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03/12/2004 11:03

MHH: 20 Jahre Klinische Pharmakologie

Dr. Arnd Schweitzer Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Gute Arbeit: Zum Kongress "Vascular NO" kommt Nobelpreisträger nach Hannover

    Im Jahr 1984 beauftragte das Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen Professor Dr. Jürgen C. Frölich damit, eine Klinische Pharmakologie in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zu gründen. Frölich kam damals aus Stuttgart, wo er von 1977 an das Institut für Klinische Pharmakologie am Robert-Bosch-Krankenhaus leitete. Der junge Professor nahm die Herausforderung gerne an und baute eine neue Abteilung auf. Heute blickt das Team aus sechs Wissenschaftlern und vier weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte zurück.

    Welche Aufgaben hat eine klinische Pharmakologie?

    "Die Klinische Pharmakologie hat in ihrer Stellung zwischen Pharmakologie und Medizin zahlreiche Berührungspunkte zu beiden Fächern. Wir sind sowohl in der Grundlagenforschung tätig als auch in der Krankenversorgung", sagte Professor Frölich 1985 in der Landespressekonferenz, als er seine künftige Arbeit vorstellte. Die individuelle, auf den einzelnen Patienten zugeschnittene medikamentöse Behandlung spiele eine immer wichtigere Rolle. Daher wolle er mit seinem Team in Hannover die "maßgeschneiderte Therapie" vorantreiben. Wie ein Arzneimittel wirkt, hänge von Alter, Geschlecht und Lebensgewohnheiten ab, aber auch davon, wie gut die Stoffwechselorgane Leber, Niere und Herz funktionieren. Frölich nannte auch Beispiele: "Alte Menschen erhalten oft notwendigerweise mehrere Medikamente, dabei ist deren gegenseitige Beeinflussung abzuwägen, die so genannte Pharmako-Interaktion. Wir messen die Konzentration von Medikamenten im Blut und interpretieren die Ergebnisse. Auf diese Weise können wir zu einer effektiveren und sichereren Therapie beitragen." Die vernünftige Steuerung der Verordnung von Medikamenten habe große volkswirtschaftliche Bedeutung. Mit einer umfassenden und sachlichen Aufklärung über Aus- und Nebenwirkungen von Arzneimitteln wolle er mithelfen, Ängste abzubauen.

    Klinische Pharmakologie - als Forschung für die Patienten direkt am Krankenbett - hat sich in den zurückliegenden zwanzig Jahren als feste Einrichtung in der MHH etabliert. Dank seines internationalen Rufes kann Professor Frölich zum internationalen Symposium "Vascular NO: from Bench to Bedside" anlässlich des 20-jährigen Bestehens seiner Abteilung mehr als 100 Pharma-kologen und Klinische Pharmakologen aus der ganzen Welt begrüßen - darunter auch den Medizin-Nobelpreisträger Professor Dr. J. Louis Ignarro aus Los Angeles, USA.

    Lehre und Forschung

    Von Anbeginn waren Forschung und Lehre zentrale Anliegen der Abteilung. Ein wichtiges Thema: unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln zu untersuchen und nachzuweisen. Häufig wurde Professor Frölich als Sachverständiger bei Gerichtsverhandlungen hinzugezogen. Dort ging es um Fälle von Erblindung, lebenslanger Dialyse wegen akuten Nierenversagens, lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen und sogar Todesfälle. "Diese schwerwiegenden Fehler in der Therapie hätten durch eine gute ärztliche Ausbildung in Arzneimitteln und ihren Wirkungen verhindert werden können", sagt Frölich. Er prangerte mehrfach die Schwächen der Mediziner-Ausbildung an und setzte sich fortan dafür ein, die klinische Pharmakologie als Pflichtfach in den Lehrplan aufzunehmen. Das gelang nach langjähriger Verhandlung mit dem Bundesministerium für Gesundheit: Die neue Approbationsordnung verlangt nun, Medizinstudierende in klinischer Pharmakologie auszubilden und zu prüfen.
    In der Forschung befasste sich das Team von Professor Frölich unter anderem mit blutdrucksenkenden hormonähnlichen Substanzen (Prostaglandinen) und Leukotrienen, die in weißen Blutkörperchen vorkommen. Ein Schwerpunkt ist die Erforschung von Stickstoffmonoxid (NO) in der Therapie von Arterienverkalkung (Herzinfarkt, Schlaganfall) und entzündlichen Gelenkerkrankungen. Die Forscher entwickelten hochempfindliche Methoden, um diese kurzlebigen und nur schwer fassbaren Substanzen nachzuweisen. Die Verfahren sind so genau, dass auch andere Arbeitsgruppen diese bereits übernommen haben. Eine kürzlich abgeschlossene Studie an 800 Patienten zeigte, dass das so genannte asymmetrische Dimethylaginin (ADMA) ein neuer unabhängiger Risikomarker ist, der eine Arterienverkalkung viel empfindlicher anzeigt als Cholesterin. Die MHH-Pharmakologen fanden zudem erst kürzlich eine weitere, fünfmal so empfindliche Substanz (8-iso-PGF2±), die auf verkalkte Gefäße als Vorstufe für einen Infarkt hinweist. Damit hat die Abteilung zwei diagnostische Wege ermittelt, um daraus neue Therapien zu entwickeln.

    Um die Erkenntnisse möglichst vielen Kollegen in Klinik und Praxis zugänglich zu machen, richtete die Abteilung 1994 gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) einen Arzneimittel-Informationsdienst (ATIS) ein: MHH-Experten klären auf Anfrage umfänglich über die Anwendung von Medikamenten auf - bezogen auf den jeweiligen Patienten. Der Service steht nicht nur Medizinern der MHH und den angeschlossenen Lehrkrankenhäusern zu Verfügung, sondern auch allen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Seit zehn Jahren werden hier jährlich 1.000 Anfragen pro Jahr beantwortet.

    Weitere Informationen gibt Ihnen gerne Professor Dr. Jürgen C. Frölich, Direktor der
    MHH-Abteilung Klinische Pharmakologie, Telefon: (0511) 532-2820, E-Mail: Froelich.Juergen@mh-hannover.de.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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