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05/12/2004 11:30

Zukunftsträchtige Forschung von Arbeitswelt bis Virologie

Dr. Eva-Maria Streier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    Die zwölf neuen Schwerpunktprogramme, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ab Anfang 2005 fördern wird, beschäftigen sich mit Themen wie Betonverarbei-tung, Kulturen im Mittelalter, Astrophysik oder Verwandtschaftsverhältnissen von Tieren. Der Senat der DFG wählte sie aus 80 Anträgen aus und unterstützt sie in den ersten zwei Jahren mit insgesamt 32,6 Millionen Euro.

    Zukunftsträchtige Forschung von Arbeitswelt bis Virologie
    DFG bewilligt zwölf neue Schwerpunktprogramme

    Nr. 21
    12. Mai 2004

    Die zwölf neuen Schwerpunktprogramme, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ab Anfang 2005 fördern wird, beschäftigen sich mit Themen wie Betonverarbeitung, Kulturen im Mittelalter, Astrophysik oder Verwandtschaftsverhältnissen von Tieren. Der Senat der DFG wählte sie aus 80 Anträgen aus und unterstützt sie in den ersten zwei Jahren mit insge-samt 32,6 Millionen Euro. Die Zahl der im Jahr 2005 insgesamt geförderten Schwerpunktpro-gramme beträgt damit 109. Mit dem Förderinstrument "Schwerpunktprogramm" will die DFG Wissenschaftler unterschiedlicher Forschungseinrichtungen zu bestimmten Projekten in sich entwickelnden Forschungsfeldern zusammenführen. Die Laufzeit von Schwerpunktprogram-men beträgt in der Regel sechs Jahre.

    Die neuen Programme im Einzelnen:

    Lebenswissenschaften

    Das Schwerpunktprogramm "Membranumhüllung von Viruspartikeln und zellulären Struktu-ren" führt die Gebiete der Zellbiologie und der Virologie zusammen. Es befasst sich mit Viren und Zellorganellen und will die gemeinsamen Mechanismen untersuchen, die die Einhüllung von Organellen und Viren mit Membranen bewirken. Dabei ist der Blick der Grundlagenfor-scher immer auch auf die Anwendung gerichtet. Das Verständnis der Prinzipien der Einhül-lung könnte zur Entwicklung neuartiger Interventionsstrategien führen. Der Schwerpunkt soll Virologen, Zellbiologen, Biochemiker, Strukturbiologen und Biophysiker zusammenführen. Zu den zu untersuchenden Viren gehören bedeutende den Menschen befallende Erreger wie HI-, Ebola-, Hepatitis C- oder Herpesviren.
    (Koordinator: Professor Dr. Hans-Georg Kräußlich, Universität Heidelberg)

    Ob die Verwandtschaft von Tieren, zu denen auch Schwämme gehören, sowie Gliederfüßlern, darunter die Insekten, und Coelomtieren durch das bisher allein mögliche Sortieren nach Kör-perform und inneren Merkmalen falsch eingeschätzt wurde, soll das Schwerpunktprogramm "Stammesgeschichte der Tiere - Deep Metazoan Phylogeny" klären. Es könnte sein, dass erst eine methodenkritische Betrachtung sowohl der morphologischen wie der molekularen Daten die richtigen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Arten wiedergibt. Die Wissenschaft-ler sollen Wissenslücken aufgrund von mehrdeutigen Dateninterpretationen, fehlenden Unter-suchungen und unzureichenden Beschreibungen schließen.
    (Koordinator: Professor Dr. Johann-Wolfgang Wägele, Universität Bochum)

    Geistes- und Sozialwissenschaften

    Viele Unternehmen bieten älteren Mitarbeitern einen vorzeitigen Berufsausstieg an, damit jüngere und vermeintlich produktivere Arbeitnehmer nachrücken können. Die Kombination von gestiegener Lebenserwartung und immer kürzerer Erwerbstätigkeit ist ein Grund für die Krise der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland. Die am neuen Schwerpunktprogramm "Altersdifferenzierte Arbeitssysteme" beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen Strategien entwickeln, wie Mitarbeiter in Unternehmen altersgerecht eingesetzt wer-den können, um sie länger im Berufsleben zu halten. So genannte Lebensspannen-Modelle sollen konkrete Hinweise geben, wie Arbeitssysteme optimiert und mit welchen Maßnahmen für unterschiedliche Altersgruppen adäquate Arbeitsbedingungen geschaffen werden können.
    (Koordinator: Professor Dr. Ekkehart Frieling, Universität Kassel)

