idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/24/2022 12:41

Einen Schritt voraus – Suchtprävention bei Geflüchteten

Christiane Rathmann Referat Kommunikation
Hochschule Esslingen

    Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt "PraeWi" untersucht, wie sich Abhängigkeit bei geflüchteten Menschen in Gemeinschaftunterkünften vermeiden lässt und entwickelt zusammen mit Geflüchteten ein Konzept zur Suchtprävention. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit 550.000 Euro.

    Eine Flucht aus einem anderen Land ist – für jeden vorstellbar – ein einschneidendes und oft traumatisches Erlebnis. Um Erinnerungen und schlechten Erfahrungen zu entkommen, ist der Weg in die Abhängigkeit für Menschen mit Fluchterfahrung oft nur kurz.

    Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „PraeWi“ der Hochschule Esslingen greift das Problem auf, bevor die Sucht beginnt. In dem auf vier Jahre angelegten Projekt erforscht das Team der Hochschule Esslingen im Schulterschluss mit Fachkräften aus der Praxis und geflüchteten Menschen, was in Sachen Suchtprävention in Gemeinschaftsunterkünften getan werden kann.

    „Gerade beim Ankommen sind geflüchtete Menschen durch Faktoren vor und während ihrer Flucht besonders gefährdet. Bisher gibt es nur wenige Forschungsprojekte und Angebote auf diesem Feld. Wir ermitteln den Bedarf und die Ressourcen, die für eine Prävention nötig und vorhanden sind. Außerdem erarbeiten und erproben wir ein Konzept, das verschiedene Bausteine in der Suchtprävention vereint, wie beispielsweise Onlineprävention, Gesundheitskommunikation und Fachkräfteschulung. Das Konzept soll bundesweiten Einsatz finden“, sagt Prof. Dr. Marion Laging, Prorektorin für Lehre und Weiterbildung und Projektleiterin.

    Übergreifendes Ziel des Projekts ist ein selbstbestimmter und verantwortungsvoller Umgang mit Suchtmitteln. Das Team möchte dabei unterstützen, ein Präventionskonzept für die Geflüchteten zu schaffen, um sie vor riskantem Konsum zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie bessere gesundheitliche Chancen haben. Nach etwa zwei Jahren Projekt stehen nun die ersten Zwischenergebnisse fest. Dazu gehören erste Ergebnisse aus der qualitativen Forschung, in der Interviews mit Fachkräften und geflüchteten Menschen geführt wurden sowie erste entwickelte Präventionsmaßnahmen.

    Von der Theorie in die Praxis
    „Das Besondere an dem Projekt ist die Zusammenarbeit von Forschung und Praxis und das in den Blick nehmen ungünstiger Rahmenbedingungen. Bei allen Projektphasen sind geflüchtete Menschen systematisch beteiligt. Sie sind aktiv in Arbeitsgruppen, aber auch im Steuerungskreis, der über die strategische Steuerung des Projekts entscheidet. Der Steuerungskreis trifft sich vierteljährlich und besteht neben dem Hochschulteam und Fachkräften aus Stuttgart auch aus geflüchteten Menschen“, berichtet Denis Bieler, Sozialarbeiter der Flüchtlingsberatung „Arbeitsgemeinschaft für die eine Welt“ und Mitglied im Steuerungskreis von PraeWi.

    Das Projekt legt einen Fokus auf Gemeinschaftsunterkünfte und auf die Partizipation geflüchteter Menschen. Es wird nicht über, sondern mit den Menschen, um die es im Projekt geht, geforscht und gemeinsam das Präventionskonzept entwickelt. Das Team untersucht, welche Faktoren die Suchtgefahr beeinflussen. Hierbei wird das Verhalten der Menschen in den Blick genommen, aber auch die Strukturen und die Umgebung, in der sie leben.

    Aktuelle Projektphase
    Momentan beschäftigt sich das Team mit der Entwicklung und Ausgestaltung einzelner Präventionsmaßnahmen, eines sogenannten Multi-Komponenten-Präventionskonzeptes. Das Konzept umfasst beispielsweise Informationsvideos, Podcasts oder Workshops, die in Arbeitsgruppen mit geflüchteten Menschen entwickelt werden. In den Produktionen werden Themen wie „Was ist Sucht?“ und „Wie bekomme ich Hilfe?“ angesprochen. Das Team strebt weiterhin eine Vernetzung der Fachkräfte in ganz Deutschland an.

    Leitung und Kooperationen
    Das Projekt PraeWi „Präventionsmaßnahmen und Wissenstransfer innerhalb der Sozialen Arbeit bezüglich riskanten Substanzkonsums für Menschen mit Fluchterfahrungen in Übergangswohnheimen“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit ca. 550.000 Euro gefördert. Gestartet ist das Projekt Ende 2019, es läuft bis September 2023.

    Die Projektleitung hat Prof. Dr. Marion Laging, Prorektorin für Lehre und Weiterbildung, inne. Co-Leiter ist Prof. Dr. Thomas Heidenreich von der Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege. Als wissenschaftliche Mitarbeitende unterstützen Jonathan Uricher und Miriam Lorenz das Projekt.

    Kooperationspartner und Mitantragssteller ist das Sozialamt Stuttgart. Im Projekt sind außerdem zahlreiche Träger der Flüchtlingshilfe vernetzt. Die Universität Witten-Herdecke steht in Kooperation mit der Hochschule Esslingen für die Betreuung einer Promotion in diesem Themenbereich zur Verfügung. Auch ein Steuerungskreis und ein Beirat, bestehend aus Fachkräften aus Wissenschaft und Praxis und geflüchteten Menschen, unterstützen das Projekt tatkräftig.
    Das Projekt PraeWi fällt unter die Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Lebensqualität durch soziale Innovationen (FH-sozial)“, das Forschung und Innovationen zur Verbesserung der Lebensqualität und gleichwertige Lebensverhältnisse fördert.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Marion Laging: marion.laging@hs-esslingen.de
    Miriam Lorenz: miriam.lorenz@hs-esslingen.de


    More information:

    https://www.hs-esslingen.de/hochschule/aktuelles/news/artikel/news/einen-schritt...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Nutrition / healthcare / nursing, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).