Wie wichtig Bestäuber für erfolgreiche Ernten und damit für die globale Ernährungssicherheit sind, ist weithin anerkannt. Allerdings ist oft nicht geklärt, wer genau die Bestäuber sind – selbst bei wichtigen Nutzpflanzen wie Kakao. Zudem ist bislang wenig erforscht, wie die Plantagen geschützt und bewirtschaftet werden sollten, um die Populationen der Bestäuber und deren Bestäubungsleistung zu erhöhen. Ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen hat in Zentral-Sulawesi, Indonesien, herausgefunden, dass Ameisen und Fliegen – und nicht wie bisher angenommen Gnitzen – eine entscheidende Rolle beim Bestäuben der Kakao-Pflanzen spielen.
(pug) Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass die Förderung der Artenvielfalt sowie der Erhalt von Laubstreu und schattenspendenden Bäume in Agroforstsystemen wichtig sind, um die sehr kleinen Bestäuber der Kakaobäume zu fördern. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Biological Conservation erschienen.
Das Team führte mit der Tadulako-Universität in Palu zwei verschiedene Experimente mit 42 kleinbäuerliche Kakao-Agroforstbetrieben im Napu-Tal in Zentralsulawesi durch. Die Forscherinnen und Forscher versahen dafür über einen Zeitraum von acht Monaten mehr als 11.000 Blüten an mehr als 500 Bäumen mit einem Kleber. Dann zeichneten sie Anzahl und Art der Blütenbesucher auf. In einem Experiment, an dem 18 Farmen beteiligt waren, untersuchten sie, welchen Einfluss die Entfernung zwischen Wald und Farm auf das Vorkommen der Bestäuber hat und wie sich der Anteil an Schattenwurf durch Bäume auswirkt. In einem anderen Experiment maßen sie auf 24 verschiedenen Kakaofarmen den Effekt des Kakao Laubstreu-Managements auf die Bestäuber. Dazu wurde das Kakao Laubstreu der Farmen erhöht, entfernt oder im natürlichem Zustand belassen, weil Laubstreu durch die Kakaobauern einfach zu verändern ist und mehr Laubstreu die Biodiversität in den Plantagen erhöhen kann. In beiden Experimenten wurde die Menge an Wald und Agroforst in der Umgebung der 42 Kakao-Farmen gemessen.
Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass Ameisen die Blüten am häufigsten besuchen. Das macht ihr Potenzial als Bestäuber deutlich, sei es direkt durch den Transport von Pollen oder indirekt dadurch, dass sie andere Bestäuber zu einem schnellen Blütenwechsel zwingen. Die Studie zeigt auch, dass biodiversitätsfreundliche Landschaften und die Förderung von Agroforstwirtschaft entscheidend für den Erhalt der Bestäuber ist. Dies fördert die Bestäubungsleistung und eine nachhaltige Kakaoproduktion. „Wir waren überrascht, dass wir keine Gnitzen gefangen haben, obwohl sie als wichtigste Bestäuber des Kakaos gelten. Das zeigt, dass die Bestäuber vielfältiger sind als bisher bekannt, aber auch, dass es noch viel zu lernen gibt“, sagt Erstautor Dr. Manuel Toledo-Hernández von der Universität Göttingen. „Aktuelle globale Kakao-Initiativen sollten die Rolle von biodiversitätsfreundlichen Lebensräumen für die Erhaltung von Bestäubern berücksichtigen, denn die Förderung von Bestäubern kann eine ökologische Alternative bieten, um hohe Erträge mit Naturschutz zu verbinden“, ergänzen die Koautoren Prof. Dr. Thomas C. Wanger, jetzt Westlake University in China, und Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen.
Dr. Manuel Toledo-Hernández
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften, Abteilung für Nutzpflanzenwissenschaften
Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
Telefon: 0177 4472022
E-Mail: mtoledo@gwdg.de
www.uni-goettingen.de/en/manuel+toledo-hernandez/542098.html
M Toledo-Hernández et al, Landscape and farm-level management for conservation of potential pollinators in Indonesian cocoa agroforests, Biological Conservation (2021). DoI: https://doi.org/10.1016/j.biocon.2021.109106
Eine Kakaoblüte wird von einer winzigen parasitären Wespe besucht.
Foto: Manuel Toledo
Erstautor Manuel Toledo zeigt Bauern, wie man die Kakaoblüten kontrolliert.
Foto: Thomas C Wanger
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results
German
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