Warum sich mit eigenem Nachwuchs stressen, wenn man bequem bei Mama und Papa bleiben kann – so könnte es bei Graumullen sein. Ist es aber nicht: Tatsächlich werden die reproduktiven Tiere einer Familie – Queen und King genannt – wesentlich älter als ihre nicht-reproduktiven Nachkommen, die ihr Leben mit den Eltern verbringen. Ein Zoologen-Team der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat nun einige mögliche Mechanismen aufgedeckt, die diesem Phänomen vermutlich zugrunde liegen.
Während junge Graumulle auf die elterliche Gemeinschaft angewiesen sind, scheint es einen Punkt im Leben der Tiere zu geben, an dem das Verhältnis kippt. Der Stresslevel in den Nachkommen steigt, chronischer Stress kann die Folge sein – und eine Ursache für verschiedene Folgeerkrankungen auch beim Menschen. Dies fanden Prof. Dr. Sabine Begall, Dr. Yoshiyuki Henning und Dr. Philip Dammann zusammen mit einem internationalen Forschungsteam heraus.
In zwei Publikationen berichten sie, welche Stoffwechselwege und "Anti-Aging-Moleküle" bei King und Queen verstärkt aktiviert bzw. produziert werden und welche Rolle das Stresshormon Cortisol in diesem Zusammenhang spielt. Die Ursache ist noch nicht abschließend geklärt, aber die Analyse der Lebensdaten von knapp 400 Graumullen aus der Essener Zucht über einen Zeitraum von 25 Jahren legen nahe, dass die Aggressivität gegenüber älteren Familienmitgliedern steigt. Außerdem konnten sie demonstrieren, dass es einen großen Unterschied macht, ob die Nachkommen zeitlebens im elterlichen Umkreis verbringen oder als (Halb-)Waisen aufwachsen. Letztere haben ähnlich niedrige Stresshormonlevel wie die reproduktiven Tiere, und schaffen es auch, ähnlich alt zu werden.
Die reproduktiven Tiere der Riesengraumullen werden im Mittel gut 13 Jahre alt, die nicht-reproduktiven Nachkommen nur acht Jahre. Bei dem Ansell-Graumull sind es rund neuneinhalb Jahre im Vergleich zu fünf Jahren. Der Altersrekord liegt bei 26 Jahren (Riesengraumullen) bzw. 22 Jahren (Ansell-Graumullen) – ein stolzes Alter für Nagetiere.
Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-1488, cathrin.becker@uni-due.de
Prof. Dr. Sabine Begall, Allgemeine Zoologie, Tel. 0201/183-4310, sabine.begall@uni-due.de
Dr. Yoshiyuki Henning, Institut für Physiologie, Tel. 0201/723-4608, yoshiyuki.henning@uni-due.de
Dr. Philip Dammann, Zentrales Tierlabor, Tel. 0201/723-4663, philip.dammann@uk-essen.de
https://elifesciences.org/articles/57843#content
https://royalsocietypublishing.org/doi/full/10.1098/rstb.2020.0207
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results
German
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