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06/22/2021 10:48

Multitasking ist besser als sein Ruf

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Wer zu viel auf einmal macht, der macht es schlecht. Doch ist Multitasking wirklich immer so schlecht wie sein Ruf? Psychologen der Uni Würzburg haben das in einer Studie untersucht und sagen ganz klar: nein.

    Der Begriff „Multitasking” ist im Allgemeinen eher negativ besetzt. Wer viele Dinge gleichzeitig macht, macht auch mehr Fehler oder ist langsamer. Aber stimmt das wirklich? Tatsache ist: Das muss nicht immer der Fall sein. In einer Studie hat ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg herausgefunden, dass Multitasking unter bestimmten Umständen sogar zu verbesserten Leistungen führen kann.

    Die Studienergebnisse haben die Psychologen Dr. Tim Raettig und Professor Lynn Huestegge nun im „Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance“ veröffentlicht. Das Team nutzte hierfür Tests vor dem Computerbildschirm. Dabei wurden bei 30 Probanden die Reaktionszeiten unter zwei Bedingungen untersucht: Wenn die Probanden zwei Handlungen gleichzeitig ausführen mussten, oder wenn sie nur eine von zwei verfügbaren Handlungen ausführen sollten.

    Unterdrückung braucht oft mehr mentale Ressourcen

    Das Ergebnis: „Es spielt eine entscheidende Rolle, ob die gleichzeitig ausgeführten Handlungen sich ähnlich sind, dieselben Gegenstände zum Ziel haben und manchmal auch nur jeweils eine der Handlungen allein ausgeführt werden muss“, erklärt Tim Raettig. „So lässt sich in unseren Experimenten zum Beispiel nachweisen, dass es einfacher sein kann, ein Richtungswort wie ‚links‘ laut vorzulesen und gleichzeitig die entsprechende Pfeiltaste auf einer Computertastatur zu drücken, als nur das Wort zu lesen oder nur die Taste zu drücken.“

    Die JMU-Forscher gehen davon aus, dass das Unterdrücken einer zweiten Handlung (also Nicht-Multitasking) mehr mentale Ressourcen verbrauchen kann, als die Zweithandlung einfach auszuführen.

    Bisherige Theorien können Vorteile nicht erklären

    Bisherige Theorien über die kognitiven Grundlagen von Multitasking können zwar Multitasking-Kosten, wie zum Beispiel längere Bearbeitungszeiten, erklären. Die Entstehung von Multitasking-Vorteilen lässt sich damit aber nicht abbilden. „Multitasking-Vorteile sind bislang kaum experimentell untersucht und dokumentiert worden“, so Raettig.

    „Wir wollen als nächstes untersuchen, ob sich Vorteile gleichzeitigen Handelns auch in sozialen Kontexten zeigen – wenn also zum Beispiel nicht eine einzelne Person zwei Handlungen gleichzeitig ausführt, sondern zwei Personen jeweils eine Handlung“, erklärt der Psychologe. Außerdem wolle man versuchen, Multitasking-Vorteile auch in alltagsnäheren Situationen herzustellen und so weitere Untersuchungen anstoßen, um zum Beispiel Arbeitsabläufe zu optimieren.


    Contact for scientific information:

    Dr. Tim Raettig, Lehrstuhl für Psychologie III, Universität Würzburg, Tel. +49 931 – 31 82771, tim.raettig@uni-wuerzburg.de


    Original publication:

    Raettig, Tim / Huestegge, Lynn: „Representing Action in Terms of What not to do: Evidence for Inhibitory Coding During Multiple Action Control”, in: Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance.


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    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Psychology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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