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04/05/2004 11:42

Ernährungswende: Wege zu einer nachhaltigen Ernährung

Christiane Rathmann Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie

    Neues Forschungsvorhaben entwickelt Strategien, die Konsumentenbedürfnisse, Umweltauswirkungen und Gesundheitsfragen integriert betrachten

    Noch vor 50 Jahren war Ernährung in Deutschland überwiegend Familien- und Frauensache im privaten Umfeld, aber Ernährungsgewohnheiten unterliegen einem Wandel. Die Situation heute: Die Nachfrage nach Snacks und Fast-Food-Gerichten boomt und für das schnelle Kochen zuhause haben vorverarbeitete Produkte immer größere Bedeutung. Gleichzeitig steht aber auch eine "gesunde" Ernährung immer höher im Kurs und wer heute gesundheitsbewusst lebt, bei dem gehören Obst und Salat wie selbstverständlich auf den Speiseplan. Eine Entwicklung, die sich auch im Wellness- und Anti-Aging-Trend ausdrückt. Trotzdem ist laut Bundesverband der Betriebskrankenkassen in Deutschland mittlerweile jedes sechste Kind zu dick und 1990 entfielen 70 Prozent aller Gesundheitskosten auf ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Herzkreislaufstörungen, Krebs oder Diabetes, Tendenz steigend. Es stellt sich die dringliche Frage: Wie gelangen wir zu einem nachhaltigen Umgang mit Nahrungswohlstand und damit zu einer nachhaltigen Ernährung? Eine Antwort darauf will das Forschungsvorhaben "Ernährungswende" geben. Das Neue: "Wir betrachten Umwelt, Gesundheit und Ernährung als ein gesellschaftliches Handlungsfeld", sagt Projektleiterin Dr. Ulrike Eberle vom Öko-Institut e.V., "und untersuchen Ernährung in ihren unterschiedlichen Dimensionen".

    Analysiert werden die stoffliche, die sozio-kulturelle und die strukturelle Dimension von Ernährung. Ein Ansatz, der bisher in Politik und Wissenschaft vernachlässigt wurde. "Im Mittelpunkt unserer Untersuchungen stehen die KonsumentInnen und ihre Bedürfnisse und Restriktionen in ihrem jeweiligen Alltag, die bestehenden Rahmenbedingungen und vorhandenen Handlungsspielräume. Denn bisherige Lösungsansätze sind in der Vergangenheit meist auch an ihrer fehlenden Alltagstauglichkeit gescheitert", sagt Eberle. Ziel des Vorhabens ist es daher, Strategien zu entwickeln für eine nachhaltige Ernährung, die sowohl bedarfsgerecht und gesundheitsfördernd, als auch alltagsadäquat und sozialdifferenziert ist und gleichzeitig risikoarm und umweltverträglich erzeugt wird. Um dies zu erreichen, ist es aus Sicht des Forschungsvorhabens wesentlich,

    >die Erfordernisse einer vorsorgenden und gesundheitsfördernden Ernährung zu identifizieren und hierfür Konzepte zu entwickeln,

    >die Frage, wie gesellschaftliche Ernährungsverantwortung heute wahrgenommen werden sollte, zu beantworten und

    >Visionen und Leitbilder einer nachhaltigen Ernährung zu entwerfen, die der Pluralität der Lebensentwürfe und Lebensstile gerecht werden und somit dazu beitragen können, nachhaltige Ernährung "erlebbar" zu machen.

    Die Ergebnisse der ersten Arbeitsphase des Forschungsvorhabens sind jetzt im Diskussionspapier Nr. 1: "Umwelt - Ernährung - Gesundheit: Beschreibung der Dynamiken eines gesellschaftlichen Handlungsfeldes" (http://www.ernaehrungswende.de/fr_ver.html) veröffentlicht. Es beschreibt umfassend das gesamte Handlungsfeld von der Politik über Kommunikation, Nahrungsmittelerzeugung, Außer-Haus-Angebote bis hin zum Ernährungsalltag der KonsumentInnen und analysiert die aktuellen Entwicklungen.

    Diese und weitere Zwischenergebnisse werden auf der Fachtagung "Was isst der Mensch? - Ernährung als neu zu erschließendes Politikfeld" von Freitag, 16. bis Sonntag, 18. April in Loccum vorgestellt, zu der das Forschungsvorhaben und die dortige Evangelische Akademie einladen. Dort wird das vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) erarbeitete Zielgruppenmodell von sieben Ernährungsstilen erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, ebenso wie das Konzept gesellschaftlicher Ernährungsrisiken, das vom Öko-Institut entwickelt wurde. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) stellt Ergebnisse einer empirischen Untersuchung von Ernährung in Schulen vor und das KATALYSE-Institut für angewandte Umweltforschung präsentiert Anforderungen an eine vorsorgeorientierte Ernährungspolitik. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Ernährungswissenschaften, der Politik, von NGOs und aus der Praxis sollen mögliche Wege hin zu einer nachhaltigen Ernährung diskutiert werden. Anmeldungen zur Tagung nimmt die Evangelische Akademie Loccum, Andreas Dally, Münchehäger Straße 6, 31547 Rehburg-Loccum unter Telefon 05766 / 81-108 oder per E-Mail an andreas.dally@evlka.de entgegen.

    "Ernährungswende" ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forschungsverbundes Ökoforum, unter der Leitung des Öko-Instituts e.V., an dem das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das KATALYSE-Institut für angewandte Umweltforschung und das Österreichische Ökologie Institut für angewandte Umweltforschung beteiligt sind. Das Forschungsvorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt "Sozial-ökologische Forschung" gefördert.

    Ansprechpartnerin:
    Dr. Ulrike Eberle (Projektleiterin)
    Öko-Institut e.V.
    Bereich Produkte & Stoffströme
    u.eberle@oeko.de
    Telefon 040 / 39 80 84 76


    More information:

    http://www.ernaehrungswende.de/fr_ver.html


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

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