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05/24/2022 08:56

Für eine bessere Gesundheitsversorgung von Menschen mit geistiger und schwerer Mehrfachbehinderung

Dr. Antje Mohr Wissenschaftskommuniation
Hochschule Fulda

    Menschen mit geistiger und schwerer Mehrfachbehinderung haben hohe und komplexe Bedarfe in der Gesundheitsversorgung. Daher hat der Gesetzgeber 2015 den Weg für „Medizinische Zentren für Erwachsene mit Behinderung (MZEB)“ geebnet – mit dem Ziel, die Versorgungssituation zu verbessern. Wie verläuft der Etablierungsprozess der MZEB und welche Herausforderungen bestehen bei der medizinischen Versorgung in MZEB? Ein Forschungsprojekt der Hochschule Fulda und der Universität zu Köln analysiert den aktuellen Stand, um mögliche Barrieren aufzudecken.

    Menschen mit geistiger und schwerer Mehrfachbehinderung stoßen häufig auf Barrieren bei der medizinischen Versorgung, zum Beispiel, weil Praxisräume nicht barrierefrei sind, es Schwierigkeiten in der Kommunikation mit dem medizinischen Personal gibt, zu wenig Zeit für die Versorgung vorhanden ist oder die Behandelnden im Umgang mit dieser Personengruppe unerfahren sind. Mit § 119c SGB V hat der Gesetzgeber im Rahmen des Versorgungsstärkungsgesetzes im Jahr 2015 daher die Möglichkeit geschaffen, sogenannte „Medizinische Zentren für Erwachsene mit Behinderung“, kurz MZEB, zu etablieren. Sie sollen eine adäquate ambulante Gesundheitsversorgung der Bevölkerungsgruppe sicherstellen.

    Die Basis: Aktueller Stand und Verbesserungspotenziale

    Wie stellt sich die Situation inzwischen bundesweit dar? Welchen Etablierungsgrad, welche Anbindung und spezifischen Behandlungsschwerpunkte weisen die MZEB in den einzelnen Bundesländern auf? Gibt es Barrieren bei der Etablierung, etwa mit Blick auf die Bewilligung und Finanzierung? Bestehen Hürden bei der medizinischen Versorgung, zum Beispiel durch Zugangskriterien, bei der Zusammenarbeit mit der Regelversorgung oder bei Überweisungen? Wenn ja, wie lassen sie sich abbauen? Das untersuchen Professorin Dr. Katharina Rathmann von der Hochschule Fulda (Konsortialführung) und Privatdozentin Dr. Ute Karbach von der Universität zu Köln (Konsortialpartnerin) im Forschungsprojekt „BEta“ – „Barrieren bei der Etablierung von und Versorgung in Medizinischen Zentren für Erwachsene mit Behinderung (MZEB): Eine bundesweite Studie nach dem Stakeholder-Ansatz“.

    „Mit dem Projekt möchten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Behinderung leisten“, sagt Professorin Rathmann. „Wir wollen potenzielle Barrieren bei der Etablierung von und der medizinischen Versorgung in MZEB aufdecken und mögliche Handlungsempfehlungen geben, wie diese Barrieren abgebaut werden könnten.“ Das Projekt wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert (Fördernummer: 01VSF19010) und durch einen Beirat aus Wissenschaft und Praxis während der gesamten Laufzeit von August 2020 bis Juli 2023 begleitet.

    Längsschnittstudie: Erkenntnisse zu verschiedenen Phasen

    Methodisch handelt es sich um eine Längsschnittstudie mit quantitativen und qualitativen Analysen. Das Projektteam hat bereits über eine Online-Befragung den Etablierungsstand bei bestehenden sowie im Aufbau befindlichen MZEB in Deutschland erfasst. Mittels qualitativer Expert*innen- und Fokusgruppen-Interviews hat es die Barrieren bei der Etablierung sowie bei der medizinischen Versorgung in MZEB aus Sicht von Leistungspersonal in MZEB und verschiedenen Stakeholdern erhoben.

    Im Herbst 2022 startet eine Wiederholungsbefragung. Mit einer Online-Befragung werden erneut die strukturellen Merkmale der MZEB-Landschaft erfasst. Ebenso werden die Forschenden die Barrieren bei der Etablierung und medizinischen Versorgung quantitativ erheben und ein weiteres Mal Interviews mit Leitungspersonen von MZEB zu Barrieren bei der Etablierung und medizinischen Versorgung im MZEB führen. „Auf diese Weise wollen wir im Etablierungsverlauf auftretende Schwierigkeiten aufzeigen“, so Professorin Rathmann.

    Die MZEB voranbringen: Alle an einen Tisch

    Um die ersten Ergebnisse zu analysieren, hat das Projektteam erstmals die Leistungserbringenden von MZEB, die Bundesarbeitsgemeinschaft MZEB, die Kassenärztlichen Vereinigung, die Träger der freien Wohlfahrtspflege, die Fachverbände sowie die Beauftragten für Menschen mit Behinderung des Bundes und der Länder an einen Tisch gebracht. „Wir sind zuversichtlich, dass wir Handlungsempfehlungen für die Politik, die Kostenträger und die Leistungserbringenden auf den Weg bringen und einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Behinderung wie zum Abbau von Barrieren bei der Gründung, der Zulassung und Finanzierung von MZEB leisten können“, so die Projektverantwortlichen. Voraussetzung dafür sei: Alle Interessenvertreter*innen müssten weiterhin gemeinsam an diesen Zielen arbeiten. Darüber hinaus sei es auch wichtig, die Bekanntheit von MZEB zu steigern, Weiterbildungsangebote für Behandler*innen auf- und auszubauen und die Medizin stärker auf Menschen mit besonderen Bedarfen und Behinderung auszurichten. Nach Projektabschluss im Sommer 2023 werden die Ergebnisse veröffentlicht – auch in Leichter Sprache.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Katharina Rathmann (Konsortialführung)
    Hochschule Fulda, Fachbereich Gesundheitswissenschaften
    E-Mail: katharina.rathmann@pg.hs-fulda.de


    Images

    Das BEta-Projektteam mit Prof. Dr. Katharina Rathmann (Mitte), Projektleitung/Konsortialführung, Hochschule Fulda, und PD Dr. Ute Karbach (rechts), Konsortialpartner, Technische Universität Dortmund/Universität zu Köln
    Das BEta-Projektteam mit Prof. Dr. Katharina Rathmann (Mitte), Projektleitung/Konsortialführung, Hoc ...

    Hochschule Fulda / Projekt BEta


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Cooperation agreements, Research projects
    German


     

    Das BEta-Projektteam mit Prof. Dr. Katharina Rathmann (Mitte), Projektleitung/Konsortialführung, Hochschule Fulda, und PD Dr. Ute Karbach (rechts), Konsortialpartner, Technische Universität Dortmund/Universität zu Köln


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