    Im Zuge der europäischen Einigung wird die Frage nach der kulturellen Identität Europas intensiv diskutiert. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen im neuen Schwerpunkt-programm "Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter" die bis-her in der Forschung akzeptierte Theorie der christlichen Einheitskultur Europas in Frage. Das lateinisch-christliche Europa stand bereits vor dem Mittelalter in ständiger Wechselwirkung mit der griechisch-orthodoxen, der jüdischen und der islamischen Kultur. Diese Konfrontation führte jedoch nicht zur gegenseitigen Abgrenzung, sondern zur Anpassung und zum Aus-tausch der unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Die beteiligten Historiker, Islamwissen-schaftler, Ökonomen und Theologen erhoffen sich von der Erforschung transkultureller Be-ziehungen ein besseres Verständnis der historischen Entwicklung Europas.
    (Koordinator: Professor Dr. Michael Borgolte, HU Berlin und Dr. Bernd Schneidmüller, Uni-versität Heidelberg)

    Ingenieurwissenschaften

    An Werkstoffe werden in Zukunft Anforderungen gestellt werden, die nur mittels Eingriffen auf Mikro- und Nano-Ebene erreicht werden können. Zusätzlich werden Bauteile immer klei-ner. In dem Schwerpunktprogramm "Nanoskalige anorganische Materialien durch molekula-res Design: Neue Werkstoffe für zukunftsweisende Technologien" arbeiten deshalb Material-wissenschaftler zusammen mit Molekül- und Festkörperchemikern an der Entwicklung von Konzepten zur Herstellung neuartiger Materialien mit maßgeschneidertem Aufbau.
    (Koordinatoren: Professor Dr. Ralf Riedel, TU Darmstadt, Professor Dr. Peter Greil, Universität Erlangen-Nürnberg)

    Das Schwerpunktprogramm "Nachhaltiges Bauen mit ultra-hochfestem Beton (UHPC)" be-fasst sich mit ultra-hochfestem Beton, der aufgrund seiner Zusammensetzung und seines Her-stellungsverfahrens in seiner Belastbarkeit eher Stahl als herkömmlichem Beton ähnelt. Mit dem Programm wollen die Wissenschaftler die technisch-wissenschaftlichen Grundlagen le-gen, um ultra-hochfesten Beton in die Anwendung zu bringen. Sie versprechen sich von dem Werkstoff nicht nur filigranere Bauteile und Konstruktionen und somit eine ansprechendere Architektur, sondern wegen des viel geringeren Zementgehalts auch eine erhebliche Verringe-rung der bei der Zementproduktion erforderlichen Energie und damit einhergehend des Koh-lendioxidausstoßes.
    (Koordinator Professor Dr.-Ing. Michael Schmidt, Universität Kassel)

    In dem Schwerpunktprogramm "Prognose und Beeinflussung der Wechselwirkungen von Strukturen und Prozessen" befassen sich Mechaniker, Thermodynamiker, Mathematiker, Werkstoff- und Produktionswissenschaftler mit der systematischen Erforschung der Wech-selwirkungen an der Schnittstelle zwischen Strukturen und Prozessen technischer Systeme. Über die Fächergrenzen hinweg suchen die Wissenschaftler nach Methoden und Ansätzen, um im Prozessvorfeld gezielt die Produktionsmechanismen beeinflussen zu können und damit das Ergebnis zu verbessern.
    (Koordinator: Professor Dr.-Ing. Berend Denkena, Universität Hannover)

    Im Mittelpunkt des Schwerpunktprogramms "Organic Computing" stehen Computersysteme, die sich selbst organisieren, optimieren, reparieren, schützen und den Umgebungsbedingun-gen anpassen. Organische Computersysteme sind inspiriert von Ideen aus der Biologie. Sie basieren aber auf herkömmlicher Siliziumtechnologie. Ihre lebensähnlichen Eigenschaften wirken sich auf der Ebene des Gesamtsystems und beim Aufbau und Zusammenspiel ihrer Komponenten aus. Ziel der Forschung ist es, unter immer komplexeren Bedingungen anwen-derfreundliche und sichere Informationsinfrastrukturen zu schaffen.
    (Koordinator: Professor Dr. Hartmut Schmeck, Universität Karlsruhe)

