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03/10/2022 17:39

Erasmus+-Projekt entwickelt Masterstudiengang zu Pharmakogenomik

Eva Sittig Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

    Die Medizinische Fakultät der Uni Kiel ist beteiligt an einem europäisch-ägyptisch-libanesischen Verbundprojekt, das die Ausbildung in Richtung personalisierte Medizin zum Ziel hat.

    Der Aufbau und die Umsetzung eines Masterstudiengangs Pharmakogenomik und Personalisierte Medizin an vier Universitäten in Ägypten und zwei Universitäten im Libanon ist Gegenstand des neuen ERASMUS+-Verbundprojekts „Online Pharmacogenomics and Personalized Medicine postgraduate program (OPPM)“. Die Initiative zu dem Projekt ging von der Universität Alexandria, Ägypten, aus. „Ich finde es bemerkenswert, dass ein solcher zukunftsweisender Studiengang in Ägypten aufgebaut wird. In Europa gibt es das bisher noch nicht“, sagt Professor Ingolf Cascorbi, Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie am UKSH, Campus Kiel, und Studiendekan für Medizin an der Medizinischen Fakultät. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), vertreten durch Professor Ingolf Cascorbi, ist eine von vier europäischen Partnerinstitutionen, die wissenschaftliche und didaktische Unterstützung beim Aufbau des Studienprogramms leisten. Weitere Partnerinnen sind: die Universität Newcastle, Großbritannien, die Universität Thrakien, Alexandroupolis in Griechenland und die Universität Oviedo, Spanien. Die Europäische Kommission fördert das Hochschulkooperationsprogramm mit einer Laufzeit von drei Jahren in Höhe von einer Million Euro.

    Individuell angepasste Arzneimitteltherapie

    Die Pharmakogenomik ist ein wichtiger Baustein für die personalisierte Medizin. Das Teilgebiet der Pharmakologie beschäftigt sich mit dem Einfluss der Gene auf die Wirkung von Arzneimitteln. Denn Ansprechen und unerwünschte Wirkungen von Medikamenten hängen auch von genetischen Faktoren bei Patientinnen und Patienten ab. Mittels Gentests können zum Beispiel Veränderungen im Erbgut nachgewiesen werden, die den Abbau von Arzneistoffen im Körper verlangsamen und damit das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen. Durch Anpassung der Dosis können in diesen Fällen Nebenwirkungen vermieden werden.

    Der Pharmakologe Cascorbi beschäftigt sich schon seit über 25 Jahren mit dem Einfluss genetischer Faktoren auf die Wirkung von Arzneimitteln. Diese betreffen insbesondere die Pharmakokinetik, also die Verteilung und Verweildauer eines Wirkstoffs im Körper. Viele der relevanten Genvarianten sind mittlerweile bekannt. Doch nur in wenigen Fällen wird routinemäßig danach gesucht. Ein solches Beispiel ist die Chemotherapie mit 5-Fluoruracil (5-FU) bei Krebserkrankungen. Bevor dieses Medikament verabreicht wird, muss seit kurzem geprüft werden, ob das für den Abbau des Medikaments notwendige Enzym DPYD funktionsfähig ist. „Das ist zwar nur bei weniger als einem Prozent der Menschen defekt, aber die Betroffenen können unter einer 5-FU-Therapie eine schwere Toxizität entwickeln. Mit dem Test kann man dieses Risiko vorhersagen“, betont Cascorbi, der auch Mitglied im Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“ (PMI) ist.

    Ziel: Hochschulabschluss Pharmakogenomik

    Ein Ziel des Erasmus+-Projektes ist das Bewusstsein dafür zu steigern, dass solche genbasierten Analysen möglich und sehr nützlich sind. Insbesondere im Bereich der Krebstherapie sind Ansätze der personalisierenden Medizin weit fortgeschritten und aufgrund der mitunter drohenden Toxizität empfohlen. Mit Expertise der beteiligten europäischen Institute sollen innovative Lehrpläne in den Bereichen Pharmakogenomik und personalisierte Medizin erstellt werden, die international einsetzbar sind. Die Technik und das Wissen sind vorhanden, und an der Umsetzung in die klinische Routine wird gearbeitet.

    „Unser Projektpartner in Ägypten hatte den Mut, das anzupacken und das in einem ressourcenlimitierten Land. Das finde ich schon beeindruckend“, betont Cascorbi. „Dazu müssen dann auch Leute ausgebildet werden, die hinterher Wissen und Techniken vermitteln. Das geht in die Richtung ‚teach the teacher‘. Aktuell läuft bereits eine Analyse, die erfasst, wie Pharmakogenomik bereits angewendet und gelehrt wird. In Deutschland werden die Inhalte im Bereich Pharmakologie für Studierende der Medizin oder Pharmazie ansatzweise vermittelt. Ein Masterprogramm Pharmakogenomik gibt es aber nicht“, so Cascorbi. Aufbauend auf dieser Analyse soll dann im Detail geplant werden, wie man die Inhalte am besten in Kursen umsetzen kann, und welche zusätzlichen Techniken und Laborparameter gelehrt werden müssen. Eine Herausforderung in Ägypten ist laut Cascorbi, dass die Laborkapazitäten begrenzt sind. Aus diesem Grund soll ein praxisorientiertes Online-Programm mit virtuellen Laborpraktika entwickelt werden.

    Fotos stehen zum Download bereit:
    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2022/038-pharmakologie.jpg
    Mittels pharmakogenetischer Diagnostik werden Genvarianten nachgewiesen, die zum Beispiel den Transport oder Abbau von Arzneistoffen bei der betroffenen Person beeinflussen. Diese Information wird mit Dosierungsempfehlungen für das entsprechende Medikament versehen und den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung gestellt.
    © Oliver Franke, IKMB, Uni Kiel

    http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/portraitbilder/ingolf-cascorbi.jpg
    Ingolf Cascorbi, Studiendekan der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel.
    © privat

    Über Erasmus+
    Erasmus+ ist das Programm der Europäischen Kommission für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Ziel Im Bereich der Hochschulbildung ist es, die Zusammenarbeit von Hochschulen in Europa und weltweit sowie die Mobilität von Studierenden, Graduierten, Lehrenden und allgemeinem Hochschulpersonal zu fördern. Das Verbundprojekt „Online Pharmacogenomics and Personalized Medicine postgraduate program (OPPM)“ wird in der Programmlinie Key Action 2 (KA2) gefördert. KA2 ist das Hochschulkooperationsprogramm der EU und unterstützt die Zusammenarbeit zwischen Organisationen aus unterschiedlichen Ländern. Ziel des Programms ist der Austausch zu bestehenden sowie die Förderung von innovativen Verfahren und Konzepten.

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Prof. Dr. Dr. Ingolf Cascorbi
    Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, UKSH, Campus Kiel
    Studiendekan der Medizinischen Fakultät, CAU
    E-Mail: cascorbi@pharmakologie.uni-kiel.de
    Telefon: 0431/500-30400

    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    Presse, Kommunikation und Marketing, Eva Sittig, Text: Kerstin Nees
    Postanschrift: D-24098 Kiel, Telefon: (0431) 880-2104, Telefax: (0431) 880-1355
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    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Dr. Ingolf Cascorbi
    Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, UKSH, Campus Kiel
    Studiendekan der Medizinischen Fakultät, CAU
    E-Mail: cascorbi@pharmakologie.uni-kiel.de
    Telefon: 0431/500-30400


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine
    transregional, national
    Cooperation agreements, Studies and teaching
    German


     

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