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09/09/2021 13:37

Bundestagswahl: Forschung empfiehlt eine nachhaltigere Gewässerpolitik

Nadja Neumann PR und Wissenstransfer
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

    Binnengewässer gehören in Deutschland zu den am stärksten genutzten und bedrohten Ökosystemen. Der Klimawandel mit Wetterextremen wie Dürren und Überflutungen verschärft die Situation zusätzlich. Die Folge ist u.a. ein rasanter Rückgang der aquatischen Vielfalt, der nicht nur Pflanzen und Tiere gefährdet, sondern auch die menschlichen Lebensgrundlagen. Darauf weist das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Deutschlands größtes Forschungszentrum für Binnengewässer, in einem aktuellen Policy Brief hin.

    Anlässlich der Bundestagswahl 2021 empfehlen die Wissenschaftler*innen der Politik, dringend Maßnahmen gegen den massiven Rückgang der aquatischen Biodiversität zu ergreifen und damit auch die vielen wichtigen Ökosystemleistungen abzusichern, die Binnengewässer für den Menschen erbringen, z.B. genügend und sauberes Trinkwasser, natürlicher Hochwasserschutz, Schadstoffrückhalt und Erholungsräume. Die Forschenden formulieren sieben Handlungsempfehlungen, mit denen in der nächsten Legislaturperiode bedeutende Weichenstellungen für eine nachhaltigere Gewässerpolitik möglich sind.

    „Im Gegensatz zu Land- oder Meeresökosystemen steht der Verlust der biologischen Vielfalt in Binnengewässern bisher kaum im öffentlichen und politischen Fokus. Dabei drängt die Zeit, denn Binnengewässer können ihre vielfältigen Funktionen als Lebensraum und Schlüsselressource nur erfüllen, wenn sie konsequent geschützt, nachhaltig bewirtschaftet und ökologisch verbessert werden“, erläutert IGB-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Sonja Jähnig, Co-Autorin des heute veröffentlichten IGB Policy Briefs. Der aktuelle Zustand der Binnengewässer zeige laut der forschungsbasierten Einschätzung jedoch, dass die Praxis davon noch weit entfernt sei. „Entscheidend ist, dass jetzt ein Umdenken in Politik und Verwaltung stattfindet“, betont auch IGB-Wissenschaftler und Mitautor Dr. Christian Wolter und fügt hinzu: „Unser Leben und unsere Gesellschaft hängen von Gewässern und ihrer biologischen Vielfalt ab. Gewässerpolitik ist keine zusätzliche Bürde oder Luxus, sondern sollte als notwendige Vorsorgepolitik zur nachhaltigen Zukunftssicherung für Mensch und Natur begriffen werden.“

    Damit das gelingt, empfehlen die Wissenschaftler*innen der Bundespolitik, eine stärker gestaltende Rolle einzunehmen, Länder und Kommunen zu unterstützen und auch international die gewässerbezogene Biodiversitätspolitik voranzutreiben. Politik und Verwaltung müssten zudem dringend dem großen Umsetzungsdefizit der europäischen Umweltgesetzgebung in Deutschland begegnen.

    Die sieben Handlungsempfehlungen der IGB-Forscher*innen lauten:

    1. Mehr Raum für Fließgewässer schaffen
    2. Fließgewässersysteme wieder durchgängig machen und vernetzen
    3. Gewässerbelastungen vermeiden, reduzieren und realistisch bepreisen
    4. Eine integrative Strategie zur Gewässerbewirtschaftung entwickeln
    5. Entscheidungs- und Abwägungsverfahren für Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung etablieren
    6. Bestehende Umweltgesetzgebung besser umsetzen und den Schutz der aquatischen Biodiversität ressortübergreifend als Ziel priorisieren
    7. Daten und Informationen zur Gewässerbiodiversität öffentlich verfügbar machen

    Diese Handlungsempfehlungen werden im IGB Policy Brief zur Bundestagswahl 2021 „Biologische Vielfalt in Binnengewässern – bedrohte Lebensgrundlagen von Natur und Mensch besser schützen“ ausführlicher erläutert. Das Dokument kann kostenfrei auf der IGB-Webseite heruntergeladen und auch weiterverbreitet werden.

    Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
    „Forschen für die Zukunft unserer Gewässer“ ist der Leitspruch des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Das IGB ist das bundesweit größte und eines der international führenden Forschungszentren für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten und die Auswirkungen des Klimawandels, die Renaturierung von Ökosystemen, der Erhalt der aquatischen Biodiversität sowie Technologien für eine nachhaltige Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin-Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von sieben natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. https://www.igb-berlin.de

    Medieninformationen im Überblick: https://www.igb-berlin.de/newsroom
    Anmeldung für den Newsletter: https://www.igb-berlin.de/newsletter
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    Contact for scientific information:

    Dr. Christian Wolter
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
    Leiter der IGB-Forschungsgruppe Fließgewässerrevitalisierung
    Email: wolter(at)igb-berlin.de

    Prof. Dr. Sonja Jähnig (ab dem 10.09.2021 für Interviews verfügbar)
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
    Leiterin der IGB-Forschungsgruppe Aquatische Ökogeographie und Professorin für Aquatische Ökogeographie an der Humboldt-Universität zu Berlin
    Email: sonja.jaehnig(at)igb-berlin.de

    Johannes Graupner
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
    Referent für Wissenstransfer
    Email: graupner(at)igb-berlin.de


    Original publication:

    https://www.igb-berlin.de/sites/default/files/media-files/download-files/IGB_Pol...


    More information:

    https://www.igb-berlin.de/news/bundestagswahl-forschung-empfiehlt-eine-nachhalti...


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    Die biologische Vielfalt von Binnengewässern, die Lebensgrundlage für das Leben von Natur und Mensch, ist stark bedroht.
    Die biologische Vielfalt von Binnengewässern, die Lebensgrundlage für das Leben von Natur und Mensch ...
    Michael Roggo
    Michael Roggo


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Die biologische Vielfalt von Binnengewässern, die Lebensgrundlage für das Leben von Natur und Mensch, ist stark bedroht.


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