Wie erreicht die Politik eine möglichst hohe Akzeptanz von Gesundheitsmaßnahmen wie dem Tragen von Masken? Forscher der IESE Business School, der Universität Plymouth und des Max-Planck-Instituts haben dazu ein Analysetool entwickelt. Je nachdem, welche Botschaften gesendet wurden, ließen sich circa jeder dritte Studienteilnehmer in die eine oder andere Richtung bewegen.
„Unsere Forschungsergebnisse richten sich an politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt. Es ist von großer Bedeutung, die Akzeptanz von Maßnahmen wie Maskentragen oder Abstandhalten zu erhöhen und somit Pandemien zu verlangsamen“, so Mitautor Sebastian Hafenbrädl, Professor an der weltweit renommierten IESE Business School.
Die Forscher haben ein Online-Spiel entwickelt, mit dem politische Entscheidungsträger testen können, welche Botschaften und Interventionen in der Öffentlichkeit am ehesten zur Zustimmung zu Gesundheitsmaßnahmen führen. Botschaften mit einer klaren Regel, die eine soziale Komponente beinhaltet, sind demnach am wirksamsten, um riskantes Verhalten auszubremsen. Einige gängige Interventionen wie zum Beispiel das Aufzeigen von Infektionsraten in anderen Ländern seien dagegen eher kontraproduktiv und könnten risikofreudiges Verhalten sogar fördern.
„Während der Corona-Pandemie haben Regierungen eine Vielzahl von Taktiken und Botschaften eingesetzt, um die Menschen dazu zu bringen, ihren Empfehlungen zu folgen und so Leben zu retten“, so Hafenbrädl. Angesichts dieser beispiellosen Pandemie sei es entscheidend, Tools zu entwickeln, um die Wirksamkeit dieser Taktiken einzuschätzen, und die effektivsten auszuwählen.
In 25 Spielrunden simulierten die Forscher die Dynamiken des Virusausbruchs und bewerteten fünf gängige Maßnahmen der Regierungen und ihrer Gesundheitsbehörden zur Kontrolle der Ausbreitung von COVID-19. Drei dieser Maßnahmen förderten ein Verhalten, das Ansteckungen eindämmt, während zwei kontraproduktiv waren und die Risikobereitschaft sogar förderten.
Eine Botschaft mit einer klaren Regel, verbunden mit zwingenden sozialen Gründen für deren Befolgung, ist am wirksamsten. Die Kampagne der britischen Regierung „Bleiben Sie zu Hause, unterstützen Sie den National Health Service und retten Sie Leben“ sei so ein Beispiel.
Die Simulation und graphische Darstellung möglicher Übertragungswege wurde ebenfalls positiv aufgenommen. Den Spielern wurde ein Baumdiagramm gezeigt, das veranschaulicht, wie hohe Risikobereitschaft zu einem Schneeballeffekt führt.
Kommunikation, die sich auf die Handlungen anderer Menschen konzentrierte, etwa wie oft andere Masken tragen oder die Infektionsraten anderer Länder, führten im Experiment zu einer höheren Risikobereitschaft und damit negativen Konsequenzen.
Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass etwas mehr als 5 Prozent der Menschen sich immer dafür entscheiden, sich selbst und andere zu gefährden, wenn sie daraus einen vermeintlichen persönlichen Vorteil ziehen. Etwa jeder Zehnte entschied sich immer für die sicherere Option. Eine signifikante Gruppe, etwa jeder Dritte der Befragten ließ sich durch entsprechende Maßnahmen vollständig davon abhalten, Risiken einzugehen.
Der Artikel „The transmission game: testing behavioral interventions in a pandemic-like simulation“ ist erschienen in Science Advances, Autoren sind Sebastian Hafenbrädl, Professor an der IESE Business School, Jan K. Woike und Patricia Kanngiesser von der University of Plymouth sowie Ralph Hertwig vom Max-Planck-Institut in Berlin.
Prof. Sebastian Hafenbrädl, Website https://www.iese.edu/faculty-research/faculty/sebastian-hafenbradl/
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research results
German
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