15. Dezember 1997 Pm/Mp
Praxisanleitung - ein Konzept zur Qualitaetssicherung Robert-Bosch-Preis fuer Ulmer Krankenpflegeausbildung
Das Aufgabenspektrum reicht vom Halten der Urinflasche bis zum psychischen Halt fuer einen Leukaemiekranken, vom Rasieren, Frisieren und Ankleiden bis zur verordnungsgemaessen Gabe von Zytostatika. Die Schueler muessen es mit Schleimhautdefekten und Sepsis, mit Erbrechen, Gichtanfaellen und Blutungen aufnehmen, Zahnprothesen putzen, sterile Kost zubereiten und bei einer Knochemarktransplantation assistieren koennen: Krankenpflege anno 1997 ist mehr als Kranke waschen - es ist ein Allroundjob, der sich gewaschen hat. Gewaschen - will sagen methodisch gemausert - hat sich auch die Ausbildung zum Krankenpfleger, respektive in fuenf von sechs Faellen zur Krankenpflegerin. Siehe Ulm: Seit 1985 das Krankenpflegegesetz ueberarbeitet wurde mit hoeheren Qualitaetsanforderungen an Schueler und Ausbilder, sammelten und sichteten engagierte Krankenpflegekraefte des Schulzentrums fuer nichtaerztliche medizinische Berufe (Leiter Prof. Dr. Richard J. Brunner) der Universitaet Ulm Ideen, "um die praktische Ausbildungssituation am Klinikum der Universitaet zu verbessern".
Das ist ihnen offenbar gelungen. Jedenfalls wurden Angela Christ, Simone Diener, Elisabeth Vorwalder, Heike Weis und Annette Welte, die Ulmer Praxisanleiterinnen in Sachen Krankenpflege, fuer ihre Schrift "Praktische Krankenpflegeausbildung quo vadis? Praxisanleitung - ein Konzept zur Qualitaetssicherung in der Krankenpflegeausbildung am Klinikum der Universitaet Ulm" im November 1997 mit dem 1. Foerderpreis der Robert-Bosch-Stiftung Stuttgart ausgezeichnet.
Theoretisch-praktisches Bindeglied
Herzstueck des Konzepts ist der "Leitfaden der Praxisanleitung", Quintessenz aus zwoelfjaehriger Projektarbeit. Er definiert Lernziele und beschreibt den Ablauf der Lektionen, und weil die Verfasserinnen auch Checklisten und Beobachtungsprotokolle fuer die Nachbereitung nicht vergessen haben, erleichert er zugleich das unverzichtbare Feedback zwischen Schuelerin, Anleiterin und Station.
Eine Urfassung hatte das Projektteam bereits 1995 vorgelegt. Im Ausbildungsjahr 1996/97 stellten sich die Anleiterinnen mit ihrem Skript dann dem Urteil ihrer Zoeglinge und der klinischen Kollegen: eine Fragebogenaktion an insgesamt 22 Stationen der Chirurgie und der Inneren Medizin und eine zusaetzliche Befragung von 106 Schuelerinnen aus fuenf Kursen lieferten das Ergaenzungsmaterial fuer die kritisch revidierte Neuauflage, mit der sich Christ, Diener, Vorwalter, Weis und Welte um den Bosch-Preis (Thema "Praxisnahes Lernen") bewarben.
Ihrem Selbstverstaendnis als "Bindeglied zwischen der theoretischen und praktischen Ausbildung" gemaess setzen die Praxisanleiterinnen auf Kommunikation und Kooperativitaet, vom Vorgespraech ueber die Anleitung auf Station bis zur Nachbewertung. Bereits in den ersten Einsaetzen lernt die angehende Krankenpflegerin auf verschiedenen Stationen, ihren Arbeitsablauf zu planen, Pflegemassnahmen selbstaendig durchzufuehren und zu dokumentieren. Sie nimmt an der Visite teil, sichtet Krankengeschichten, lernt Babies wickeln und Verbaende wechseln, uebt Wochenbettgymnastik und Verletztenlagerung und hat bald Routine genug, um weitgehend selbstaendig eine Gruppe von bis zu vier Patienten zu betreuen.
Intensivtraining mit Einzeletuede
Wenn es irgendwo klemmt, was angesichts der vielfaeltigen, keineswegs einfachen Aufgaben wahrlich keine Schande ist, hilft die Einzeletuede, die "punktuelle Anleitung", Übungseinheit zum Intensivtraining einer ausgewaehlten pflegerischen Fertigkeit, nach Absprache mit der Praxisanleiterin. "Stetige gegenseitige Foerderung" nennt Elisabeth McAvinue, Leitende Unterrichtsschwester der Ulmer Krankenpflegeschule, das Grundparadigma der Ausbildung. Gefoerdert werden soll dabei nicht zuletzt, so die ausdrueckliche Hoffnung, auch die Faehigkeit der Schuelerinnen und Schueler, ein Gesundheitswesen mitzugestalten, das die Bezeichunung "sozial" verdient.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
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German
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