idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/07/2021 12:33

Kulturerbe: zwischen Rechtspopulismus und Internationalität?

Patricia Achter Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Denkmaltheoretiker Gerhard Vinken schreibt ein „Opus Magnum“ über die politische Geschichte des Kulturerbes.

    Rechtspopulistische Gruppierungen nutzen Begriffe wie „Kulturerbe“ und „Leitkultur“, um sich abzugrenzen und vermeintlich Fremdes auszuschließen. Die UNESCO andererseits beansprucht mit dem Titel „Weltkulturerbe“ nicht nur für lokale oder nationale Gemeinschaften zu sprechen, sondern im Namen der ganzen Menschheit. Das wird angesichts heterogener und sich entgegenstehender Erinnerungskulturen zunehmend in Frage gestellt. „Ich bin davon überzeugt, dass Fragen des kulturellen Erbes Zukunftsfragen sind, die über den Zusammenhalt pluralistischer Gesellschaften entscheiden“, sagt Denkmaltheoretiker Prof. Dr. Gerhard Vinken von der Universität Bamberg. „Mein Anspruch ist es, eine politische Geschichte des Kulturerbes mit dem Schwerpunkt Deutschland zu schreiben und Schlüsse daraus zu ziehen, die für die Politik relevant sind.“ Von Oktober 2021 bis September 2022 verfasst er eine Monografie zum Thema „Kulturerbe als Aufgabe. Kanonisierung, Heterogenisierung, Politisierung“. Die Förderinitiative „Opus Magnum“ der VolkswagenStiftung ermöglicht dieses Projekt.

    Gesellschaftliche Diskussion: Welches Kulturgut ist erhaltenswert?

    Die eigene Identität und Kultur zu reflektieren, ist laut Gerhard Vinken eine eminent gesellschaftliche Aufgabe: Welche Kulturgüter sind für die Zukunft wichtig und erhaltenswert? Und wer darf das entscheiden? Die internationale, insbesondere englischsprachige Forschung analysiert schon länger gesellschaftliche Debatten rund um das Kulturgut. Die deutsche Denkmalwissenschaft konzentriert sich dagegen vor allem darauf, Objekte wie Baudenkmale aus fachlicher Sicht zu bewerten und zu untersuchen. „Ich finde es wichtig, dass wir auch in Deutschland verstärkt erforschen, welche gesellschaftlichen Diskussionen und Konflikte Fragen des kulturellen Erbes auslösen“, betont Vinken. Eine umstrittene Frage in Deutschland ist beispielsweise, ob man NS-Bauwerke wie das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg erhalten soll.

    In seiner Monografie will Gerhard Vinken historische Schlüsselzeiten und zentrale Phänomene analysieren, unter anderem völkische und rassistische Zuspitzung, Internationalisierung oder auch Vermarktung des Kulturerbes. Durch die Förderung der VolkswagenStiftung in Höhe von 129.500 Euro wird er für die Arbeit an seinem „Opus Magnum“ für ein Jahr von seinen universitären Pflichten befreit. Dr. Heike Oevermann von der Humboldt-Universität zu Berlin vertritt in dieser Zeit seinen Lehrstuhl für Denkmalpflege – Heritage Conservation an der Universität Bamberg. Die Förderlinie „Opus Magnum“ finanziert Vertretungsprofessuren für Professorinnen und Professoren aus den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, die sich durch herausragende Arbeiten ausgewiesen haben.

    Kurzbiografie

    Gerhard Vinken hat Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg im Breisgau, der Pariser Sorbonne und der Freien Universität Berlin studiert. Nach seiner Promotion arbeitete er mehrere Jahre am Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege sowie an Forschungs- und Ausstellungsprojekten. Auf die Habilitation an der Universität Bern folgten Professuren an der RWTH Aachen und an der Technischen Hochschule Darmstadt sowie Forschungsaufenthalte in Wien oder auch New York. Seit 2012 hat Gerhard Vinken den Lehrstuhl für Denkmalpflege – Heritage Conservation an der Universität Bamberg inne. Er ist Gründungsmitglied und Mitglied des Leitungsgremiums im Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT). Weitere Informationen: www.uni-bamberg.de/denkmalpflege

    Das Projekt gehört zum Forschungsschwerpunkt „Erschließung und Erhalt von Kulturgut“ der Universität Bamberg: www.uni-bamberg.de/forschung/profil/kulturgut. Eine Multimedia-Reportage stellt den Schwerpunkt vor: https://forschungsprofil.uni-bamberg.de/kulturgut


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Gerhard Vinken
    Inhaber des Lehrstuhls für Denkmalpflege – Heritage Conservation
    Tel.: 0951/863-2401
    gerhard.vinken@uni-bamberg.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Construction / architecture, Cultural sciences, History / archaeology, Philosophy / ethics, Politics
    transregional, national
    Research projects, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).