idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/24/2021 19:00

Aerosolbildung in Wolken

Dr. Mirjam van Daalen Abteilung Kommunikation
Paul Scherrer Institut (PSI)

    Forschende des Paul Scherrer Instituts PSI haben erstmals untersucht, wie chemische Reaktionen in Wolken das weltweite Klima beeinflussen können. Sie fanden heraus, dass Isopren stark zur Bildung von organischen Aerosolen in Wolken beitragen kann. Isopren ist die dominante organische Nicht-Methan-Verbindung, die in die Atmosphäre emittiert wird. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie heute im Fachmagazin Science Advances.

    Aerosole, also ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebteilchen, spielen eine wichtige Rolle für das Klima auf der Erde. Aerosole in der Atmosphäre stammen entweder aus natürlichen oder menschlichen Quellen. Sie beeinflussen die Strahlungsbilanz der Erde, indem sie mit dem Sonnenlicht interagieren und Wolken bilden. Ihre exakte Wirkung bleibt jedoch die bedeutendste Unsicherheit in Klimamodellen.

    Eine in der Atmosphäre sehr häufige Substanz ist das sogenannte Isopren, eine organische Verbindung, deren Reaktionen innerhalb der Gasphase der Atmosphäre bereits gut untersucht sind. Isopren wird von Bäumen abgegeben und kann bei seiner Oxidation Aerosole erzeugen. Wie Isopren und seine Reaktionsprodukte in Wolkentröpfchen reagieren, ist noch weitgehend unbekannt. Forschende am Paul Scherrer Institut PSI haben deshalb eine Art Strömungsreaktor mit benetzten Wänden zusammen mit modernsten Massenspektrometern eingesetzt, um erstmals unter atmosphärisch relevanten Bedingungen zu untersuchen, was im Inneren von Wolken chemisch passieren könnte.

    «Unser Versuchsaufbau erlaubt es uns erstmals, die Verteilung organischer Dämpfe an der Luft-Wasser-Grenzfläche unter atmosphärennahen Bedingungen genau zu untersuchen», sagt Houssni Lamkaddam, Forscher im Labor für Atmosphärenchemie des PSI. «Mit unserer Apparatur können wir nun simulieren, was in Wolken passiert.»

    Was genau passiert in Wolken?

    In der speziellen Apparatur, einem sogenannten Benetzungsreaktor, wird auf der Innenseite eines Quarzrohrs ein dünner Wasserfilm aufrechterhalten. In den Glaszylinder wird ein Gasgemisch eingeleitet, das unter anderem Isopren, Ozon und sogenannte Hydroxylradikale enthält. Um den Glaszylinder herum sind UV-Lampen installiert, um für einen Teil der Experimente Tageslichtbedingungen zu simulieren.

    Mit diesem Aufbau zeigen sie, dass sich bis zu 70 Prozent der Isopren-Oxidationsprodukte im Wasserfilm lösen. Bei der anschliessenden wässrigen Oxidation der gelösten Substanzen entstehen erhebliche Mengen an sekundären organischen Aerosolen. Aus diesen Analysen errechneten die Forscher, dass die chemischen Reaktionen, die in den Wolken ablaufen, für bis zu 20 Prozent des sekundären organischen Aerosols im globalen Massstab verantwortlich sind.

    «Das ist ein weiterer wichtiger Beitrag, um die Vorgänge in der Atmosphäre besser zu verstehen», resümiert Urs Baltensperger, Forschungsleiter des Labors für Atmosphärenchemie des PSI. Die Strahlungsbilanz der Erde sei ein sehr wichtiger Faktor im ganzen Klimageschehen und damit auch beim Klimawandel. «Und Aerosole spielen dabei eine entscheidende Rolle», so der Atmosphärenforscher. Während Aerosole Wolkentröpfchen bilden, zeigt diese Arbeit, dass durch die wässrige Chemie organischer Dämpfe auch Wolken Aerosole bilden können, ein Prozess, der für Sulfataerosole bekannt ist, hier aber für die organische Fraktion gezeigt wurde. Der neue, am PSI entwickelte Versuchsaufbau eröffnet die Möglichkeit, die Aerosolbildung in Wolken unter atmosphärennahen Bedingungen zu untersuchen, um diese Prozesse letztlich in Klimamodellen zu berücksichtigen.

    Text: Paul Scherrer Institut/Sebastian Jutzi

    -------------------------------------------

    Über das PSI

    Das Paul Scherrer Institut PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit. Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein zentrales Anliegen des PSI. Deshalb sind etwa ein Viertel unserer Mitarbeitenden Postdoktorierende, Doktorierende oder Lernende. Insgesamt beschäftigt das PSI 2100 Mitarbeitende, das damit das grösste Forschungsinstitut der Schweiz ist. Das Jahresbudget beträgt rund CHF 400 Mio. Das PSI ist Teil des ETH-Bereichs, dem auch die ETH Zürich und die ETH Lausanne angehören sowie die Forschungsinstitute Eawag, Empa und WSL.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Urs Baltensperger
    Labor für Atmosphärenchemie
    Paul Scherrer Institut, Forschungsstrasse 111, 5232 Villigen PSI, Schweiz
    Telefon: +41 56 310 24 08, E-Mail: urs.baltensperger@psi.ch [Deutsch, Englisch]

    Dr. Houssni Lamkaddam
    Labor für Atmosphärenchemie
    Paul Scherrer Institut, Forschungsstrasse 111, 5232 Villigen PSI, Schweiz
    Telefon: +41 56 310 42 04, E-Mail: houssni.lamkaddam@psi.ch [Englisch, Französisch]

    Dr. Imad El Haddad
    Labor für Atmosphärenchemie
    Paul Scherrer Institut, Forschungsstrasse 111, 5232 Villigen PSI, Schweiz
    Telefon: +41 56 310 29 95, E-Mail: imad.el-haddad@psi.ch [Englisch]


    Original publication:

    Large contribution to secondary organic aerosol from isoprene cloud 1 chemistry
    H. Lamkaddam, J. Dommen, A. Ranjithkumar, H. Gordon, G. Wehrle, J. Krechmer, F. Majluf, D. Salionov, J. Schmale, S. Bjelić, K. S. Carslaw, I. El Haddad, U. Baltensperger
    Science Advances, 24.03.2021
    DOI: https://advances.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/sciadv.abe2952


    More information:

    http://psi.ch/de/node/44403 – Darstellung der Mitteilung auf der Webseite des PSI und Bildmaterial


    Images

    Houssni Lamkaddam, Forscher im Labor für Atmosphärenchemie des PSI, an der Versuchsapparatur
    Houssni Lamkaddam, Forscher im Labor für Atmosphärenchemie des PSI, an der Versuchsapparatur
    Mahir Dzambegovic
    Paul Scherrer Institut

    Imad El Haddad, Leiter der Gruppe Molekulare Cluster- und Partikelprozesse und einer der Autoren der Studie
    Imad El Haddad, Leiter der Gruppe Molekulare Cluster- und Partikelprozesse und einer der Autoren de ...
    Mahir Dzambegovic
    Paul Scherrer Institut


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Physics / astronomy, Traffic / transport
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Houssni Lamkaddam, Forscher im Labor für Atmosphärenchemie des PSI, an der Versuchsapparatur


    For download

    x

    Imad El Haddad, Leiter der Gruppe Molekulare Cluster- und Partikelprozesse und einer der Autoren der Studie


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).