sind unter folgendem Link verfügbar: https://www.iuc.unibe.ch/forschung/spitalpflegereport_schweiz/index_ger.html

    Institut für Unternehmensrechnung und Controlling (IUC)

    Das Institut für Unternehmensrechnung und Controlling befasst sich in Lehre, Forschung und Beratung mit Themen des Financial und des Managerial Accounting. Die Forschung des IUC konzentriert sich auf die Verwendung und Gestaltung von Rechnungslegungs- und Performanceinformationen für Unternehmenssteuerung und Leistungsbewertung, für die Steuerung über Anreize und für Management-Entscheidungen. Unter anderem forscht das IUC auch zur Rolle von Steuerungssystemen in den Bereichen Healthcare, Public Finance und Risikomanagement.

    Weitere Informationen: www.iuc.unibe.ch


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Markus Arnold / Prof. Dr. Arthur Posch
    Institut für Unternehmensrechnung und Controlling, Universität Bern
    E-Mail: markus.arnold@iuc.unibe.ch / arthur.posch@iuc.unibe.ch


    More information:

    https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2021/medi...


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Economics / business administration, Medicine, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

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