idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/10/2021 09:00

Psychologie: Die Persönlichkeit verrät, wie gut wir hören

Vivian Upmann Informations- und Pressestelle
Universität zu Lübeck

    Forscherinnen und Forscher der Universität zu Lübeck haben im Rahmen einer Studie herausfinden können, dass zwischen der Hörfähigkeit und der eigenen Persönlichkeit ein Zusammenhang besteht. Wie gut man mit dem eigenen Gehör und mit störenden Hintergrundgeräuschen zurechtkommt, hängt demnach damit zusammen, ob man ein eher sorgenvoller Mensch ist. Die Psychologinnen und Psychologen aus der Arbeitsgruppe Auditive Kognition konnten diese Forschungsergebnisse im Fachblatt “Royal Society Open Science” veröffentlichen.

    Schon lange ist bekannt, dass unsere Persönlichkeit mit der rein subjektiven Einschätzung unseres Hörens zusammenhängt. Personen, die sich laut eigenen Angaben oft Sorgen machen, tendieren auch dazu, die folgende Frage aus einem Test der Lärmtoleranz zu be-jahen: „Es ärgert mich, wenn meine Nachbarn laut werden.“ Unklar war bislang allerdings, ob die Persönlichkeit auch mit der Leistung in etablierten Hör-Tests zusammenhängt, welche in der audiologischen Praxis durchgeführt werden – zum Beispiel bei der Anpas-sung neuer Hörgeräte.

    In einer großen Online-Studie absolvierten mehr als 1.000 Freiwillige einen Persönlich-keitstest und mehrere Tests zur Messung der subjektiv erlebten und der objektiven Hör-Leistung. Die Forschenden konzentrierten sich bei der Auswertung der Daten vor allem auf die Persönlichkeitseigenschaft der emotionalen Labilität. Alle Menschen zeigen mehr oder weniger hohe Ausprägungen auf dieser Dimension der Persönlichkeit. Menschen mit relativ hoher Ausprägung neigen dazu, sich mehr Sorgen zu machen.

    „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Persönlichkeit ein wichtiger Baustein ist, um Diskre-panzen der subjektiven und objektiven Hör-Leistung zu verstehen“, erklärt Studienleiter Dr. Malte Wöstmann die Ergebnisse. Um das subjektive Hörvermögen zu messen, wurden die Freiwilligen zunächst gebeten, die Lautstärke eines störenden Murmelns im Hintergrund so einzustellen, dass es gerade noch tolerierbar war. Personen mit höherer emotionaler Labilität wählten hier eine geringere Hintergrundlautstärke aus.

    Überraschenderweise jedoch zeigten dieselben Personen mit höherer emotionaler Labili-tät eine vergleichsweise bessere Leistung in einer anderen schwierigen Höraufgabe, dem Berichten von Zahlwörtern im Rauschen. Auch war das objektive Hörvermögen dieser e-her sorgenvollen Probandinnen und Probanden sogar leicht besser, als es für demogra-phisch völlig vergleichbare nur weniger sorgenvolle Teilnehmende der Fall war.

    Dr. Hendrik Husstedt ist Geschäftsführer des Deutschen Hörgeräte Instituts (DHI) in Lübeck. Er betont die Relevanz dieser Studie für die audiologische Praxis: „Für eine gute Anpassung von Hörsystemen müssen unzählige individuelle Randbedingungen der Hör-beeinträchtigten berücksichtigt werden. Die neuen Erkenntnisse der Studie sind daher sehr wichtig, um den Einfluss der Persönlichkeit besser berücksichtigen zu können. Dadurch sind die Ergebnisse nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Praxis von großem Interesse.“


    Contact for scientific information:

    Dr. Malte Wöstmann
    Institut für Psychologie I
    Universität zu Lübeck
    Tel.: +49 451 3101 3621
    Mail: malte.woestmann@uni-luebeck.de


    Original publication:

    Wöstmann, M., Erb, J., Kreitewolf, J., & Obleser, J. (2021). Personality captures dissociations of subjective versus objective hearing in noise. Royal Society Open Science, 8: 210881, https://doi.org/10.1098/rsos.210881
    Link zur Studie: https://doi.org/10.1098/rsos.210881


    Images

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Medicine, Psychology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).