In der neuen Expertise des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0 untersuchte das Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung (BIT e.V.) den Stand der Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen des Infektions-, Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der betrieblichen Praxis. Das Institut sammelte Best-Practice-Lösungen und benennt Probleme in der Umsetzung. Aus den Erkenntnissen wird eine Handlungshilfe für betriebliche Verantwortliche in kleinen und mittelständischen Produktionsunternehmen (KMU) abgeleitet. Grundlage für die Analyse bildeten die Anforderungen der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel von August 2020.
Je größer das Unternehmen, desto weiter fortgeschritten ist die Umsetzung, da mehr personelle und finanzielle Ressourcen bereitgestellt werden können. Das zeigen die Erkenntnisse aus den empirischen Daten. Die Erfüllung der Grundanforderungen des Arbeitsschutzgesetzes stellt insbesondere für Kleinstbetriebe mit unter 50 Beschäftigten eine Herausforderung dar. Sie können die zusätzlichen Herausforderungen im Rahmen der pandemischen Lage ohne konkrete Handlungshilfen kaum erfüllen.
Die Einhaltung der Abstandsregelungen sowie die Kontaktvermeidung am Arbeitsplatz erfordern innovative Lösungen. Best-Practice-Beispiele zeigen veränderte Arbeitszeit- und Pausenregelungen, Minimierung der Arbeitsplatzdichte, technische Schutzmaßnahmen und Hygieneregelungen auf. Homeoffice ist in fast allen Unternehmen geübte Praxis, allerdings beklagen die Beschäftigten das Fehlen von sozialen Kontakten zum fachlichen und persönlichen Austausch. Zudem besteht Nachholbedarf bei der Regelung der betrieblichen Arbeitsorganisation und -gestaltung durch den Abschluss von entsprechenden Betriebsvereinbarungen.
Prävention durch Information und Kommunikation
„Die Unternehmen sind meist gut gerüstet“, so Thomas Bauernhansl (Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA), Mitglied des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0. „Die Führung muss aber getroffene Schutzmaßnahmen nicht nur an die Belegschaft kommunizieren, sondern sie aktiv vorleben.“
Die Beispiele aus der betrieblichen Praxis zeigen, dass ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Präventionsarbeit die Sicherstellung der innerbetrieblichen Information und Kommunikation durch die Einbindung der obersten Leitungsebene, der betrieblichen Interessenvertretung und die Besetzung der Arbeitsgruppen mit Verantwortlichen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist.
Einsatz von Industrie 4.0-Technologien
Handlungsoptionen im Bereich von Industrie 4.0-Technologien werden dagegen nur vereinzelt genutzt, wie beispielsweise der Einsatz von Remote-Assistenz im Rahmen von Homeoffice. Die Betriebe stehen bei der Einführung dieser Technologien vielfach noch ganz am Anfang. Es bedarf weiterhin der Unterstützung und Anreize durch Ministerien, Verbände und Beratungsinstitutionen, damit Industrie 4.0-Technologien vermehrt in die betriebliche Praxis integriert werden.
Handlungshilfe für kleine und mittelständische Produktionsunternehmen
Die im Rahmen der Expertise entwickelten Online-Handlungshilfen bieten einen schnellen Überblick über die gesetzlichen Anforderungen des Infektions-, Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Sie beschreiben konkrete Handlungsmöglichkeiten und Best-Practice-Lösungen. Zudem erlauben sie systematisch sowie zügig den Zugriff zu weiteren nützlichen Informationen und Werkzeugen, um eine präventive Wirkung entfalten zu können. Auch in Zukunft muss mit globalen Gesundheitskrisen durch Infektionskrankheiten gerechnet werden. Daher besteht die Herausforderung darin, Strukturen und Prozesse von Industrieunternehmen insgesamt widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse wie Pandemien zu machen und damit die organisatorische und individuelle Resilienz zu stärken.
Die Expertise steht auf der acatech Webseite zum kostenlosen Download zur Verfügung. Hier geht es direkt zu den Online-Handlungshilfen.
Über die Expertisen des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0
Als Sensor von Entwicklungsströmungen beobachtet und bewertet der Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0 die Leistungsprofilentwicklung von Industrie 4.0 und konzentriert sich inhaltlich auf folgende Themenfelder: Wertschöpfungsnetzwerke, Technologische Wegbereiter, Neue Methoden und Werkzeuge und Arbeit und Gesellschaft. Hier setzen die Expertisen des Forschungsbeirats an. Vor dem Hintergrund der Themenfelder werden klar umrissene Problemstellungen aufgezeigt, Forschungs- und Entwicklungsbedarfe definiert und Handlungsoptionen für eine erfolgreiche Gestaltung von Industrie 4.0 abgeleitet. Die Expertisen liegen in der inhaltlichen Verantwortung der jeweiligen Autorinnen und Autoren. Alle bisher erschienenen Publikationen des Forschungsbeirats sind hier zur finden.
Über den Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0
Der Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0, der aus dem Wissenschaftlichen Beirat Industrie 4.0 aus dem Jahre 2013 hervorgeht, konstituierte sich 2018 in seiner aktuellen Zusammensetzung neu. Im Forschungsbeirat sind 19 Vertreter aus der Wissenschaft und 13 Repräsentanten aus der Wirtschaft tätig, um die Plattform Industrie 4.0, ihre Arbeitsgruppen und die Bundesministerien, insbesondere das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), unabhängig zu beraten. Die Arbeit des Forschungsbeirats zielt darauf ab, über die Erarbeitung von wissenschaftsbasierten Forschungsempfehlungen, die Weiterentwicklung und Umsetzungsplanung von Industrie 4.0 in der deutschen Wirtschaft voranzutreiben. Der Forschungsbeirat versteht sich als Impulsgeber für künftige Forschungsthemen und Berater zur Umsetzung von Industrie 4.0. Die Arbeit des Forschungsbeirats wird durch acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften koordiniert und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Über das Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung – BIT e.V.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BIT e.V. forschen und beraten seit 1985 zur menschengerechten Arbeitsgestaltung. In geförderten Projekten und freier Beratungstätigkeit stehen der Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Wettbewerbsfähigkeit im Vordergrund. Die aktuellen Handlungsschwerpunkte des BIT sind alternsgerechte Arbeitsgestaltung, ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung inklusive psychischer Belastungen und Betriebliches Eingliederungsmanagement.
Kristina Fornell / Referentin Kommunikation
T +49 89/52 03 09-865 / fornell@acatech.de
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
Geschäftsstelle
Karolinenplatz 4
80333 München
https://www.acatech.de/publikation/pandemiefeste-beschaeftigung-in-produktionsun...
https://www.acatech.de/projekt/forschungsbeirat-industrie-4-0/
Expertise "Pandemiefeste Beschäftigung in Produktionsunternehmen" vom Forschungsbeirat der Plattform ...
@acatech
Thomas Bauernhansl (Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA), Mitglied de ...
@Rainer Bez
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
Economics / business administration, Electrical engineering, Information technology, Mechanical engineering, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results, Science policy
German
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