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06/29/2022 13:56

DFG-Jahresversammlung 2022 in Freiburg: Internationale Forschungskooperationen im Fokus

Marco Finetti Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Besondere Herausforderungen angesichts aktueller weltpolitischer Lage / Abschließende Mitgliederversammlung mit Jahresbericht: 31 625 Projekte mit 3,65 Milliarden Euro gefördert

    Mit der Mitgliederversammlung ist am Mittwoch, dem 29. Juni, die Jahresversammlung 2022 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Freiburg im Breisgau zu Ende gegangen. Das dreitägige Treffen war die erste Zusammenkunft der größten Forschungsförderorganisation und zentralen Selbstverwaltungseinrichtung für die Wissenschaft in Deutschland seit 2019, die in Präsenz stattfand, nachdem die DFG-Jahresversammlungen 2020 und 2021 infolge der Coronavirus-Pandemie in virtuellem Format durchgeführt worden waren.

    Breiten Raum in den Gremiensitzungen und auch in der erstmals seit 2019 wieder stattfindenden öffentlichen Festveranstaltung nahm die internationale Zusammenarbeit in der Wissenschaft im Zeichen der aktuellen weltpolitischen Lage ein. DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker unterstrich dabei in ihren Berichten in Senat, Hauptausschuss und Mitgliederversammlung sowie in ihrer Rede auf der Festveranstaltung zum Thema „Wissenschaft und Krieg“ erneut die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer entschlossenen Reaktion der DFG wie der gesamten Wissenschaft und Gesellschaft in Deutschland auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dieser verletze alle elementaren Werte nicht nur der Zivilisation und Europas, sondern auch der Wissenschaft und ihres Selbstverständnisses als Brückenbauerin. Vor diesem Hintergrund hatte die DFG bereits Anfang März auf institutioneller Ebene alle von ihr gemeinsam mit ihren russischen Partnerorganisationen geförderten Forschungsprojekte eingefroren.

    Wie Becker berichtete, sollen die zugleich in Gang gesetzten Unterstützungsmaßnahmen für ukrainische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiter ausgebaut werden. Zusätzlich zu den Hilfsangeboten für die wegen des Krieges aus der Ukraine Geflohenen werde aktuell über Förderangebote für Forscherinnen und Forscher nachgedacht, die trotz des Krieges ihr Land nicht verlassen könnten oder wollten. Sie könnten beispielsweise vorübergehend in bestehende oder auch neue deutsch-ukrainische Forschungskooperationen integriert werden und so neben materieller Sicherheit Anschluss an die internationale Wissenschaftsgemeinschaft erhalten. Aus Sicht der DFG sind solche und ähnliche Maßnahmen auch perspektivisch wichtig. „Die Ukraine als Wissenschaftsstandort zu stärken und mittelfristig zu erhalten, ist eine zivilgesellschaftliche Verantwortung, der sich die DFG gerne stellt“, betonte Becker.

    Ausführlich ging Becker auch auf die Herausforderungen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit China ein, die aktuell Gegenstand umfangreicher Medienrecherchen und -berichterstattung ist („China Science Investigation“). Die dadurch ausgelöste Diskussion über die geltenden Vorgaben und Regeln etwa hinsichtlich von Dual-Use-Projekten oder der guten wissenschaftlichen Praxis werde von der DFG ausdrücklich begrüßt und auch selbst vorangetrieben. „Wir sehen aktuell jedoch keinen Anlass, die Kooperationsaktivitäten mit China grundsätzlich einzuschränken oder gar einzustellen“, hob Becker hervor. Die DFG wie auch die anderen Mitglieder der Allianz der Wissenschaftsorganisationen in Deutschland sowie die Hochschulen und die Forschenden selbst müssten in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit China jedoch noch besser mit dem Widerspruch zwischen dem Interesse an Kooperation und dem Streben nach akademischer Exzellenz einerseits und der politischen Kontrolle und den nationalen Interessen Chinas andererseits umgehen.

    „China ist in manchen Bereichen bereits technologisch führend und gerade für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klima- und Gesundheitsfragen ein zentraler Partner. Gleichzeitig muss in der deutschen Wissenschaft das Bewusstsein verstärkt verankert werden, dass China auch als Wettbewerber und strategischer Rivale zu sehen ist“, so die DFG-Präsidentin. Vor diesem Hintergrund baue die DFG die Kooperationen mit weiteren asiatischen Partnern wie Thailand, Südkorea und Taiwan aus und vertiefe die Kontakte zu ihren Partnerorganisationen in Japan, Südkorea und Indien.

    Trotz der aktuellen außen- und wissenschaftspolitischen Krisensituationen sind aus Sicht der DFG-Präsidentin auch ermutigende Zeichen der Solidarität und brückenbauenden Kraft in der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zu verzeichnen. Als Beispiele nannte sie die überaus vertrauensvolle Zusammenarbeit der DFG mit ihren polnischen Partnerorganisationen sowie das Jahrestreffen des Global Research Council (GRC), des weltweiten Zusammenschlusses der Forschungsförderorganisationen, Ende Mai in Panama, bei dem Becker den Vorsitz hatte.

