idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/20/2022 20:00

Laser- und Röntgenstrahlen mischen

Alexandra Wettstein Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie im Forschungsverbund Berlin e.V.

    Anders als fiktive Laserschwerter interagieren reale Laserstrahlen nicht miteinander, wenn sie sich kreuzen - es sei denn, die Strahlen treffen sich in einem geeigneten Material, das eine nichtlineare Licht-Materie-Wechselwirkung ermöglicht. In einem solchen Fall kann die Wellenmischung zu Strahlen mit veränderten Farben und Richtungen führen.

    Wellenmischungsprozesse zwischen verschiedenen Lichtstrahlen sind ein Eckpfeiler des Bereichs der nichtlinearen Optik, der seit der breiten Verfügbarkeit von Lasern fest etabliert ist. In einem geeigneten Material, z.B. bestimmten Kristallen, können sich zwei Laserstrahlen gegenseitig „spüren“. Dabei können Energie und Impuls ausgetauscht werden, so dass aus der Wechselwirkungszone zusätzliche Laserstrahlen in unterschiedlichen Richtungen und mit unterschiedlichen Frequenzen austreten, die im sichtbaren Spektralbereich als unterschiedliche Farben wahrgenommen werden. Diese Effekte werden häufig genutzt, um neue Laserlichtquellen zu entwerfen und zu realisieren. Ebenso wichtig ist, dass die Analyse der austretenden Lichtstrahlen bei Wellenmischungsphänomenen Aufschluss über die Beschaffenheit des Materials gibt, in dem der Wellenmischungsprozess stattfindet. Eine solche auf Wellenmischung basierende Spektroskopie ermöglicht es Forschern, Feinheiten der elektronischen Struktur einer Probe und die Art und Weise, wie Licht das Material anregen und mit ihm wechselwirken kann, zu verstehen. Bislang wurden diese Ansätze jedoch kaum außerhalb des sichtbaren oder infraroten Spektralbereichs eingesetzt.

    Ein Team von Forschenden des Max-Born-Instituts (MBI), Berlin, und des DESY, Hamburg, hat nun einen neuartigen Wellenmischungsprozess mit weicher Röntgenstrahlung beobachtet. Bei der Überlagerung ultrakurzer Pulse weicher Röntgen- und Infrarotstrahlung in einem Einkristall aus Lithiumfluorid (LiF) konnte das Team beobachten, wie die Energie von zwei Infrarotphotonen auf ein Röntgenphoton übertragen wird und sich damit die „Farbe“ der Röntgenstrahlung in einem sogenannten nichtlinearen Prozess dritter Ordnung ändert. Nicht nur wurde dieser spezielle Prozess zum ersten Mal mit Röntgenstrahlen beobachtet, sondern es wurde auch die Effizienz des Mischens bei der Änderung der Farbe der einfallenden Röntgenstrahlen vermessen. Es zeigte sich, dass die Mischsignale nur dann nachweisbar sind, wenn ein Elektron der innersten Schale eines Lithiumatoms in einen Zustand angeregt wird, in dem es fest an die zurückgelassene Leerstelle gebunden ist - ein Zustand, der als Exziton bekannt ist. Darüber hinaus zeigt der Vergleich mit der Theorie, dass ein ansonsten „optisch verbotener“ Übergang eines Innerschalenelektrons zu dem Wellenmischungsprozess beiträgt.

