idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/12/2021 12:46

10 Jahre Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK): Beherztes politisches Handeln kann Leben retten

Bettina Rackow-Freitag Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten

    Viele Tausend Corona-Tote wären vermeidbar gewesen, wenn Deutschland eine konsequente Präventionspolitik verfolgt hätte. Volksleiden wie Adipositas, Diabetes, Krebs, Herzkreislauf- oder chronische Atemwegserkrankungen sind für die große Mehrzahl der vorzeitigen Todesfälle verantwortlich. Besonders diese Erkrankungen sind Risikofaktoren für schwere und tödliche Verläufe einer COVID-19-Infektion. Dennoch fehlen in Deutschland bis heute wirksame Präventionsmaßnahmen gegen diese chronischen Krankheiten, wie sie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit langem anmahnt.

    Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens fordert die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) eine wirksame Präventionspolitik, die alle Bevölkerungsteile erreicht und schützt. Dazu gehören vor allem
    - die Streichung der Mehrwertsteuer für gesunde Lebensmittel und die volle Mehrwertsteuer von 19 % für adipogene Lebensmittel („Zucker-Fettsteuer“);
    - eine verpflichtende Lebensmittelkennzeichnung wie den Nutri-Score;
    - ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde, dickmachende Lebensmittel
    - täglich mindestens eine Stunde Sport oder Bewegung in Kita und Schule
    - eine deutliche Erhöhung der Tabak- und Alkoholsteuer, die in Deutschland zu den niedrigsten in Europa gehören

    Das Wissenschaftsbündnis DANK aus 23 medizinischen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungsinstitutionen warnt eindringlich, dass jede weitere Verzögerung Menschenleben koste. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass gerade eine Kombination dieser Maßnahmen geeignet ist, wesentliche Risikofaktoren zu reduzieren und deren Folgeerkrankungen aufzuhalten. Expertinnen und Experten von DANK und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) werden dies heute bei einem virtuellen runden Tisch über den Zusammenhang von Ernährung und Diabetes mit Bundesministerin Julia Klöckner diskutieren.

    „Der jahrzehntelange Versuch, die Menschen zu ermahnen, gesünder zu leben, ist nachweislich gescheitert“, sagt Dr. Dietrich Garlichs, ehemaliger Geschäftsführer der DDG und Initiator von DANK. „Ohne strukturelle Maßnahmen, die alle Menschen erreichen, werden die chronischen Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Krebs weiter ansteigen. Und dies betrifft vor allem die bildungsfernen und armen Bevölkerungsteile“, so DANK-Gründer Garlichs.

    Mehr als 80 Prozent der vorzeitigen Todesfälle lassen sich nach WHO Untersuchungen in Europa auf nichtübertragbare Krankheiten zurückführen, die wiederum gemeinsame Risikofaktoren haben: Rauchen, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und hoher Alkoholkonsum. „Die Politik muss ein gesundheitsförderndes Umfeld schaffen und es allen Menschen leichter machen, sich gesund zu verhalten und damit auch Leben zu retten“, sagt Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG und Sprecherin von DANK. Ein erster wichtiger Schritt war - sicher auch durch das Engagement von DANK - die Einführung des Nutri-Score im vergangenen Jahr, leider nur auf freiwilliger Basis. Ein weiteres wichtiges Element war das Verbot der Tabakaußenwerbung im letzten Jahr. Aber solche vereinzelten Maßnahmen können die Welle der chronischen Krankheiten nicht aufhalten. „Wir brauchen Maßnahmenbündel, im Ernährungsbereich beispielsweise ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für ungesunde Lebensmittel gemeinsam mit einer nach Nährwertprofil gestaffelten Mehrwertsteuer und einem verpflichtenden Nutri-Score. Die WHO fordert dies schon lange, und zahlreiche europäische Länder wie Großbritannien oder Portugal haben derartige Maßnahmen implementiert, aber die deutsche Politik setzt weiterhin auf freiwillige Selbstverpflichtungen. Dieser Weg ist gescheitert“, so Bitzer.

    Die COVID-19-Pandemie ist die Chance, ein Umdenken einzuleiten: Wer durch Adipositas oder eine andere nichtübertragbare Krankheit vorbelastet ist, zählt zu den Risikogruppen für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion und hat ein höheres Risiko daran zu sterben. „Spätestens jetzt sollte die Politik erkennen, dass sie im Bereich Prävention dringend handeln muss. Gleichzeitig zeigt sich auch, dass sie in der Lage ist, mit drastischen Maßnahmen gegen gesundheitliche Gefahren vorzugehen“, so Bitzer.

    Wie eine wirksame Präventionspolitik aussehen könnte, soll bei der heutigen Expertenrunde zum Thema „Ernährung und Diabetes mellitus Typ 2“ diskutiert werden, zu der Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, auch Vertreterinnen und Vertreter von DANK und der DDG geladen hat. Ziel des virtuellen runden Tisches ist es, Erfahrungen auszutauschen sowie bestehendes Wissen zu den Risikofaktoren und der Prävention zusammenzutragen.

    DANK arbeitet seit 10 Jahren dafür, wissenschaftlich fundierte Lösungen zu veröffentlichen, sie im politischen Raum zu kommunizieren und wenn nötig, politischen Druck aufzubauen. Dazu gehört auch das Erstellen gesundheitspolitischer Gutachten und die Zusammenarbeit mit Organisationen außerhalb der Wissenschaft, wie der kritischen Verbraucherorganisation foodwatch oder der AOK. Sie wurde anlässlich des ersten UN-Gipfels zu den Nichtübertragbaren Krankheiten 2011 von DDG und diabetesDE gegründet, gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Herzstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.

    Jubiläumsbroschüre „Politisch handeln – Leben retten“: https://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/00_MTD_DDG_Broschüre_DANK_20...

    Strategie- und Grundsatzpapier von DANK:
    https://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/DANK-Grundsatzpapier_ES.pdf
    https://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/150612_DANK-Strategiepapier....

    Zur Geschichte von DANK:
    Garlichs D., Bitzer B. Von der Verhaltensprävention zur Verhältnisprävention – 10 Jahre DANK. Aktuelle Ernährungsmedizin 2021. DOI: 10.1055/a-1403-2047, ISSN: 0341-0501]


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).