idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/31/2021 14:44

Pigmente des Lebens

LMU Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    LMU-Forscher haben für Abbauprodukte des Pflanzenfarbstoffs Chlorophyll und des Blutfarbstoffs Häm einen Bindungspartner in Krebszellen identifiziert.

    Ohne Chlorophyll und Häm wäre das Leben auf der Erde nicht möglich. Die Abbauprodukte dieser „Pigmente des Lebens“, die sogenannten Phyllobiline bzw. die Biline, ähneln sich strukturell und wurden lange Zeit nur als Abfallprodukte von Entgiftungsprozessen angesehen: Phyllobiline sind Produkte des Chlorophyllabbaus in alternden Blättern, kommen aber auch in reifenden Früchten oder gelagertem Gemüse vor. Biline entstehen beim Häm-Abbau in der Leber von Säugetieren und werden auch in Algen, Bakterien oder niederen Wirbeltieren gebildet, wo sie etwa für die bläuliche Farbe von Eierschalen verantwortlich sind.

    In der Zwischenzeit wurden für die Biline jedoch physiologisch relevante Bioaktivitäten nachgewiesen, z.B. als starke endogene Antioxidantien. „Jüngste Arbeiten in meinem Labor haben gezeigt, dass auch Phyllobiline als bioaktive Verbindungen vielversprechend sind“, sagt Simone Moser, Leiterin einer Arbeitsgruppe in der Pharmazeutischen Biologie (Prof. Vollmar) am Department für Pharmazie der LMU. „Unser Ziel ist es, die Erforschung der physiologischen Rolle der Phyllobiline voranzutreiben, die im Vergleich zu den Bilinen noch immer Aufholbedarf hat.“

    Die Identifizierung direkter Proteininteraktionen von Naturstoffen ist essentiell, um ihre Bioaktivität und ihre physiologische Wirkung sowie die zugrundeliegenden Mechanismen zu verstehen.. Über die relevanten Protein-Zielverbindungen, sogenannte Targets, von Phyllobilinen und Bilinen ist jedoch wenig bekannt; für Phyllobiline wurde bisher kein menschliches Target identifiziert, obwohl sie mit der Nahrung aufgenommen werdenin der Nahrung vorkommen.

    Phyllobiline und Biline sind Aktin-‚Destabilisatoren'

    In einem funktionellen Screening mit Krebszellen stellte sich heraus, dass zwei farbige Phyllobiline, ein gelbes Phylloxanthobilin und ein pinkes Phylloroseobilin, sowie die Biline Bilirubin und Biliverdin, die Zellmigration von Krebszellen hemmen – ein Prozess der etwa bei der Metastasierung von Bedeutung ist. Die Zellmigration hängt weitgehend von der Dynamik des Zellskeletts ab, insbesondere von der Polymerisation und Depolymerisation seiner Aktinfilamente. „Als wichtigen Teil der Zellmigrationsmaschinerie haben wir mithilfe von fluoreszenzmarktiertem Aktin die Auswirkungen unserer Verbindungen auf die Aktinmorphologie in Zellen sowie auf die Aktindynamik in vitro untersucht", erklärt Cornelia Karg, Doktorandin in Mosers Forschungsgruppe und Erstautorin der im Journal Angewandte Chemie veröffentlichten Arbeit. „Dabei haben wir eine Anhäufung von Aktinfilamenten in Krebszellen nach Behandlung mit Phyllobilinen beobachtet und konnten zeigen, dass die Phyllobiline und Biline an Aktin binden, dessen Polymerisation und Nukleation hemmen und den Depolymerisationsprozess verstärken, wodurch sie als Destabilisatoren des Aktin-Zytoskeletts wirken.“

    Die Frage nach der biologischen Bedeutung der Abbauprodukte ist noch immer nicht geklärt. Viele Organismen wie Bakterien, Pflanzen oder Tiere produzieren Naturstoffe mit aktinbindenden Eigenschaften, und mehrere Studien deuten darauf hin, dass diese Substanzen möglicherweise eine Rolle für die Abwehrmechanismen des jeweiligen Organismus spielen. Interessanterweise wurden Phyllobiline kürzlich mit der pflanzlichen Abwehr gegen Pathogenbefall, also dem Eindringen von Krankheitserregern, in Verbindung gebracht.

    „Mit unseren Ergebnissen sind wir nun einen Schritt weitergekommen, die Bedeutung des Abbaus von zwei der wichtigsten Pigmente auf der Erde zu verstehen". schlussfolgert Moser.


    Contact for scientific information:

    Dr. Simone Moser
    Department Pharmazie
    Pharmazeutische Biologie
    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Butenandtstr. 5-13
    D-81377 München
    simone.moser@cup.uni-muenchen.de


    Original publication:

    Karg, C., Wang, S., Al Danaf, N., Pemberton, R., Bernard, D., Kretschmer, M., Schneider, S., Zisis, T., Vollmar, A., Lamb, D., Zahler, S. and Moser, S. (2021), Tetrapyrrolic pigments from heme- and chlorophyll breakdown are actin-targeting compounds. Angewandte Chemie International Edition. Accepted Author Manuscript. https://doi.org/10.1002/anie.202107813


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Chemistry
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).