idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/03/2021 16:30

Biodiversitätsfreundliche Landschaften jenseits des Öko-Landbaus fördern: Team unter Göttinger Leitung für Alternativen

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Ist der ökologische Landbau die grundlegende Alternative zur konventionellen Landwirtschaft, um die Biodiversität in Agrarlandschaften zu fördern? Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen stellt dies in Frage. Ein landschaftliches Mosaik aus natürlichen Lebensräumen und kleinräumigen und vielfältigen Anbauflächen sind laut den Autorinnen und Autoren sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft der Schlüssel, um Artenvielfalt großflächig zu fördern.

    Politische Entscheidungsträger sollten dies anerkennen, um einen entsprechenden Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft zu erreichen, so die Forderung. Die Stellungnahme ist in der Fachzeitschrift Trends in Ecology and Evolution erschienen.

    Die Zertifizierung der ökologischen Produktion beschränke sich weitgehend auf das Verbot synthetischer Agrochemikalien, kritisiert das Forschungsteam. Dies führe zu begrenzten Vorteilen für die Biodiversität, aber zu hohen Ertragsverlusten, obwohl die Landwirtschaft intensiver und spezialisierter wird. „Mit Öko-Zertifizierung bewirtschaftete Flächen haben zwar ein Drittel mehr Arten, erreichen aber nicht das Ertragsniveau konventionellen Anbaus, so dass für den gleichen Ertrag mehr Fläche benötigt wird“, erläutert Erstautor Prof. Dr. Teja Tscharntke, Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. Mit dem größeren Flächenbedarf verschwinde aber der Vorteil für die Artenvielfalt. Zudem sei es ein Mythos, dass Öko-Landbau keine Pestizide einsetzt. „Pestizide sind erlaubt, solange sie als natürlich gelten. Beispielsweise im Weinbau, bei Obstplantagen und auch bei Gemüse wird großflächig und wiederholt gespritzt, wobei Kupfermittel die zentrale Rolle spielen, obwohl sie sich im Boden anreichern“, so Tscharntke. Zudem habe sich ein Großteil des Öko-Landbaus weit entfernt vom Idealismus der Gründerjahre. „Öko-Landbau erfolgt nicht immer in idyllischen Familienbetrieben. Öko-Monokulturen sind oft ähnlich groß wie bei konventionellen Betrieben, und Gemüse wird oft unter Glas angebaut, auf Kosten der Artenvielfalt.“ Im mediterranen Raum würden ganze Landschaften für den Gemüseanbau mit Plastikplanen abgedeckt und damit zerstört – mit einem stark ansteigenden Anteil an Öko-Zertifizierung.

    „Landschaften mit Anbau-Vielfalt, kleinen Feldern und zumindest einem Fünftel naturnaher Lebensräume können sehr viel stärker die Biodiversität fördern als die reine Öko-Zertifizierung“, betont der Agrarökologe. „Landschaften mit kleinen Feldern und langen Rändern weisen ein Vielfaches an Arten auf als Landschaften mit großen Feldern, und sind in der ökologischen wie konventionellen Landwirtschaft gleichermaßen zu realisieren.“ Als Beispiel führt er Landschaften an, deren Felder einen Hektar statt sechs Hektar groß sind: „Diese können sechs Mal so viele Pflanzen- und Insektenarten beheimaten. Abwechslung beim Anbau kann zudem die Artenzahl verdoppeln und die biologische Schädlingskontrolle wie auch die Bestäubungsleistung stark erhöhen.“

    Auch wenn der Green Deal der EU bis 2030 einen Anteil von 25 Prozent ökologischer Landwirtschaft vorsieht, sei immer noch notwendig, die 75 Prozent konventionelle Landwirtschaft in die Biodiversitäts-Strategie mit einzubeziehen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Teja Tscharntke
    Georg-August-Universität Göttingen
    Abteilung Agrarökologie
    Grisebachstr. 6, 37077 Göttingen
    ttschar@gwdg.de
    www.agroecology.uni-goettingen.de


    Original publication:

    Teja Tscharntke, Ingo Grass, Thomas C. Wanger, Catrin Westphal, Péter Batáry: Beyond organic farming – harnessing biodiversity-friendly landscapes. Trends in Ecology and Evolution (2021), Doi: https://doi.org/10.1016/j.tree.2021.06.010


    Images

    Ein Mosaik aus natürlichen Lebensräumen und kleinräumigen und vielfältigen Anbauflächen sind laut den Autorinnen und Autoren sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft der Schlüssel, um Artenvielfalt zu fördern.
    Ein Mosaik aus natürlichen Lebensräumen und kleinräumigen und vielfältigen Anbauflächen sind laut de ...
    Tibor Hartel

    Prof. Dr. Teja Tscharntke
    Prof. Dr. Teja Tscharntke
    Universität Göttingen


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Ein Mosaik aus natürlichen Lebensräumen und kleinräumigen und vielfältigen Anbauflächen sind laut den Autorinnen und Autoren sowohl in der konventionellen als auch in der ökologischen Landwirtschaft der Schlüssel, um Artenvielfalt zu fördern.


    For download

    x

    Prof. Dr. Teja Tscharntke


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).