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01/13/2022 12:37

Wie können Unternehmen dauerhaft im Wettbewerb bestehen?

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

    Studie der Uni Witten/Herdecke zeigt, wie Unternehmen dynamische Fähigkeiten einsetzen sollten

    Autos, Spülmaschinen, Fahrräder – viele Hersteller können derzeit nicht liefern, weil wichtige Teile fehlen. Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Beschaffungsprozesse unter solchen Wettbewerbsbedingungen leistungsfähig bleiben? Eine Antwort darauf kommt von Prof. Dr. Hendrik Wilhelm von der Universität Witten/Herdecke (UW/H): „Dynamische Fähigkeiten helfen, Betriebsabläufe – wie bspw. Beschaffungsprozesse – wettbewerbsfähig zu halten. Wir haben vier Idealtypen solcher Fähigkeiten identifiziert, die jeweils nur unter ganz bestimmten Bedingungen funktionieren“, fasst Prof. Wilhelm, der am Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung die Professur für Strategische Organisation innehat, die Ergebnisse einer Studie zusammen, die er gemeinsam mit Prof. Dr. Indre Maurer (Georg-August-Universität Göttingen) und Prof. Dr. Mark Ebers (Universität zu Köln) verfasst hat. Sie ist jetzt unter dem Titel „(When) are dynamic capabilities routine? A mixed-methods configurational analysis“ in der international führenden Fachzeitschrift Journal of Management Studies erschienen, abrufbar unter https://doi.org/10.1111/joms.12789. Die Studie beruht auf einer vergleichenden Analyse von 103 Unternehmen aus drei Industrien in Deutschland; in einem zweiten Schritt wurden 16 dieser Firmen genauer untersucht.

    Unternehmen verfügen über dynamische Fähigkeiten, wenn sie regelmäßig Aktivitäten ausführen, um wichtige Veränderungen im Umfeld zu erkennen, die Auswirkung auf das eigene Unternehmen analysieren und dann gegebenenfalls zielgerichtete Veränderungen der bestehenden Betriebsabläufe auslösen. Nicht alle Unternehmen verfügen über solche Fähigkeiten, zudem gibt es erhebliche Unterschiede, wie Unternehmen die zugrundeliegenden Aktivitäten organisieren. „Manche Unternehmen führen diese Aktivitäten wie ein Programm aus, mit hoher Frequenz – beinahe wöchentlich –und strengen Verfahrensvorgaben, andere Unternehmen machen das sehr viel seltener und haben kaum Vorgaben. Alle diese Ansätze können funktionieren. Die Frage ist aber, unter welchen Umständen?“, so Prof. Wilhelm. Gemeinsam mit Prof. Maurer und Prof. Ebers wurden die folgenden drei Faktoren ausgemacht, die entscheidend dafür sind, wie die Prozesse organisiert werden sollten:

    1. Ist die Konkurrenz im Markt dynamisch oder ruhig?
    2. Ist die Firmenkultur eher abwartend-reaktiv oder proaktiv-handlungsorientiert?
    3. Wie viele Ressourcen (Geld und Arbeitskraft) stehen zur Verfügung?

    „Die Verantwortlichen in den Unternehmen können oft gut einschätzen, wie ihr Unternehmen bei diesen drei Fragen positioniert ist. Unsere Studie gibt Entscheider:innen damit eine Grundlage, um den zu ihrem Unternehmen passenden Typ dynamischer Fähigkeiten zu finden“, beschreibt Wilhelm den Mehrwert der Studie für die Unternehmenspraxis. Denn wer sich richtig einschätzt, kann den relativ einfachen Regeln aus der Studie folgen: Entscheider:innen, deren Unternehmen in dynamischen Märkten arbeiten, sollten prüfen, welche Firmenkultur und wie viele Ressourcen vorliegen. Eine unternehmerische Kultur und viele Ressourcen sprechen für den programmierten Typ: „Da gibt es meist ausgefeilte Regelbücher, welche Messen man besucht, welche Wettbewerber und welche Social Media-Kanäle beobachtet werden müssen. Auch hier finden wir eine durchgetaktete Umsetzung der Veränderungen“, erzählt Wilhelm. Fehlt es an Ressourcen, ist ein experimenteller Typ besser geeignet: „In solchen Betrieben wird viel ausprobiert, Veränderungen erfolgen ‚auf Zuruf‘ und es werden wenige schriftliche Vorgaben gemacht. Diese Unternehmen testen, welche Veränderungen notwendig sind, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten“, verdeutlicht er diesen Typus. Prägt nicht eine unternehmerische Kultur das Unternehmen, sondern eine eher problemgetriebene, sollten Entscheider:innen den adaptiven Typ wählen: Die Wettbewerbsposition wird seltener überprüft, notwendige Änderungen dafür aber umso strukturierter umgesetzt. Sollten Unternehmen schließlich in einem ruhigen Marktumfeld operieren, kann man sich Zeit lassen und etwa einmal im Jahr in einen Reflektionsprozess eintreten. Allerdings muss das Unternehmen auch über gute finanzielle Ressourcen verfügen, um die dann fehlende Routine bei der Ausführung der Prozesse auffangen zu können.

    „Unsere Studie zeigt, dass es nicht den einen Typ dynamischer Fähigkeiten gibt, der für alle Unternehmen passt. Vielmehr ist es Aufgabe und Qualifikation der Manager, den jeweils zur Unternehmenskultur, Ressourcenausstattung und Wettbewerbsdynamik passenden Typ zu wählen“, zieht Wilhelm den Schlussstrich unter die Studie.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Hendrik Wilhelm, 02302 / 926-542, Hendrik.Wilhelm@uni-wh.de

    Ansprechpartner Presseteam: Kay Gropp, 02302/926-805, kay.gropp@uni-wh.de

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    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Hendrik Wilhelm, 02302 / 926-542, Hendrik.Wilhelm@uni-wh.de


    Original publication:

    https://doi.org/10.1111/joms.12789


    Images

    Prof. Dr. Hendrik Wilhelm
    Prof. Dr. Hendrik Wilhelm
    UW/H


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists
    Economics / business administration
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Prof. Dr. Hendrik Wilhelm


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