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10/21/2021 11:00

Deutschland: Keine erhöhte Sterberate durch COVID-19

Birte Vierjahn Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben mit Kollegen die Zahl der Sterbefälle in Deutschland, Spanien und Schweden der Jahre 2016 bis 2020 analysiert. Sie wollten herausfinden, ob dort im vergangenen „Corona-Jahr“ mehr Menschen gestorben sind, als dies ohne den Ausbruch einer Pandemie erwartet worden wäre. Das Ergebnis: 2020 gab es keine Übersterblichkeit in Deutschland, auch wenn es etwa 34.000 Todesfälle gab, die mit COVID-19 assoziiert werden.

    „Durch den Fokus auf die Übersterblichkeit vermeiden wir Probleme, die sich sonst aus den beträchtlichen Unterschieden ergeben würden, die weltweit bei der Definition von COVID-19-Todesfällen gemacht werden“, sagt Erstautor Dr. Dr. Bernd Kowall vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) am Universitätsklinikum Essen. „Es reicht jedoch nicht aus, sich allein auf die Nettozahlen der Todesfälle zu stützen. Auch Veränderungen durch den demographischen Wandel sollten berücksichtigt werden, insbesondere die größere Zahl älterer Menschen und die gestiegene Lebenserwartung“, betont der Epidemiologe. Berücksichtigt man die Alterung der Gesellschaft, können die Studienautoren für Deutschland sogar eine Untersterblichkeit für 2020 nachweisen (2,4 %).

    Neben Deutschland schauten die Wissenschaftler wegen des Sonderwegs auf Schweden. Als drittes bezogen sie Spanien ein, das als eines der Länder mit der höchsten Sterblichkeit im Zusammenhang mit COVID-19 gilt: Die Analyse ergab eine Übersterblichkeit von 14,8 % für Spanien, während sie in Schweden 3 % betrug.

    Es gab 2020 laut Robert Koch-Institut etwa 34.000 durch oder mit COVID-19 Verstorbene in Deutschland. Dass dennoch keine Übersterblichkeit beobachtet wurde, kann folgende Ursachen haben:

    - 2019/2020 und 2020/2021 gab es zwei Winter hintereinander, in denen kaum Menschen an der saisonalen Influenza (Grippe) gestorben sind.
    - Auch indirekte Effekte der bundesweiten Pandemie-Maßnahmen spielen eine Rolle: So ging die Zahl der Verkehrstoten während des ersten Lockdowns deutlich zurück.
    - Das mediane* Sterbealter der an oder mit COVID-19 Verstorbenen lag bei über 80 Jahren, und bei vielen von ihnen wurden mehrere Vorerkrankungen diagnostiziert. Statistisch gesehen haben gesundheitlich vorbelastete Menschen in einem hohen Alter auch ohne SARS-CoV-2-Infektion eine deutlich reduzierte Lebenserwartung. Verstorbene mit COVID-19-Infektion, die gemäß medizinischer Prognosen auch ohne Corona das Jahr 2020 nicht überlebt hätten, tragen in jenem Jahr nicht zu einer Übersterblichkeit bei.

    * Der Wert, der in der Mitte einer Datenverteilung liegt, wird Median oder Zentralwert genannt. Bei einer fiktiven Datenreihe von 1, 2, 3, 5, 6, 7 und 12 wäre 5 der Median.

    Redaktion:
    Martin Rolshoven, Medizinische Fakultät der UDE, Tel. 0201/723-6274, martin.rolshoven@uk-essen.de


    Contact for scientific information:

    Priv.-Doz. Dr. Dr. Bernd Kowall, IMIBE/UK Essen, Tel. 0201/723-77295, bernd.kowall@uk-essen.de


    Original publication:

    https://doi.org/10.1371/journal.pone.0255540
    „Excess mortality due to COVID-19? A comparison of total mortality in 2020 with total mortality in 2016 to 2019 in Germany, Sweden and Spain.“


    Images

    Wöchentliche Sterbefallzahlen 2017-2021
    Wöchentliche Sterbefallzahlen 2017-2021

    Statistisches Bundesamt (Destatis), 2021


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Wöchentliche Sterbefallzahlen 2017-2021


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