    Naturwissenschaften

    Die Entwicklung von Galaxien und superschweren Schwarzen Löchern steht derzeit im Fokus der Astrophysik. Mit dem Zusammenführen der Phänomene auf kleinsten und sehr großen Skalen beginnt eine neue Ära der extragalaktischen Astronomie. Neue Teleskope bieten dabei die Voraussetzungen für einen verbesserten Blick ins Universum. Das Schwerpunktprogramm "Zeugen der kosmischen Geschichte: Bildung und Entwicklung von Galaxien, Schwarzen Löchern und ihrer Umgebung" soll Wissenschaftler verbinden, die aus den jüngsten Entwick-lungen auf diesem Gebiet Gewinn ziehen.
    (Koordinator: Professor Dr. Peter Schneider, Universität Bonn)

    In dem Schwerpunktprogramm "Klima und Wetter des solar-terrestrischen Systems" steht die Interaktion zwischen Sonne und Erdatmosphäre im Mittelpunkt. Solarphysiker, Umweltphy-siker, Chemiker, Meteorologen und Klimaforscher arbeiten zusammen an einer Quantifizie-rung des Einflusses von Schwankungen der Sonnenstrahlung auf die Erde. Denn die Sonne "flackert", zu unterschiedlichen Zeiten gelangt unterschiedlich viel Strahlung bis zur Erde. Die interdisziplinäre Betrachtung dieser Prozesse und der Kopplung zwischen Sonnenstrah-lung, hoher und tiefer Atmosphäre soll zum Verständnis der Prinzipien von Klimaänderungen beitragen.
    (Koordinator: Professor Dr. Franz-Josef Lübken, Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik, Kühlungsborn)

    Enzyme sind die Katalysatoren der Natur, die hoch effizient und selektiv chemische Umwandlungen vollziehen. Chemiker bemühen sich seit langem, künstliche Pendants mit ähnlichen Eigenschaften zu finden. Das Schwerpunktprogramm "Organokatalyse" beruht auf dem Konzept, dass kleine organische Moleküle die Aufgabe von Enzymen übernehmen können. Diese Organokatalysatoren sind deshalb so attraktiv, weil sie im Gegensatz zu den bisher meist verwendeten Metallkatalysatoren ungiftig, robust, günstig erhältlich und relativ einfach herzustellen sind. Die Wissenschaftler wollen in dem Schwerpunktprogramm neue organokatalytische Prozesse entwickeln, deren Funktionsweise aufklären und auf verschiedene, auch industriell relevante Synthesen anwenden.
    (Koordinator: Professor Dr. Benjamin List, MPI für Kohlenforschung, Mülheim)

    Atome und Elektronen verhalten sich wie Ziegelstein und Mörtel: Erst die Elektronen ermög-lichen eine feste Verbindung. Zusätzlich bestimmt die Verteilung der Elektronen zwischen den Atomen alle chemischen Eigenschaften eines Stoffes. Das neue Schwerpunktprogramm "Experimentelle Elektronendichte als Schlüssel zum Verständnis chemischer Wechselwir-kung" nimmt sich der Bestimmung der Elektronendichte-Verteilung in verschiedenen chemi-schen Verbindungen an. Insbesondere mit dem neuen Forschungsreaktor in Garching sind jetzt die apparativen Voraussetzungen geschaffen, um in neue Präzisionsbereiche vorzudrin-gen. Die genaue Kenntnis der Elektronendichte ermöglicht beispielsweise das gezielte Design neuartiger Werkstoffe mit vorher bestimmten Eigenschaften oder das Verständnis von Orga-nisationsprozessen in biologisch relevanten Strukturen. Die beteiligten Forscher erhoffen sich dadurch ein neues Beobachtungsfenster in die Welt der Atome und somit der theoretischen und Synthesechemie einen wichtigen Impuls zu verleihen.
    (Koordinator: Professor Dr. Dietmar Stalke, Universität Würzburg)

    Weitere Informationen unter http://www.dfg.de/spp


    More information:

    http://www.dfg.de/spp


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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