    Jahresbericht 2021: 31 625 geförderte Projekte und 3,65 Milliarden Euro Fördermittel

    Als größte Forschungsförderorganisation in Deutschland hat die DFG im vergangenen Jahr 31 625 Projekte mit einer Gesamtsumme von rund 3,65 Milliarden Euro gefördert. Dies geht aus dem Jahresbericht 2021 hervor, der in Freiburg auf der abschließenden Mitgliederversammlung vorgestellt wurde. Er informiert über die wichtigsten Zahlen, Fakten und inhaltlichen Akzente des Förderhandelns der DFG und über ihr Engagement in Fragen von Wissenschaftssystem und Wissenschaftspolitik. Zudem stellt der Bericht ausgewählte Forschungsprojekte vor, wobei der Schwerpunkt in diesem Jahr auf dem Thema Pandemieforschung liegt.

    Auch 2021 war mehr als die Hälfte aller geförderten Projekte – 17 598 Projekte, das entspricht 55,6 Prozent – in der Einzelförderung angesiedelt; für sie wurden rund 1,3 Milliarden Euro Fördermittel bewilligt. In den Graduiertenkollegs, Sonderforschungsbereichen und anderen Koordinierten Programmen wurden 880 Verbünde mit 12 282 Teilprojekten und einer Bewilligungssumme von rund 1,56 Milliarden Euro gefördert.

    Aufgeteilt nach den großen Wissenschaftsbereichen erhielten die Lebenswissenschaften mit rund 1,3 Milliarden Euro die meisten Fördermittel (36,3 Prozent der Gesamtbewilligungssumme), gefolgt von den Naturwissenschaften mit rund 853 Millionen Euro (23,4 Prozent), den Ingenieurwissenschaften mit rund 724 Millionen Euro (19,9 Prozent) und den Geistes- und Sozialwissenschaften mit rund 590 Millionen Euro (16,2 Prozent); Projekte ohne fachliche Zuordnung wurden mit rund 156 Millionen Euro (4,3 Prozent) gefördert.

    In ihrem Bericht über das Förderhandeln der DFG seit der vergangenen Mitgliederversammlung im Juli 2021 hoben Präsidentin Becker und Generalsekretärin Dr. Heide Ahrens als ein zentrales Thema die Aktivitäten zur weiteren Erforschung des Coronavirus und der vielfältigen Dimensionen der Coronavirus-Pandemie hervor. Bei dieser kommt der Arbeit der 2020 von der eingerichteten und nunmehr bis Ende 2023 verlängerten interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung grundlegende Bedeutung zu. Ein weiterer Akzent waren die entwickelten und inzwischen größtenteils bereits in die Umsetzung gelangten Maßnahmen für die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW), mit denen die DFG deren Forschungspotenziale besser erschließen will. Mit der Einrichtung einer Präsidialkommission nimmt die DFG auch das Thema Nachhaltigkeit und die stärkere Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens in ihrem institutionellen Handeln in den Blick.

    „Drei intensive Tage für die Forschung und Forschungsförderung“

    Weitere Themen der Freiburger Jahresversammlung waren unter anderem ein Positionspapier des DFG-Präsidiums zu Rolle und Perspektiven der DFG im deutschen Wissenschaftssystem, das ihre besondere Zuständigkeit für die erkenntnisgeleitete Forschung und ihre hohe Verantwortung für die Gestaltung des Wissenschaftssystems betont, zusätzliche Initiativen für die Gleichstellung und die Diversität in der Wissenschaft, Wahlen im Präsidium und Senat sowie aktuelle Förderentscheidungen, bei denen unter anderem erstmals Forschungsgruppen im Bereich der künstlichen Intelligenz bewilligt wurden.

    Mit der Verleihung des Communicator-Preises von DFG und Stifterverband an das Philosophie-Projekt denxte von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Festveranstaltung mit Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, dem Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume und dem Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn konnten zudem erstmals seit 2019 auch wieder öffentliche Veranstaltungen im Rahmen der DFG-Jahresversammlung stattfinden.

    „So haben wir in Freiburg drei sehr intensive Tage für die Forschung und Forschungsförderung erlebt, bei denen uns nicht zuletzt der endlich wieder mögliche direkte Austausch und die vielen persönlichen Begegnungen und Gespräche überaus gefreut haben“, lautete deshalb zum Abschluss das Fazit von Präsidentin Katja Becker, für die das Treffen auch persönlich die erste Jahresversammlung in Präsenz seit ihrer Wahl im Juli 2019 in Rostock war.

    Die DFG-Jahresversammlung 2023 soll in Saarbrücken stattfinden.

    Weiterführende Informationen

    Medienkontakt:
    Marco Finetti, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2109, presse@dfg.de

    Hinweise zur Medienarbeit:
    Zu den genannten wichtigsten Themen und Entscheidungen der Mitgliederversammlung im Rahmen der Jahresversammlung 2022 informiert die DFG nachfolgend in einer Reihe von Pressemitteilungen.

    Alle Pressemitteilungen zur Jahresversammlung 2022 finden sich auch in einer digitalen Pressemappe unter www.dfg.de/service/presse/jahresversammlung_2022

    Begleitende Informationen auch im Internetangebot der DFG unter www.dfg.de und via Social Media unter https://twitter.com/dfg_public

    Der DFG-Jahresbericht 2021 kann mit Sperrfrist 30. Juni 2022 angefordert werden bei: presse@dfg.de

    Eine elektronische Fassung finden Sie ab Donnerstag, 30. Juni 2022, 9 Uhr unter www.dfg.de/jahresbericht


    More information:

    http://www.dfg.de/service/presse/jahresversammlung_2022
    https://twitter.com/dfg_public
    http://www.dfg.de/jahresbericht


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    interdisciplinary
    transregional, national
    Organisational matters
    German


     

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