    Durch die Analyse dieses resonanten Vier-Wellen-Mischungsprozesses erhalten die Forscher ein detailliertes Bild davon, wohin sich das optisch angeregte Elektron während seiner sehr kurzen Lebensdauer bewegt. „Nur wenn sich das angeregte Elektron in unmittelbarer Nähe des Lochs befindet, das es zurückgelassen hat, beobachten wir das Signal der Vierwellenmischung“, sagt Robin Engel, ein an der Arbeit beteiligter Doktorand, „und da wir eine bestimmte Farbe der Röntgenstrahlung verwendet haben, wissen wir, dass sich dieses Loch sehr nahe am Atomkern des Lithiumatoms befindet“. Da man mit Röntgenstrahlen, Elektronen der inneren Schalen selektiv an den verschiedenen atomaren Spezies in einem Material anregen kann, ermöglicht dieser Ansatz es Forschern, Elektronen zu verfolgen, die sich in Molekülen oder Festkörpern bewegen, nachdem sie durch einen ultraschnellen Laserpuls angeregt wurden. Genau solche Prozesse - Elektronen, die sich nach der Anregung durch Licht zu verschiedenen Atomen bewegen - sind entscheidende Schritte bei photochemischen Reaktionen oder Anwendungen, wie z. B. Photovoltaik oder direkte solare Kraftstofferzeugung. “Da sich unser Ansatz der Wellenmischspektroskopie an Röntgenlasern auf viel höhere Photonenenergien skalieren lässt, können viele verschiedene Atomsorten im Periodensystem selektiv angeregt werden. Wir erwarten daher, dass es zukünftig möglich sein wird, die kurzzeitige Anwesenheit von Elektronen an den verschiedenen Atomen eines komplexeren Materials zu verfolgen, was neue Einblicke in diese wichtigen Prozesse ermöglicht", erklärt Daniel Schick, Forscher am MBI.

    Bildbeschreibung:
    Bildbeschreibung: Strahlen zweier Taschenlampen werden nicht voneinander beeinflusst, wenn sie sich kreuzen. Anders verhält es sich bei sehr intensiven Laserpulsen, die sich in einem geeigneten „nichtlinearen Material“ treffen - hier können die Strahlen abgelenkt werden und neue Strahlen unterschiedlicher Farbe entstehen, ein Prozess, der als Wellenmischung bezeichnet wird. Die Beobachtung solcher Wellenmischphänomene erlaubt Rückschlüsse auf elektronische Übergänge innerhalb des nichtlinearen Materials, die sonst nicht sichtbar sind. Forschende von MBI und DESY haben nun beobachtet, wie ein Röntgenstrahl mit einem Laserstrahl wechselwirkt, und ebnen damit einen Weg, um in Zukunft ultraschnelle Prozesse atomselektiv zu untersuchen.


    Contact for scientific information:

    Kontakt:

    Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie im Forschungsverbund Berlin e.V.
    www.mbi-berlin.de
    Prof. Dr. Stefan Eisebitt, Tel. +49 30 6392 1300 - eisebitt@mbi-berlin.de

    Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
    https://photon-science.desy.de/e58/e186104/e207049/e272355/
    Martin Beye, Tel. +49 40 8998 3898 - martin.beye@desy.de


    Original publication:

    Original Publication:
    Horst Rottke, Robin Y. Engel, Daniel Schick, Jan O. Schunck, Piter S. Miedema, Martin C. Borchert, Marion Kuhlmann, Nagitha Ekanayake, Siarhei Dziarzhytski, Günter Brenner, Ulrich Eichmann, Clemens von Korff Schmising, Martin Beye, Stefan Eisebitt
    Probing electron and hole colocalization by resonant four-wave mixing spectroscopy in the extreme ultraviolet
    Science Advances, 20.5.2022
    10.1126/sciadv.abn5127
    www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abn5127
    https://mbi-berlin.de/research/highlights


    More information:

    http://EMBARGO :
    http://- The paper will be published by Science Advances online Friday, 20 May 2022 at 14:00 (2:00 pm) U.S. Eastern Time.
    http://- The paper is under strict embargo until Friday, 20 May 2022 at 14:00 (2:00 pm) U.S. Eastern Time. Until that time, it may not be published, broadcast, posted online, routed to listservs, tweeted, announced on Facebook, fed to satellites, shared with anyone other than journalists, or otherwise placed in the public domain.


    Images

    Wellenmischphänomene
    Wellenmischphänomene
    Anne Riemann FVB
    Anne Riemann FVB


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Scientific Publications, Transfer of Science or Research
    German


     

    Wellenmischphänomene


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).