Der Europäische Forschungsraum soll ein Kosmos werden, in dem Forschende sich austauschen und frei bewegen sowie Wissen und Technologien frei zirkulieren können, unterstützt von Förderinitiativen, die wertebasiert sind und die das Streben nach Exzellenz und Wirkung antreibt. Auf dem Weg zu dieser European Research Area (ERA) hat der Wettbewerbsfähigkeitsrat der EU nun am vergangenen Freitag mit der Verabschiedung der „Ratsschlussfolgerungen über die zukünftige Governance des Europäischen Forschungsraums“ neue Weichen gestellt.
Das frisch geschaffene ERA-Forum soll in Untergruppen unter Leitung und Initiative der EU-Kommission und im Dialog mit den Mitgliedstaaten zwanzig „freiwillige ERA-Themenfelder“ bis zum Jahr 2024 voranbringen, die die aktive Unterstützung einer Mehrheit der Mitgliedsstaaten finden.
Prof. Dr. Peter André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK):
„Der neue ERA-Prozess verdient große Aufmerksamkeit – auch in Zeiten der Regierungsbildung in Deutschland. Beispielsweise geht es um die Reform der Leistungsmessung in der Forschung, die in der Wissenschaft weltweit intensiv debattiert wird. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten dürfen eine solche wissenschaftsimmanente Frage nicht politisch steuern. Nötig ist ein transparenter, an vielfältigen Kriterien orientierter Prozess, der aus der Mitte der Wissenschaft kommen muss, damit er erfolgreich alternative Systeme ausloten kann.
Ganz grundsätzlich stimmt es mich trotz aller Bedenken hoffnungsvoll, dass Europäischer Rat und Kommission mit den Ratsschlussfolgerungen ein neues Kapitel in der ERA-Geschichte aufschlagen. Viele Themenfelder klingen vielversprechend. So soll ein regelmäßiges Monitoring zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Europa beginnen. Regionale Innovationsstandorte sollen in ihren jeweiligen Profilen europaweit vernetzt und eine europäische Abstimmung nationaler Wissenschaftsstrategien zur Bewältigung des Klimawandels erreicht werden.
Die Hochschulen freuen sich zudem über die beabsichtigte Konsolidierung der Förderinitiative der ‚Europäischen Hochschulen‘, die die europäische Hochschullandschaft sehr bewegt und inspiriert. Auch über eine Europäische Exzellenzinitiative soll erneut gesprochen werden.
Der erste Anlauf zu einem gemeinsamen Europäischen Forschungsraum ist aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen EU-Kommission und Mitgliedstaaten um die Führungskompetenz vor fünf Jahren in eine Sackgasse geraten. Die nun beschlossenen ERA-Themenfelder werden nur erfolgreich bearbeitet werden können, wenn alle Anspruchsgruppen einbezogen sind – von Anfang bis Ende des Prozesses und nicht nur in Nebenrollen. Neben dem Einsatz der ‚Europäischen Rektorenkonferenz´ (EUA), die die Koordinierung der europäischen Dachorganisationen der Hochschulen in Brüssel übernehmen will, ist eine Einbeziehung aller politischen Ebenen und Betroffenen in der Breite erforderlich. Das sind in Deutschland auch die für die Hochschulen verantwortlichen Länder und natürlich die Hochschulen selbst. Vor den Beteiligten liegt eine bedeutende politische Managementaufgabe, zu deren Bewältigung die Hochschulrektorenkonferenz für die deutschen Hochschulen beitragen will."
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