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07/09/2021 09:24

Europaweite Corona-Studie: Große Sorgen vor weiteren Mutationen und einer 4. Welle im Herbst

Abteilung 2 Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

    Trotz steigender Impfquoten blicken mehr als 90 Prozent der Menschen beunruhigt auf die Ausbreitung neuer Virus-Mutationen und eine mögliche 4. Welle im Herbst. Das ergab die aktuelle Befragung der European COvid Survey (ECOS) zwischen dem 21. Juni und dem 6. Juli 2021. Gleichwohl lehnt die Mehrheit Impfanreize in Form von Geschenken oder Gutscheinen zur Erreichung einer Herdenimmunität ab. Insgesamt stieg die Impfbereitschaft unter den Erwachsenen in Deutschland aber auf 73 Prozent.

    In fast allen befragten europäischen Ländern hat die Impfbereitschaft in den vergangenen Monaten zugelegt. Sie liegt nun zwischen 67 Prozent in Frankreich und 84 Prozent in Dänemark und Großbritannien. „Der Anstieg lässt sich insbesondere durch den Rückgang des Anteils der Unsicheren erklären“, so Professor Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des Hamburg Center für Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg. In Deutschland sank die Zahl der Unentschlossenen seit April 2021 von 17 auf 7 Prozent, die Impfbereitschaft stieg im gleichen Zeitraum von 67 auf 74 Prozent. Innerhalb Deutschlands liegt nur der Osten bei der Impfbereitschaft nicht über der 70-Prozent-Marke und verzeichnet mit fast 25 Prozent beinahe doppelt so viele Ablehnende wie der Norden. Hier stehen nur 14 Prozent einer Impfung skeptisch gegenüber. Impfen lassen wollen sich dagegen 78 Prozent.

    Erstmals wurden Eltern befragt, ob sie ihre Kinder gegen Corona impfen lassen wollen. In den Niederlanden und Frankreich erklärt dies nur etwa die Hälfte der Befragten, den größten Zuspruch gibt es von Erziehungsberechtigten in Portugal und Spanien: Hier sprechen sich fast drei von vier Erwachsenen dafür aus, ihre Kinder gegen Corona zu impfen. In Deutschland liegt der Wert bei 53 Prozent. „Grundsätzlich befürworten Eltern eine Impfung für Kinder, um sie vor einer Corona-Infektion zu schützen. Für viele Eltern ist jedoch die derzeitig noch geringe wissenschaftliche Datenlage über mögliche Nebenwirkungen der Hauptgrund, wenn sie zögern,“ so Schreyögg.

    Kein Ende in Sicht? Sorgenvoller Blick auf den Herbst

    Obwohl die Impfungen zunehmen und die Inzidenzzahlen sinken, machen sich viele Menschen Sorgen wegen der weiteren Entwicklung der Pandemie. „Innerhalb Europas sehen wir ein Nord-Süd-Gefälle“, erklärt Jonas Schreyögg. Insbesondere in Spanien und Portugal ist die Angst vor weiteren Virus-Mutationen groß: 96 beziehungsweise 97 Prozent der Befragten sind beunruhigt. 75 Prozent der portugiesischen Bevölkerung machen sich sogar große oder sehr große Sorgen. In Deutschland liegen diese Werte mit 87 und 51 Prozent deutlich darunter; rund neun von zehn Befragten sind hier beunruhigt. Ein ganz ähnliches Bild ergibt sich bei der Frage nach einer möglichen vierten Welle im Herbst. Nur zehn Prozent machen sich in Deutschland darüber keine Gedanken, 57 Prozent haben dagegen große bis sehr große Sorgen. „Auch hier zeigt sich, dass die Sorgen der Bevölkerung von Dänemark zu den Mittelmeer-Ländern zunehmen“, so Schreyögg.

    Mit Geld und Geschenken zur Herdenimmunität?

    Können Impfanreize die Herdenimmunität beschleunigen und damit die Sorgen der Menschen reduzieren? „Wir haben hier untersucht, ob Maßnahmen, die beispielsweise in Israel oder den USA bereits eingesetzt werden, auch in Europa Akzeptanz finden würden“, erklärt Schreyögg. Ob Restaurant-Gutschein, Millionen-Lotterie oder 100 Euro für eine Impfung – 54 Prozent aller Befragten lehnen Impfanreize zur Erreichung der Herdenimmunität generell ab, weitere 27 Prozent sind unentschlossen. „Die unterschiedlichen Angebote erzielen alle in etwa die gleichen Ergebnisse, was eher auf eine grundsätzliche Ablehnung gegenüber Anreizen hindeutet,“ erläutert Schreyögg. In Deutschland beispielsweise sprechen sich lediglich 24 Prozent für einen Geldbetrag, 21 Prozent für einen Essens-Gutschein und nur je 20 Prozent für eine Lotterie oder ein Stipendium für den Besuch einer Universität aus.

    Maske bleibt, Flugreisen und Händeschütteln werden weniger

    Auch Fragen zu geänderten Verhaltensweisen und den Corona-Regeln waren wieder Teil der Befragung. Während viele während der Pandemie unbeliebt blieben, könnten sich einige als nachhaltig erweisen. So planen zwar nur 16 Prozent aller Befragten, künftig ausschließlich im Homeoffice zu arbeiten, weitere 30 Prozent erwägen es aber zumindest zeitweise. Gut die Hälfte der Befragten erklärt zudem, auch künftig Masken zumindest während der Grippesaison zu tragen, Flugreisen überwiegend zu vermeiden und auf größere Menschenansammlungen zu verzichten. Und auch das Händeschütteln und andere Begrüßungen wie Umarmungen oder Küsse scheinen bald aus der Mode zu sein: Jede und jeder Zweite will dies in Zukunft unterlassen.

    Über die European COvid Survey (ECOS)

    Für die European COvid Survey (ECOS) werden seit April 2020 rund alle zwei Monate 7.000 Menschen in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und Portugal befragt. Ziel ist es, die Einstellungen und Sorgen der Menschen in Europa über den Verlauf der Pandemie zu messen. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Thema Impfen. Circa die Hälfte der Befragten nahm bereits mehrfach teil. Ein Teil der Fragen bleibt immer gleich und bildet somit über den Zeitverlauf die Veränderung ab. Darüber hinaus kommen auch neue Fragen hinzu, die das aktuelle Geschehen aufgreifen. Inzwischen sind sieben Befragungswellen erfolgt; in der aktuellen Befragung kam mit Spanien ein weiteres Land hinzu. Somit erhöhte sich die Zahl der Befragten auf 8.000.

    Kooperationspartner:

    ECOS ist ein gemeinsames Projekt der Nova School of Business and Economics (Portugal), der Bocconi University (Italien), der Erasmus University Rotterdam (Niederlande) und der Universität Hamburg. Die Universität Hamburg fördert ECOS aus Mitteln der Exzellenzstrategie. Das Projekt erhält zudem eine Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Jonas Schreyögg
    Hamburg Center for Health Economics
    E-Mail: jonas.schreyoegg@uni-hamburg.de

    Sebastian Neumann-Böhme
    Hamburg Center for Health Economics
    Tel.: +49 40 42838-9525
    E-Mail: sebastian.neumann@uni-hamburg.de


    More information:

    https://www.hche.uni-hamburg.de/corona.html Darstellung der Ergebnisse aus allen Befragungswellen


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    HCHE


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

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